Cover des Buches Newton - Wie ein Arschloch das Universum neu erfand (ISBN: 9783446254602)
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Rezension zu Newton - Wie ein Arschloch das Universum neu erfand von Florian Freistetter

Die „anderen Seiten“ des Genies betrachtend

von M.Lehmann-Pape vor 7 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 7 Jahren

Die „anderen Seiten“ des Genies betrachtend

Frisch von der Leber weg, fast umgangssprachlich und immer mit einem klaren Blick auf die nicht sonderlich beglückenden Seiten Isaac Newtons, so „schreibt“ sich Freistetter durch die Erkenntnisgeschichte des eigenwilligen Genies, der, zwischenmenschlich betrachtet, eine Katastrophe nach der anderen lancierte.

Nicht umsonst schreibt George Bernhard Shaw:

„Newton war in der Lage, erstaunliche Fähigkeiten mit einer Leichtgläubigkeit und einem Wahn zu kombinieren, die selbst für einen Hasen eine Schande darstellen würden“.

Ein Zitat, das Freistetter wie eine Überschrift über sein Werk stellt und dem er im Verlauf der Lektüre absolut gerecht wird. Denn so hat man Newton landläufig nun wirklich noch nicht kennengelernt.

Ein Egoist von Gottes Gnaden, ein streitbarer Fiesling, der es scheinbar darauf anlegte, es sich mit jedem menschlichen Wesen zu verderben, dass in Reichweite geriet.

Und dabei gelingt es Freistetter durchaus, diese Faszination für den Wissenschaftler Newton ebenso im Buch anklingen zu lassen, wie der gelinde Abscheu gegenüber einem menschlichen „Ekelpaket“.

„Lieber als mit anderen Menschen beschäftigte sich Newton daher mit der ihn umgebenden dinglichen Welt“.

Und selbst als Lehrer an der Universität scheint das nicht anders gewesen zu sein. Denn keinerlei Berichte oder Aufzeichnungen ehemaliger Studenten lässt sich finden.

„Wenige kamen und noch weniger verstanden ihn“, diesen nachlässigen, schlampig wirkenden Gelehrten, der auch kein Problem damit hatte, die leeren Wände „anzureden“. Hauptsache ohne Kompromiss. Denn wie in der Wissenschaft, so auch im menschlichen Umgang, eindeutig dominant und kein bisschen einsichtig oder wenigsten höflich lebte Newton sein Leben.

Wovon schon der erste Auftritt in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit kündet. Der leiseste Anhauch von Kritik wurde unbarmherzig öffentlich beantwortet, wie der rege Schriftkehr der Anfangsjahre zeigt.

„Er vertrug die Kritik so schlecht wie ein kleines Kind, und ebenso trotzig verhielt er sich auch“. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass Newton ein „Geheimniskrämer“ erster Güte ebenfalls war, wie Freistetter erläutert und damit auch die mangelnde Empathie Newtons in den Raum stellt. Denn kein bisschen war dieser in der Lage, Kollegen Zeit zu geben, seine seit Jahren überlegten und dann ad hoc veröffentlichten Thesen in Ruhe sinken zu lassen.

Und dennoch, „was in der Physik seit 1687 (dem Zeitpunkt der Veröffentlichung der „Principa“, Newtons Magnus Opus) erreicht wurde, bleibt im Grunde nur eine Randbemerkung zu den „Principa“.

Freistetter gelingt, ohne das „Denkmal“ des Wissenschaftlers zu beschädigen, den unsympathischen Menschen Newton Seite für Seite dem Leser sehr nahe zu bringen und damit ein schillerndes, anregend zu lesendes biographisches Bild zu vermitteln.
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