Rezension zu "Das Kind im Turm" von Françoise Chandernagor
Großartig und bedrückend erzählt Francoise Chandernagor vom Gefängnis im Turm, vom Leben bzw. Dahinvegetieren - keine Kost für Zwischendurch!
Großartig und bedrückend erzählt Francoise Chandernagor vom Gefängnis im Turm, vom Leben bzw. Dahinvegetieren - keine Kost für Zwischendurch!
Der kleine Louis Charles de Bourbon, zweiter Sohn von der berühmt, berüchtigten französischen Königin Marie Antoinette ist in diesem Roman die Hauptfigur. - Erzählt wird sein Leben während der französischen Revolution, sein Leben in Haft. Zuerst noch mit seinen Eltern zusammen, als jedoch sein Vater, der französische König auf Entscheid des Volkes hin, enthauptet wird, wird der kleine Kerl auch noch seiner Mutter entrissen. Zu Gross ist die Gefahr das treue Royalisten sich dazu entscheiden könnten die Königin und den Dauphin (eigentlich war sein älterer Bruder der Erstgeborene, nach dessen frühen und unerwarteten Tod jedoch wurde er der Thronfolger) aus dem Gefängnis zu befreien. So also wird ein kleiner Junge sich selbst überlassen. Anfangs noch betreut von Gefängniswärtern, aber die französische Revolution frisst auch noch die treusten Kinder und so wird das "Personal" im Gefängnis des Dauphin so dezimiert das der Junge nach und nach sich selber überlassen wird. Anfangs scheint das für ihn spannend zu sein, niemand der ihm vorschreibt wann er aufzustehen hat, was er anzuziehen hat, überhaupt, er scheint fast überfordert zu sein mit soviel Selbstständigkeit. Denn sein Leben lang wurde der kleine Prinz umsorgt, umhegt, niemals war er alleine, jeder Wunsch wurde ihm von den Lippen abgelesen und jegliche Entscheidungen wurden für ihn gefällt, war er doch der langersehnte Thronfolger. Und dann, auf einmal, ist er alleine. Zusehends vereinsamt das Kind im Turm, was anfangs noch ein interessanten Spiel zu sein scheint, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Drama - es als Leser kaum auszuhalten. Szenen wie die als Louis Charles Ameisen seine Freunde nennt, weil sonst ja niemand mehr da ist und diese treuen Soldaten doch jeden Tag auftauchen um sein langsam vergammelndes Essen in Beschlag zu nehmen brechen einem fast das Herz und hinterlassen eine unglaubliche Traurigkeit. Man das Ende des Buches - man ahnt, es kann nicht gut kommen und fürchtet sich vor jeder Seite gegen Ende des Buches.
Auch wenn die Geschichte kaum auszuhalten ist und ich mich gefühlte tausendmal gefragt habe warum erwachsene Menschen so etwas einem Kind antun können, ist es doch ein Buch das sich lohnt zu lesen. Ich bin sehr interessiert an der Französischen Revolution, an dem Königspaar das hingerichtet wurde und an dessen Kinder um diese sich Legenden ranken. Es ist sicherlich keine leichte Lektüre, jedoch eine von der ich finde das sie gelesen werden muss.
Das Buch lesen - und die Welt nicht mehr verstehen! Eine liebende Frau leidet, weil sie von ihrem Mann verlassen wurde. Klar, werden Sie sagen. Aber was hier abgeht, geht einem nach ein paar Kapiteln auf den Geist; man ist versucht zu sagen "hör auf zu jammern" und fang wieder an zu leben. Doch dann begreift man mehr und mehr, daß die Liebe dieser Frau ihr Leid mit einschließt, sie lebt ihre Trauer um den Verlust. "Ich mußte mich zwingen, ihn in einer abgeschlossenen Vergangenheit zu lieben...und in der vollendeten Zukunft unsere einzige Zukunft zu sehen..." Plötzlich versteht man nicht, wie viele Frauen nach dem Scheitern ihrer Beziehung weitermachen, als sei nichts passiert.
Françoise Chandernagor wurde am 19. Juni 1945 in Palaiseau (Frankreich) geboren.
Françoise Chandernagor im Netz:
in 28 Bibliotheken
auf 3 Merkzettel