"Ich werde durch die Wüste laufen, fünf Tage, acht Tage, zehn Tage, so lange, bis ich bei ihnen bin. Ich werde mich von Grad, Blättern, Kakteen ernähren. Ich werde schmutziges Wasser trinken oder überhaupt nichts trinken. Ich werde weglaufen und mich vor der Grenzpolizei verstecken. Ich werde den Schleppern Geld geben. Sie können mein Geld nehmen, sie können meine Familie ausrauben, sie können mich ins Gefängnis stecken, aber ich werde immer wieder versuchen über die Grenze zukommen, bis ich endlich bei meiner Familie bin." - José. (Cantú 2018:230)
Paco entscheidet sich nach dem Studium für einen Job beim Grenzschutz. Er will den Alltag an der amerikanisch-mexikanischen Grenze kennenlernen, nachdem er sich im Studium vor allem theoretisch mit der Gegend befasst hat. Vier Jahre bleibt er dabei: überführt illegale Einwanderer, sichtet das Gebiet, jagt Drogenkuriere und andere Gewalttäter. Doch irgendwann reicht es ihm. Er steigt aus, geht einem anderen Job nach, studiert nochmal und wird dann mit der anderen Seite konfrontiert, als seinem guten Freund José die Abschiebung droht.
Cantús Bericht ist eindringlich und neben den persönlichen Erfahrungen, die er in drei Abschnitte geteilt hat, streut er auch immer wieder historische Fakten zur Entstehung der Grenze, zur massiven Gewalt in Mexico und zum Einfluss der Drogenkartelle ein. Dabei entsteht ein komplexes Bild, dass beide Seiten dieses Dilemmas betrachtet. Ein Teufelskreis, zwischen der Gewalt in Mexico und der Einwanderungspolitik der USA, die ungebildeten keine Chance gibt. In Mexico kommt man wiederum kaum an Bildung, nicht weil die Leute sie nicht wertschätzen, sondern weil sie im vorhandenen System nicht weiterhilft und noch eher dazu führt, dass man in die Schusslinie der Kartelle gerät. So bleibt oft nur die Entscheidung zwischen einem Leben in Angst und Gewalt, die täglich um sich greift oder dem Versuch sich ein neues Leben aufzubauen, jenseits der Grenze und dafür ins Gefängnis zu wandern.
Kurzum: Ein eindringliches Buch, dass die Sichtweise auf beide Länder prägt und aufzeigt, dass es keine einfach Lösung für die Problematik gibt. Lesenswert!