Einer der am meisten beschriebenen Kriminalfälle (nie wurde über so wenige so viel geschrieben, wie Petra Terhoeven feststellte) wurde hier verhandelt.
Dementsprechende Beachtung erfuhr auch der Prozeß gegen vier Gründungsmitglieder der RAF von Mai 1975 bis April 1977 in der eigens zu diesem zweck errichteten Mehrzweckhalle, vor allem in Austs Baader-Meinhof Komplex Thema wie auch in vielen Filmen, Dokumentationen.
Nun hat eine Gruppe von Wissenschaftlern es sich zur Aufgabe gemacht, die unzähligen Seiten Gerichtsprotokolle zugänglich zu machen.
Erste Auszüge davon sind in dem soeben im Christoph Links Verlag erschienenen "Die Stammheim- Protokolle" von Florian Jessberger und Inga Schuchmann zu finden. Die Wortgefechte zwischen Anklägern und Richtern auf der einen, den Angeklagten und ihren Verteidigern auf der anderen Seite sind teils auf hohem Niveau, heute aber kaum nachzuvollziehen.
Von besonderem Interesse waren für mich die Aussagen des sogenannten Kronzeugen Gerhard Müller (am 15.6. 1972 mit Ulrike Meinhof verhaftet), aber auch die Auslassungen der späteren Anführerin der zweiten Generation, Mohnhaupt. Hier ist für den Leser mehr über die RAF zu erfahren als in einigen anderen Werken. Wie Andreas Baader zum Beispiel Angela Luther und auch Irmgard Möller in seine Attentatspläne verstrickte, ist von verstörender Kälte. Durch Mohnhaupts Verblendung wird mehr über die Verfassung derer spürbar, die zu Killern wurden, um Baader, Ensslin und Co aus der Haft frei zu pressen...
Ein wichtiges Stück Zeitgeschichte, das hoffendlich ein Anfang für die "RAF-Erzählung ist.