Rezension zu "El libro secreto de Frida Kahlo (Atria Espanol)" von Francisco Haghenbeck
Leben nach Frida-Art
Bücher über Frida Kahlo gibt es viele. Aber längst nicht alle zeigen ein realitätsnahes Bild von ihr. Vor allem solche Bücher, die den Eindruck vermitteln, dass man etwas Neues über sie erfährt, oder die den Leser mit überraschenden Handlungen in Erstaunen versetzen, die aber noch authentisch wirken, sind die, die ich sehr gern lese.
Eins dieser Bücher ist "El libro secreto de Frida Kahlo" des mexikanischen Schriftstellers F.G. Haghenbeck (auf Deutsch "Das geheime Buch der Frida Kahlo").
Was unterscheidet dieser Roman von anderen Romanen über Frida Kahlo? Aus meiner Sicht ist das Interessante daran der Schwerpunkt, den Haghenbeck für die Handlung gesetzt hat. Er erzählt über Fridas Leben, als wäre dieses vom Tode bestimmt. Da hat der Spruch "¡Viva la vida!", mit dem Frida immer in Verbindung gebracht wird, eine ganz andere Bedeutung. So hat Frida laut Haghenbeck immer so gelebt, als würde sie den Tod in ihrer Nähe spüren, und als würde sie immer mit ihm verhandeln, um mehr Zeit zu gewinnen.
Frida war eine Mexikanerin mit allem Drum und Dran. Und wie jeder Mexikaner, der seine Kultur wirklich respektiert, hat sie den "Día de los Muertos" (Tag der Toten) so gefeiert, wie es sein muss. Und hier tritt das geheime Buch auf den Plan. Einerseits ist es so eine Art Tagebuch und gleichzeitig eine Sammlung von typischen mexikanischen Rezepten, mit denen Frida ihren Diego, Freunde und auch jede Menge Prominente verwöhnt hat. Aber nicht nur sie, anscheinend haben ihr die Gerichte auch genug Ansehen beim Tod verschaffen und dadurch ihr ein paar Jahre extra Leben garantiert.
Auch der Tod war oft Thema von Fridas Kunst. Haghenbeck liefert eine Erklärung für die Entstehung dieser Kunst, die für viele als surrealistisch galt, für Frida selbst aber nur die eigene Realität darstellte. Natürlich hat das geheime Buch auch etwas damit zu tun. Mir hat diese Betrachtungsweise sehr gut gefallen.
Leider gab es die eine oder andere Liebesszene im Buch, die ich als überflüssig empfunden habe, aber die vielen Beschreibungen der Gerichte, die Frida zubereitet hat, um Menschen (und Toten) zu verführen, haben mich schnell diese Szenen vergessen lassen.
Dieser Frida-Roman ist voll mit Leidenschaft, Schmerz, mexikanischen Traditionen, Träumen und Alpträumen und mit vielen Aromen und Farben. Ich denke, am besten kocht man einige Rezepte nach, denn ich bin überzeugt, dass man beim Genießen des Ergebnisses das Leben nach Frida-Art besser verstehen kann. Gekocht habe ich noch keins der Rezepte, aber gegessen habe ich schon etwas davon, und zwar im Café des Drents Museums im niederländischen Assen, in dem die große Ausstellung "Viva la Frida" 2022 gezeigt wurde. Dieser Roman diente als Inspiration für die Speisekarte. Und so bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Es war die beste Empfehlung!