Rezension zu "Bei den Grabräubern" von Francine Marie David
Geschichten aus dem „Tal der Könige“
Was vom Titel her ein wenig wie ein historischer Abenteuerroman wirkt oder, bei näherem Hinsehen, eine Art moderner interkultureller Liebesgeschichte darstellen könnte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen vor allem als ein historischer Bericht über jene Zeit eines Vorfahren des neuen Ehemannes von Crancine Marie David, in der die Archäologie und die Begeisterung für Ägypten vor allem weltweit um sich griff, gepaart mit eher diskreten Hinweisen auf ihre eigene „Liebesgeschichte“.
Weder aber spielen „moderne“ Grabräuber eine Rolle im Buch noch legt David den Focus tatsächlich auf ihre Beziehungsgeschichte, die sicherlich einerseits in der „Hals über Kopf“ Entstehung sich spannend liest (gerade weil Francine Marie David beileibe kein „Backfisch“ mehr war, sondern als durchaus erfahrene Frau in das Abenteuer dieser Eheschließung sich hineingab) und zudem eine Form romantischer Verbindung von Orient und Okzident sicherlich war.
Vor allem aber stellt Francine Marie David nach dieser Blitzheirat (sie war für ein Buchprojekt in Ägypten und lernte im Hotel den Ägypter Taya kennen, der kurz darauf lapidar sagte „Ich heirate Dich“ und so geschah es) fest, dass die Familie ihres neuen Ehemanns, die nun auch ihre Familie ist, eine bewegte und durchaus spannende Geschichte aufzuweisen hat. Vor allem der Großvater Tayas, Scheich Hussein Abd el –Rassul war zu seiner Zeit (1922) bei den Ausgrabungen Howard Carters angestellt, im Zuge derer das Grabmal Tutenchamuns entdeckt wurde. Und er war Angehöriger der „Grabräuber-Sippe“. Jener Großfamilie, ansässig im Dorf Qurna nahe dem Tal der Könige, die zu den Hochzeiten der Archäologie Ägyptens dafür sorgte, das der „Westen“ über Nachschub aus den „Gräbern der Könige“ und sei es auch auf dunklen Wegen, keinen Mangel hatte.
Und nun ist Francine Marie David Teil dieser Familie und erfährt von ihrem neuen Mann und aus dem familiären Umfeld aus erster Hand. Geschichten, die sich beileibe nicht nur um Räubereien aus Gräbern drehen. Intensiv versteht es David vor allem, die Atmosphäre jener Zeit wieder lebendig werden zu lassen, die Fährnisse, aber auch die Verbissenheit der Archäologen. So unter anderem erzählt sie von der Sicherung des Kopfes von Ramses II. durch Giovanni Belzoni.
Oder schildert, wie „im großen Gerangel, das sich die europäischen Mächte um Kolosse, Obelisken, Papyri und Entdeckerruhm lieferten“ dann auch Deutschland, dass lange in Bezug auf die Ausgrabungen Abseits gestanden hatte, vor allem in Person des Karl Richard Lepsius sich der Ägyptologie auch vor Ort zuwendete.
Das sie „Sippe“ ihres Mannes nicht unbedingt zurecht ihren schlechten Ruf hat, das ist ebenso Teil ihrer Erzählungen, wie die Beschreibung öffentlich nicht zugänglicher, historischer Orte und mancher herausragender Persönlichkeiten der ägyptologischen „Hoch-Zeit“.
Der autobiographische Teil demgegenüber wird recht bedeckt und kurz gehalten und kann so nicht unbedingt fesseln.
Im Gesamten ist das Buch durchaus flüssig erzählt, hat moderne „mythische“ Anklänge (ihr unmittelbares Wissen, dass sie um diesen Mann Taya „nicht herum kommen“ würde) und liest sich durchaus interessant. Dennoch behandelt Fancine Marie David ein Thema, für das es schon ein spezielles Interesse beim Leser am „alten Ägypten“ braucht.