Frank-Lothar Kroll

 4,4 Sterne bei 15 Bewertungen
Autor*in von Fürsten ohne Thron, Preußens Herrscher und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Dr. phil. Frank-Lothar Kroll, geb. 1959, ist Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz und Vorsitzender der Preußischen Historischen Kommission.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Frank-Lothar Kroll

Cover des Buches Geburt der Moderne (ISBN: 9783898094016)

Geburt der Moderne

 (5)
Erschienen am 15.12.2016
Cover des Buches Fürsten ohne Thron (ISBN: 9783898092036)

Fürsten ohne Thron

 (2)
Erschienen am 27.10.2022
Cover des Buches Versailles und die Folgen (ISBN: 9783898094047)

Versailles und die Folgen

 (2)
Erschienen am 01.01.2013
Cover des Buches Von Ulbricht zu Honecker (ISBN: 9783898094153)

Von Ulbricht zu Honecker

 (2)
Erschienen am 28.10.2013
Cover des Buches Der Weg in die Urkatastrophe (ISBN: 9783898094023)

Der Weg in die Urkatastrophe

 (1)
Erschienen am 26.07.2010
Cover des Buches Geschichte Sachsens (ISBN: 9783406785887)

Geschichte Sachsens

 (1)
Erschienen am 15.09.2022
Cover des Buches Die Hohenzollern (ISBN: 9783406536267)

Die Hohenzollern

 (1)
Erschienen am 22.08.2008
Cover des Buches Die Herrscher Sachsens (ISBN: 9783406651663)

Die Herrscher Sachsens

 (0)
Erschienen am 09.04.2013

Neue Rezensionen zu Frank-Lothar Kroll

Cover des Buches Fürsten ohne Thron (ISBN: 9783898092036)
aus-erlesens avatar

Rezension zu "Fürsten ohne Thron" von Frank-Lothar Kroll

Blaublüter und ihre Schicksale
aus-erlesenvor einem Jahr

Was wären wir ohne unsere Adeligen? Es würde doch sicher was fehlen. Zum Einen ist es wohl die einzige Form sich der Vergangenheit zu erinnern, zum Anderen haftet dem Adel, besonders den Königshäusern immer noch etwas Märchenhaftes an. Dass dem seit über hundert Jahren nicht mehr so ist – zumindest das Märchenhafte – ist jedem klar, wenn er Bilder aus dem demokratisch gewählten Parlament sieht.

Doch was ist eigentlich passiert, dass Könige, Fürsten, Herzöge heutzutage zwar mit ihrem Namen hier und da noch Eindruck schinden können, ihr Einfluss jedoch kaum noch spürbar ist? Es war wie sooft in der Geschichte der Krieg, der alle Hoffnungen auf Fortbestand zunichte machte. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges verschwanden die Königreiche und Fürstentümer von der administrativen Landkarte. Nur noch in den Namen der Bundesländer leben ihre Namen weiter.

Frank-Lothar Kroll zeichnet die Lebenswege der Hohenzollern, der Wittelsbacher, derer zu Braunschweig, den Wettinern und anderen exakt nach und gibt Einblicke in ihr Leben nachdem man ihnen den Thron unter ihrem herrschaftlichen Gesäß weggezogen hatte. Einige überlebten, behielten ihre Besitztümer, fanden neue Betätigungsfelder. Ihre Namen öffneten so manche Tür, die den meisten verschlossen geblieben waren.

Auch wenn man nicht die Artikel in den einschlägigen Magazinen verfolgt, so sind den meisten die vorgestellten Männer und Frauen ein Begriff. Nur wenige – wie das Geschlecht der Reuss – sind für den Leser Fremde, deren Hinterlassenschaften hingegen wohlbekannt sein dürften. Bleiben wir bei den Reuss. Hier gab es zwei Linien: Die Ältere und die Jüngere. Letzte war und ist in Teilen im thüringischen Greiz ansässig. Ein Land so klein, dass – wie im Buch dargestellt – es in einer Karte des Deutschen Reiches wie ein Fehler, ein dunkler Fleck im Papier aussieht. Das Gebiet, das die Ältere Linie besaß, war nur unmerklich größer. Gegen Ende ihrer Herrschaft – da wussten die beiden Häuser aber noch nicht, dass das Ende in Sichtweite ist – war Bismarck ihr Lieblingsgegner. Wann immer sich die Möglichkeit bot, bot man ihm die Stirn. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Randnotiz der Familiengeschichte: Jedes der beiden nannte ihre Nachfahren Heinrich, so dass eine erstaunliche Anzahl an X und V und I zusammenkam. Heinrich XLV. Wurde nach dem Krieg ins befreite KZ Buchenwald verschleppt, seitdem fehlt jede Spur von ihm…

Im Gegensatz zum Märchen fehlen fast vollständig die Happy ends in den Lebensläufen der Blaublütigen. Sie wurden Künstler, Mäzene, Unternehmer. Sie blieben Waldbesitzer, Förderer von Kultur, erhielten ihre Besitztümer (manche erst nach der Wende) zurück, engagierten sich in sozialen Bereichen. Auch wenn so mancher Fehltritt bis heute für Schmunzeln oder gar Kopfschütteln sorgt (der kürzlich verstorbene Prinz Foffi und seine Eskapaden die Richtige an seine Seite zu ziehen, war in den 90er Jahren köstliche Lückenfüller im Programm der privaten Fernsehsender), so gehört der Adel zur Geschichte eines jeden Landes. Ob sie nun auf einem prächtigen Sitzmöbel Audienz halten oder im modernen Lehnsessel die Geschicke ihrer Firmen leiten, hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

