Cover des Buches Don Quijote (ISBN: 9783551783752)
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Rezension zu Don Quijote von Flix

Eine gelungene Neuinterpretation des Klassikers

von Ilderica vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Witzig und nachdenklich zugleich, hat mir sehr gut gefallen :)

Rezension

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Ildericavor 8 Jahren

Die Graphic Novel von Don Quichotte orientiert sich zwar weitgehend an dem Inhalt von Cervantes Original. Gleichzeitig will Flix die Erzählung aber nicht einfach nachzeichnen sondern er bietet hier eine neue Interpretation. Der Ritter von der traurigen Gestalt ist hier ein alter Herr, er reitet auf einem Fahrrad, sein Knappe/Enkel reitet ein Dreirad. Der Wahn des Quijano hier in fortschreitende Demenz umgedeutet.

Auch wenn man die eigentliche Geschichte ihrem Ablauf nach wieder erkennt, gibt es somit starke Abweichungen. Insbesondere wurde den Windmühlen – die ja wohl der mit Abstand bekannteste Aspekt des Originals sind – ein wesentlich bedeutenderer Part zugestanden: Quijanos Heimatort soll in einen Windpark umgewandelt werden. Gewissermaßen kämpft dieser Quichotte also die ganze Zeit über gegen Windmühlen.


Mir hat diese Graphic Novel ausgesprochen gut gefallen. Erst einmal ist sie flüssig zu lesen und zeichnet sich durch humorvolle Bilder aus. Mir hat aber auch die Interpretation gut gefallen. Dabei bin ich bei so etwas durchaus kritisch. Aber hier wird eine aktuelle Doppelbödigkeit hinein gebracht, die aufgeht und wobei weder das eigentliche Werk leidet oder banalisiert wird, noch das Gefühl entsteht, hier wollte jemand einfach nur modern sein.

Besonders hat mir auch die leichte Selbstironie des Autors gefallen. Übt das Original Kritik an den Ritterromanen, so wird das hier mit einem Augenzwinkern auf Comics übertragen. „Comics sind gefährlich. Denn sie haben nichts mit der Realität zu tun!“ (Leserbrief Quijanos). Und doch landet Quijano eben (wortwörtlich) in einem Comic.

Daneben wirft die Graphic Novel auf unaufdringliche Art auch durchaus ernste und aktuelle Themen auf. Wenn wir für Alternative Energie sind, sind wir dann auch bereit, sie neben unserem Garten zu dulden? Dafür umzuziehen? Oder: Wie sieht ein würdiger und zugleich machbarer Umgang mit Demenzkranken aus?

Eine Kleinigkeit hätte ich allerdings auch zu bemängeln – und zwar am Ende. Im Gegensatz zu dem recht allgemeinen Wahn ist eine Demenz etwas sehr reales. Und unheilbares. Ich weiß nicht, wie man dies am besten aufgelöst hätte (Quichotte im Original ist ja am Ende geheilt). So wie es ist aber fand ich es unbefriedigend und unrealistisch.


Insgesamt hat mir die Graphic Novel dennoch sehr gut gefallen und ich würde sie weiterempfehlen. Man sollte allerdings wissen, dass es sich um eine moderne Interpretation handelt und bereit sein, sich darauf einzulassen. Ein bisschen ist es, wie wenn man ins Theater geht und ein altes Stück in einer ins Moderne versetzten Interpretation sieht. Im ersten Moment stutzt man, aber wenn es gut gemacht es, kann es eine Bereicherung sein und neue Perspektiven eröffnen.

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