Im wildromantischen Apennin hat sich eine Gruppe von Ökoaktivisten und Aussteigern zu einer Kommune zusammengeschlossen, die sich selber “Elben” nennen. Sie leben in alten, verlassenen Dörfern auf sehr einfache Art und Weise. Als Gruppe praktizieren den Tauschhandel und leben und arbeiten ohne Strom. Jedem, der sie um Obdach bittet, bieten sie eine sichere Bleibe. Gerade bei der älteren Bevölkerung ringsum erwecken sie aber jede Menge Misstrauen und auch Forstinspektor Marco Gherardini beobachtet die bunte Truppe zumindest einmal mit Interesse.
Ihm kam der Gedanke, dass vielleicht die Elben, wie sich die Aussteiger nannten, sie sich geholt haben könnten. Dann verwarf er diese Möglichkeit gleich wieder. Sie waren ruhige, freundliche Zeitgenossen. Auch wenn er sie manchmal seltsam fand. Die Spur der Wölfe, S. 13
Mein Eindruck:
Es braucht ein bisschen
Vorstellung
Gleich zu Beginn machen die Autoren klar, dass es in diesem Ökothriller gleichermaßen um Menschen und Orte gehen wird, denn beide werden recht ausgiebig und liebevoll vorgestellt. Mich hat das schon ein bisschen genervt, zum einen weil ich eher ungeduldig bin und zum anderen, weil ich Leute gerne selber nach und nach kennenlerne - auch Charaktere in Büchern. Dazu kommt, dass ich mir die vielen Namen und Eigenarten der Vorgestellten Leute gar nicht merken konnte, genau wie die Vorzüge der genannten Orte.
Bildgewaltig
Aber diese Art zu starten war auf jeden Fall eine gute Übung um ein bisschen gelassener zu werden und sich auf den sehr bildgewaltigen Stil der beiden Autoren einzulassen. Ihre Schilderungen der Umgebung, des Apennin in all seiner leicht mysteriösen Schönheit, der Aussteigergemeinschaft, die ein bisschen an die frühen Hippies erinnert und die immer latent misstrauischen Einheimischen fangen mich schnell ein. Ich begleite den Forstkommissar Marco Gherardini – Poiana genannt - bei seinen Ermittlungen und tauche in all die kleinen und großen Geheimnisse der beiden Welten ein.
Unsicherheit
Die Geschichte, die Poiana aufklären muss, ist erst einmal nur ein verdächtiger Tod, der sowohl Mord als auch Unfall sein könnte. Das bisher unbekannte Opfer gehörte zu den sogenannten Elben und wird tot am Fuß einer Klipper aufgefunden. Marco Gherardini stellt schnell fest, dass in dieser Gemeinschaft längst nicht alles Gold ist, was glänzt - aber ein Mord? Zusätzlich belastet ihn aber auch der Übergang der bisherigen Forstarbeiter zur Truppe der Carabinieri und der Gedanke, dass einige seiner Freunde in irgendeiner Form daraus einen unlauteren Vorteil ziehen könnten und würden.
Detektivgeschichte
Die Detektivgeschichte entwickelt sich zuerst recht zaghaft, dann aber immer eindringlicher und endet mit einer recht unvorhersehbaren Auflösung. Aber für mich war sie irgendwie nur ein Art Bonbon innerhalb einer wunderschönen, atmosphärischen und stimmigen Beschreibung eines Landstrichs und seiner Bewohner. Die etwas düstere Grundstimmung und die schon sehr eigenwilligen Charaktere haben mich fasziniert und beinahe fühlte ich mich selbst ein bisschen wie im dunklen Wald ausgesetzt.
Mein Fazit:
Die Spur der Wölfe von Francesco Guccini und Loriano Macchiavelli ist eine eher ruhige und beinahe klassisch anmutende Detektivgeschichte. Die etwas düstere Atmosphäre hat mich genauso eingefangen wie die vielen liebevollen Beschreibungen von Land und Leuten.