Rezension
„Als es dich gab“ erzählt von Les, dem Landvermesser, dem Dichter, dem Naturliebhaber, dem Schöngeist, dem untreuen Ehemann und Geliebten. Seine Geschichte beginnt, wie jedes Leben beginnt, mit seiner Geburt. Eine glücklose Geburt, denn seine Mutter, selbst fast noch ein Kind wird ihn nicht halten und beschützen, sondern ihn zur Adoption freigeben. Aber aus ihren Gedanken wird sie ihn nie freigeben können, sie wird sich ihr Leben lang fragen, was wohl aus dem verlorenen Jungen geworden ist.
Im nächsten Teil erzählt nun nicht Les selbst von seinem Weg, der Leser sieht Les aus Sicht von Clay, seinem Kollegen. Clay, der Sarah, Les Geliebte begehrt, aber im Grunde Les liebt. Sarah scheint er eher zu beneiden, da sie Les am nähesten kommt, ihn riechen, schmecken und fühlen darf. Clay kann sich seinem Kollegen Les, dem Arbeiter, dem Beobachter, dem Frauenheld, dem Schönling nicht offenbaren; ein wirrer Vorstoß in angetrunkenem Zustand wirkt sehr verzweifelt und distanziert Clay eher, als er ihn Les näher zu bringen vermag. Clay kommt sich zunehmend als fünftes Rad am Wagen vor, wenn er Zeit mit Sarah und Les verbringt. Er trifft eine einsame Entscheidung, eine verhängnisvolle Entscheidung.
Sarah kommt zu Wort und ihr Kapitel ist von Trauer, purer Sehnsucht und Verzweiflung getragen, denn Clays Verhängnis betrifft sie mit unter am meisten. Ihre Gedanken sind ungefiltert, unsortiert und treffen direkt ins Herz, sie ummanteln deine Seele und du wirst ihre Trauer, ihre sehnsuchtsvolle Liebe und ihre nackte Verzweiflung spüren.
Als Les sich meldet ist seine letzte Szene lang vergangen, seine Erklärungen und Anmerkungen, wie Outtakes seines Lebens.
Der Lyriker Forrest Gander beschreibt in seinem ersten sehr schmalen Roman auf eine sehr poetische Weise eine große Geschichte die alles enthält, was uns zu Menschen macht. Liebe, Freundschaft, Sehnsucht, Neid, Verrat, Tod, Trauer. Seine Sprache ist ausgewählt, bezaubernd und schonungslos offen. Er sieht mit offenen Augen und spricht mit loser Zunge und hinterlässt seine Spuren. Camus würde sagen…“So leichtfüßig ehrlich.“