Formánek Josef

 3,7 Sterne bei 22 Bewertungen
Autor*in von Die Wahrheit sagen.

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Cover des Buches Die Wahrheit sagen (ISBN: 9788090635401)

Die Wahrheit sagen

 (22)
Erschienen am 04.04.2016

Neue Rezensionen zu Formánek Josef

Cover des Buches Die Wahrheit sagen (ISBN: 9788090635401)
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Rezension zu "Die Wahrheit sagen" von Formánek Josef

Das Leben ist ein süßes Elend
Frau_M_aus_Mvor 2 Jahren

Als ich die letzte Seite dieses Romans gelesen hatte, dachte ich: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Aber mit diesem einen Satz werde ich wohl dem Anspruch an eine Rezension nicht gerecht.
Also gut. Die Geschichte ist nichts für zarte Gemüter. Der Titel „Die Wahrheit sagen“ ist nicht zu viel versprochen. Es wird eine Menge Wahrheit gesagt. Und weil die Wahrheit etwas ist, was einen ziemlich wegreißen kann, worin man leicht umkommen kann, wird gleich unten auf dem Buchtitel ein Strohhalm zum Festhalten angeboten: die Liebe zum Leben.
Die Story: Der sehr alte Bernhard Mares erzählt einem Journalisten, dem Ich-Erzähler, sein Leben. Darin ging es von Anfang an unstrukturiert und rücksichtslos zu. Bernhard bleibt nichts erspart. Er muss viel einstecken, teilt auch viel aus. Er macht viele Fehler, hat aber auch unerwartetes Glück.
Geboren als unerwünschtes Kind, wird er ausgesetzt vor einer Kirche, zunächst aufgenommen bei einer alleinstehenden kinderlosen Frau, dann aber doch in ein Waisenhaus abgeschoben. Als Erwachsener gerät er „auf den Weg durch die Niederungen des 20. Jahrhunderts“ wie es so richtig auf der Buchrückseite heißt. So wird er erst SS-Mann, dann Übersetzer bei den Russen, schließlich Funktionär bei den Kommunisten und landet dann für viele Jahre immer wieder in Gefangenschaft, wird gedemütigt, misshandelt, gefoltert. Mehrmals steht er dem Tod Auge in Auge gegenüber. Ihm begegnet eine ungewöhnliche, lang andauernde und dennoch nicht erfüllende Liebe. Mit 45 Jahren kommt er schließlich frei und steht quasi am Anfang, sein Leben zu gestalten.
Es ist erstaunlich, was ein Mensch alles überstehen kann. Immer wieder zwischendurch findet sich der Versuch, die Katastrophen zu fassen, einen Sinn zu finden, das Ganze irgendwie einzuordnen. Die Wahrheit allerdings ist einfach zu hart. Der Erzähler streut also immer wieder philosophische Sinnsprüche ein. „Wahrheit erzeugt Hass. (Ausonius)“, „Der folgende Tag ist der Schüler des vorherigen. (Publilius Syrus), „Das günstige Schicksal prüft den glücklichen Menschen, das ungünstige die großen. (Plinius)“. Auch gibt es immer wieder Passagen, in denen sich der Journalist mit dem auseinandersetzt, was Mares ihm erzählt hat. Er versucht, es ins Verhältnis zu setzen, den Zusammenhang zu erweitern, die Sache von einer anderen Seite aus zu betrachten. „Die Wahrheit ist eine Hure …“ Obwohl diese literarischen Nothaltegriffe ziemlich dicht gesät sind, gibt davon keinesfalls zu viele. Sie sind wie ein Sicherheitsgeländer, das dem Leser Halt gibt, über die Abgründe der Wahrheit gehen zu können. Ich habe Lust, noch ein paar Zitate hier einzufügen.
Im Grunde wird alles enttarnt, den Dingen wird der Heiligenschein genommen. Der Mensch hält sich am Guten fest, aber Mares sagt: auch das Böse muss getan werden, damit die Welt im Gleichgewicht bleibt. Man überlebt. Solange die Kraft dafür reicht. Das Leben passiert einfach. Vielleicht können wir manchmal etwas beeinflussen, aber im Grunde sind wir viel zu klein. Weil wir es können, suchen und finden wir Erklärungen dafür, warum wir überleben. Der Selbsterhaltungstrieb hat beim Menschen tolle Möglichkeiten entwickelt. Wenn es außen nichts mehr gibt, woran man sich festhalten kann, dann haben wir immer noch Phantasien, Erinnerungen, Hoffnungen und andere Projektionen, die neue Energie freisetzen.
„Die Wahrheit sagen“ ist ein sehr starkes Buch. Es zeigt, dass es möglich, auch mit dem heftigsten Schicksal am Ende Frieden zu schließen. „Dieses Buch war für mich wie ein Gebet. Oft war ich erfüllt von schaudernder Angst und Hoffnungslosigkeit…“

