Cover des Buches Die venezianische Agentin (ISBN: 9783851791662)
Rezension zu Die venezianische Agentin von Frédéric Lenormand

Rezension zu "Die venezianische Agentin" von Frédéric Lenormand

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Panik im Dogenpalast! Mitten in der Sitzung des Großen Rats wird der edle Patrizier Zan Pelizzioli, in Anwesenheit von eintausendfünfhundert Adligen, erstochen. Niemand scheint etwas bemerkt zu haben.Saverio Barbaran, bekannt und gefürchtet als der "Rote Inquisitor" hat seine Gründe, den Mord geheim zu halten. Er beauftragt Leonora Pucci, den Fall mit aller nötiger Diskretion aufzuklären. Doch das gestaltet sich als äußerst schwierig: Der Bote der Leonora den Auftrag übermitteln soll, wird vergiftet aufgefunden - in seiner Hand befindet sich ein rätselhaftes Gedicht. Mit Hilfe des charmanten Flaminio del Oio findet Leonora heraus, dass dieses Gedicht von dem vor zehn Jahren verstorbenen Dogen Grimani sein muss. Kurzerhand entschließt sie sich, die Druckerei aufzusuchen, die Grimanis Gedichte druckt. Dort angekommen findet sie den Drucker tot auf. Zu allem Übel plant Leonoras Stiefmutter sie, als junge Erbin der Familie dalla Frascada, mit einem reichen venezianischen Adligen zu verheiraten, um die Finanzen ein wenig aufzubessern. Schon bald findet sich Leonora in einer Verstrickung aus Gewalt, Kriminalität und dem ganz alltäglichen venezianischen Wahnsinn wieder und merkt gar nicht, dass sie sich mit ihren Ermittlungen selbst in Gefahr bringt. * Zunächsteinmal muss ich sagen, dass ich von diesem Roman etwas anderes erwartet hatte! Nachdem ich mir die Inhaltsangebe durchgelesen hatte, hatte ich mich eigentlich auf einen historischen Kriminalroman der eher ernsten Sorte eingestellt. Doch das war nur bedingt der Fall! Der Roman lebt förmlich von dem Zynismus und der Ironie seiner Protagonisten. Da mich sowohl zynische als auch ironische Äußerungen oft zum Schmunzeln bringen, hat mich der Roman schon nach den ersten paar Kapiteln sofort in seinen Bann gezogen. * Es fällt wirklich nicht schwer, den Roman in einem Stück zu lesen, da sowohl die Ermittlung im Mordfall als auch die übrig Handlung des Romans rasch voranschreitet. Mir als Leser fiel es schwer, den Roman beiseite zu legen, da die Ermittlungen so spannend waren und so turbulent abliefen, dass ich total von dem Geschehen gefesselt war. Als Leser kann man der Geschichte sehr leicht folgen, ohne von trockenen Ermittlungen gelangweilt zu werden. * Der Schriebstil des Romans fiel mir als sehr angenehm auf. Die Sprache scheint der des Venedigs zur damaligen Zeit gut nachempfunden zu sein. Als Leser kann man komplett in diese Welt abtauchen und vergisst, dass man gerade im kalten Deutschland sitzt und keine pompösen Kleider trägt ;). Der Schreibstil aber auch die sorgfälltige Hintergrundrecherche verleiht dem Roman Authentizität. Als Leser fühlt man sich, als könne man beim Lesen sogar etwas über die damalige Zeit lernen, zum Beispiel über die Lebensverhältnisse des Adels und des Bürgertums, aber auch über die damalige Hierarchie. * Der Roman lebt fast ausschließlich von den Ermittlungen in dem Mordfall. Andere Handlungsstränge gibt es kaum, was mir persönlich aber gut gefallen hat. Schließlich wollte ich das Buch lesen, gerade weil es ein Kriminalroman ist. Da fände ich unnötige Handlungsstränge, die nur von der eigentlichen Geschichte ablenken und wegführen, eher störend. Die Probleme, die