Rezension
Ich finde den Stil der Autorin sehr klar und fast einfach. Es liest sich sehr flüssig und da das Buch nicht sehr dick ist, kann es leicht passieren, dass man es an einem Abend (Man wollte doch nur ein Kapitel lesen …) zu Ende gelesen hat. Was denke ich für Schriftsteller ein Kompliment ist.
Die Geschichte handelt von einem verwöhnten Mädchen (darf man zu 17jährigen noch Mädchen sagen?), die mit ihrem Vater ein so genanntes Lotterleben führt. Sie sind reich und Lieben die Freiheit und das Vergnügen. Der Vater scheint so etwas wie der damalige Hugh Hefner zu sein, der schneller eine neue Frau zur Hand hat, als ich ein neues Buch. Und die Tochter scheint darin nichts schlimmes zu finden, bietet ihr das Ganze doch ein Leben ohne Verantwortung und ohne Studium. Als dann allerdings Anne in das Leben der beiden tritt und der Vater sie auch noch heiraten will, endet das schöne Leben für Cécile und sie beginnt nach einem Ausweg zu suchen, der in einer, für mich, verblüffenden Katastrophe endet.
Das Buch ist sehr realistisch geschrieben. Die Perspektive der 17jährigen Ich-Erzählerin ist mehr als glaubhaft: Man erlebt die verschiedensten Launen, die Meinung ändert sich regelmäßig und man merkt, dieser Mensch ist noch lange nicht erwachsen und hat keine Ahnung davon, was sie eigentlich will. Allerdings habe ich auch noch nie so viele unterschiedliche Meinung über ein und dieselbe Sache von einem Protagonisten erlebt, wie in diesem Buch. Teilweise verbringt man ganze Seiten ohne Handlung, gefangen in dem Kopf von Cécile. Diese wankelmütige Charakterdarstellung ist ziemlich faszinierend und trifft sicherlich nicht nur den damaligen Zeitgeist. Die damals 18 Jahre (!) alte Autorin hat der Roman jedenfalls weltberühmt gemacht.
Und das nicht zu Unrecht. Der Plot ist packend, gespickt von der scheinbar aktuellen Einstellung der damaligen Jugend und der Stil verführt zum weiterlesen. Dennoch muss ich sagen – vielleicht liegt es daran, dass ich selten Französische Romane lese – dass mich der Roman irgendwie auf Distanz gehalten hat. Ich war gepackt von der Geschichte/dem Stil, dennoch ging es mir nicht unter die Haut. Zwar verblüffte mich die Katastrophe, doch ich war nicht des Charakters wegen erschüttert. Mir hat die Identifikation mit den Charakteren gefehlt. Es waren interessante Menschen, aber so richtig verstehen konnte ich keine von ihnen.