Cover des Buches Die Wahrheit sagen (ISBN: 9788090635401)
B

Rezension zu "Die Wahrheit sagen" von Formánek Josef

Höhen und Tiefen
Buechersissivor 8 Jahren

Dieser Roman hat es wirklich in sich - die Geschichte an sich eben so wie die Art und Weise, wie sie erzählt wird, sind sicher nichts für ganz sensible Häute. Dabei ist das Buch aufgrund seiner Spannung und seiner tiefgründigen Reflexion über das Leben und alle großen Themen im Leben - wie Herkunft und Wurzeln, Treue und Wahrheit, Liebe und Tod - absolut lesenswert.

Knapp zum Inhalt: Der Protagonist, Bernhard Mares, hat ein langes und besonders hartes Leben hinter sich, das im Zeichen des Zweiten Weltkrieges steht, als er auf den alkoholkranken Schriftsteller Josef trifft. Mit diesem schließt er einen Pakt und infolgedessen führt er ihn an alle jene Orte, an welchen sich in seinem Leben schicksalhafte Ereignisse zugetragen haben. So durchlebt er seine heftige Vergangenheit ein weiteres Mal: sein Leben begann mit der Geburt in einer Straßenbahn in Wien, setzte sich als Kind im Waisenhaus fort, ab dem Alter von 16 Jahren diente er in der SS, später als Dolmetscher in der Roten Armee und schließlich als Parteisekretär in der Tschechoslowakischen Armee, woraufhin lange Jahre in Haft und Sorge ums Leben folgten. Wesentlich innerhalb all dieser Wirren ist die Liebe zu Sophie, eine Jüdin, welche er im KZ kennenlernte. Sie wiederzufinden, ist sein wichtigstes Ziel.

Meinung: Wie bereits erwähnt, hat dieses Buch es in sich. Es ist nicht die richtige Lektüre, wenn man nach oberflächlicher Ablenkung sucht. Denn es geht tief unter die Haut, und die eigene Auseinandersetzung mit den Schilderungen erfordert Zeit und Aufmerksamkeit. Aber die Lektüre lohnt sich, denn man gewinnt in vielerlei Hinsicht etwas für sich selbst daraus.
Ich habe angefangen, mich im Rahmen des Leseprozesses aktiv mit großen Fragen auseinanderzusetzen, die meine Persönlichkeit, aber auch die Menschheit allgemein betreffen: Würde ich dies oder jenes tun? Ist die Handlung nachvollziehbar? Wie können Menschen zu all dem fähig sein?
Die Reflexionen des Autors haben mir persönlich sehr geholfen, sie bringen ein wenig Abkühlung und Ruhe in die erhitzte Geschichte, und sie ermöglichen es, Worte und Beschreibungen für die Emotionen zu finden, die sich bei der Lektüre einfinden.
Ich denke, dass gerade dieses Buch eines ist, bei welchem sich jeder Leser selbst seinen ganz persönlichen Zugang schafft - aber auf welche Weise dies auch geschieht und welche Gedanken einem dabei auch durch den Kopf gehen - es ist meiner Ansicht nach auf alle Fälle lohnenswert und eindeutig als persönlicher Gewinn zu sehen, das Buch bis zum Ende zu lesen.

Es gibt sogar einen Trailer zu diesem Buch, er findet sich auf der Facebook-Seite zu "Die Wahrheit sagen": https://www.facebook.com/diewahrheitsagen/videos/vb.1092740980778497/1115038931882035/?type=2&theater&notif_t=like&notif_id=1466978186553985

Cover des Buches Die Wahrheit sagen (ISBN: 9788090635401)
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Rezension zu "Die Wahrheit sagen" von Formánek Josef

Die Wahrheit sagen
eleisouvor 8 Jahren

Ich habe von diesem Buch noch einmal mehr erfahren müssen, dass ich mit der Wahrheit nicht gut umgehen kann, wenn sie so brutal ist wie in dem Buch erzählt. Wenn man von der Wahrheit ausgehen kann, denn es war mit schon manchmal zuviel des Guten. Schonunglos beschreibt der Autor das Leben des Bernhard Mares, der in einer Müllkippe lebt und sein ganzen Leben über viel Leid und Trauer erlebt hat sei es als Weise, im Heim, spater als SS Soldat. Einziger Funken in seinem Leben: seine Liebe zur Sophie, die er im KZ Mauthausen kennenlenrt und die sein auf einzig guter Weise Leben stigmatisiert. 
Die Reise auf die der Autor den Leser schickt ist alles andere als unterhaltsam, ich konnte viele Nächte vom Nachdenken nicht einfach einschlafen. Fazit: es ist kein Roman für erholsame Stunden, eher das Gegenteil und muss nicht wirklich sein.

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