Leonora hat, da sie von ihren Eltern immer mehr dazu gezwungen wird, endlich zu heiraten, fand ich allerdings sehr amüsant. Dieser Handlungsstrang lenkt kaum vom eigentlichen Thema ab und passt sich ihm geschickt an, ohne in irgendeiner Form störend zu wirken. * Die Protagonisten haben mir alle sehr zugesagt. Vorallem Leonora und Flaminio fand ich, vorallem in Kombination, sehr unterhaltsam und sympathisch. Die Beziehung, die die beiden zueinander haben, fand ich während des Lesens sehr interessant, da sie sich von den üblichen Beziehungen, die Protagonisten eines Romans meistens haben, abhebt. Leonora war mir aufgrund ihrer gerissenen und unglaublich intelligenten und mutigen Art von Anfang an sympathisch. Ich als Leser konnte mich sehr leicht mit ihr identifizieren und mit ihr mitfühlen, wenn sie von ihren Eltern mal wieder unterschätzt oder unter Druck gesetzt wurde. Dank ihrer Intelligenz und vorallem ihrer Menschenkenntnis fällt es ihr leicht, die nötigen Informationen bzw. Hilfe von ihren Mitmenschen zu erlangen, indem sie sie teilweise auch mal recht geschickt mit ihren weiblichen Reizen bezirzt. * Der Schluss im Speziellen hat mir auch sehr gut gefallen. Der Autor hat dieses Ende wirklich wunderbar gelöst, sodass keine Fragen offen bleiben und man mit dem Schluss durchaus zufrieden sein kann! Gerechnet hätte ich mit diesem Ausgang der Geschichte allerdings nicht. Da die Handlung allerdings nicht vorhersehbar ist, war das wohl auch beabsichtigt. Ich finde es sehr schön, dass es endlich mal wieder einen Krimi gibt, dessen Ende nicht total vorhersehbar ist oder konstruiert wirkt. * Allerdings gibt es doch zwei Kleinigkeiten, die mich ein wenig gestört haben. Zum einen finde ich, dass man dem Geschehen des Romans aufgrund seiner Verworrenheit teilweise nicht sehr gut folgen konnte. Die Handlungen griffen so sehr ineinander über, dass alles ein wenig undurchsichtig wurde. Dazu beigetragen haben auch die Namen der einzelnen Personen. Diese klangen für mich, die ich die alten Namen Venedigs nicht gewohnt bin, alle recht ähnlich und ich musste mich des öfteren fragen, wer denn nun eigentlich wer ist. Zum anderen finde ich, dass man recht wenig Einsicht in den Hintergrund sowie in die Gedanken und Emotionen der einzelnen Protagonisten bekommt. In manchen Szenen hätte ich gerne detaillierter erfahren, was Leonora gerade denkt und wie sie sich fühlt. Außerdem hätte ich gerne gewusst, welche längst vergangenen Ereignisse Leonora und Flaminio zu dem gemacht haben, was sie sind. Das soll heißen, dass ich einfach gerne ein wenig mehr über ihre familiären Hintergründe (vorallem bei Flaminio) und ihre Vergangenheit im Allgemeinen erfahren hätte. Da dies aber nun schon der zweite Roman über Leonora ist und auch Flaminio im ersten Roman eine Rolle spielt, kann es sein, dass man im ersten Teil eben diese Dinge schon erfahren hat. Da ich den ersten Teil nicht gelesen habe, kann ich darüber nichts aussagen. * Alles in allem finde ich, dass "Die venezianische Agentin" ein überaus gelungener historischer Kriminalroman ist, der einige weniger bedeutsame Mängel aufzuweisen hat. Ich hatte während des Lesens sehr viel Spaß und habe mich gut unterhalten gefühlt. Ich gebe diesem Roman gut und gerne vier Sterne und kann ihn nur jedem empfehlen, der gerne einmal in den Genuss eines historischen Romans mit kriminalistischer Handlung kommen möchte.
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