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Cover des Buches Der Weg in die Urkatastrophe (ISBN: 9783898094023)
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Rezension zu "Der Weg in die Urkatastrophe" von Frank-Lothar Kroll

Ein Buch, das auf jede Leseliste zur Vorgeschichte und zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gehört
Andreas_Oberendervor 3 Jahren

Auf weniger als 170 Seiten Text gelingt dem Historiker Jürgen Angelow eine brillante Analyse der Juli-Krise. Angelows schlankes, aber dennoch gehaltvolles Buch sollte auf keiner Leseliste zur Vorgeschichte und zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges fehlen. Die Stärke des Buches besteht darin, dass es sich der Juli-Krise auf verschiedenen analytischen Ebenen nähert. Angelow kombiniert zwei Ansätze, einen strukturellen und einen akteursbezogenen. Er bettet das Handeln der im Juli 1914 maßgeblichen Akteure in verschiedene Kontexte ein: Das europäische Staaten- und Bündnissystem vor 1914; Arbeitsweise und Gepflogenheiten der Diplomatie; Generationserfahrungen und Mentalitäten von Politikern und Diplomaten.

Ausgehend von dieser umfassenden Kontextualisierung kann Angelow zeigen, wie das verhängnisvolle Ineinandergreifen von langfristig wirksamen Faktoren einerseits und situationsbedingtem individuellem Handeln andererseits zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte. Durch die Verknüpfung der strukturellen Ebene und der Akteursebene vermeidet Angelow eine einseitige und vereinfachende Erklärung der Juli-Krise. Das Buch bewegt sich auf einem recht hohen Analyse- und Reflexionsniveau, ist aber dennoch verständlich geschrieben und gut lesbar.

Knapp und pointiert erläutert Angelow die Strukturen der Außenpolitik am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Das Konzert der Mächte, das sich seit dem Wiener Kongress um die Sicherung des Friedens in Europa bemüht hatte, befand sich spätestens seit der Gründung des Deutschen Reiches im Niedergang. An die Stelle kollektiver Konfliktbeilegung und Friedenswahrung trat eine auf den Nationalstaat verengte Macht- und Interessenpolitik. Die einzelnen Großmächte verfolgten ihre Ziele entweder in Alleingängen oder zusammen mit Bündnispartnern, während das Konzert mit seiner Einhegungs- und Kontrollfunktion zunehmend an Bedeutung verlor. Neue Institutionen zur Konfliktlösung hatten sich bis 1914 noch nicht etabliert. Der Haager Schiedsgerichtshof wurde von den Großmächten nicht ernst genommen.

Angelow verweist auf ein interessantes Paradox: Nach 1870 begann eine Phase stürmischer Globalisierung. Die enger werdende Verflechtung von Staaten, Kontinenten und Volkswirtschaften führte aber nicht zur Entstehung einer Weltgesellschaft oder Weltkultur. Parallel zur Globalisierung vollzog sich eine prononcierte Nationalisierung von Außenpolitik. Jede Großmacht dachte zuerst an sich und erst in zweiter Linie an die Interessen über-nationaler Gemeinschaften. Nur deshalb konnte der Balkan zum neuralgischen Punkt Europas werden, wie Angelow zeigt. In Abkehr von der Praxis des europäischen Konzerts betrieben Österreich-Ungarn und Russland auf dem Balkan eine egoistische Interessen- und Klientelpolitik, die lokale Konflikte zusätzlich anheizte und zu Spannungen unter den Großmächten führten.

Von Bedeutung für das Verständnis der Juli-Krise sind auch die Funktionsmechanismen von Politik und Diplomatie sowie Herkunft und mentale Prägungen von Politikern und Diplomaten. Angelow zeichnet das Bild eines politischen und diplomatischen Milieus, das von Geheimniskrämerei, Verschleierungstaktiken, einer antiquierten Rhetorik sowie fehlender Kontrolle durch Öffentlichkeit und Gesellschaft gekennzeichnet war. Politiker und Diplomaten stammten entweder aus dem Adel oder hatten sich aristokratische Wertvorstellungen zu eigen gemacht. Pazifismus galt als "unmännlich", Kompromißbereitschaft als sicherster Weg zum Ehr- und Gesichtsverlust. Das um die Jahrhundertwende bereits anachronistisch anmutende Ehr- und Prestigeverständnis und die "Duell-Mentalität" des Adels wurden auf die Diplomatie und die zwischenstaatlichen Beziehungen übertragen. Um 1900 fand in allen Großmächten ein Generationswechsel statt. In Politik und Diplomatie dominierten fortan Männer, die eine energische, risikofreudige, prestigewahrende Außenpolitik befürworteten und den Krieg als legitimes Mittel der Politik akzeptierten. Besonders fatal wirkte die Kriegswilligkeit in Kombination mit Abstiegsängsten, von denen etwa die Eliten Österreich-Ungarns umgetrieben wurden. Im Sommer 1914 kam für die Wiener Führung nur ein Krieg gegen Serbien in Frage, und sie wurde darin von Berlin ausdrücklich bestärkt.

Nachdem er die Bündnispolitik, den Rüstungswettlauf und die Kriegsplanungen der Großmächte behandelt hat, wendet sich Angelow in den beiden letzten Kapiteln der Juli-Krise zu. Er stellt klar, dass alle fünf Großmächte für die Eskalation der Krise und den Ausbruch des Krieges verantwortlich waren, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Eine Haupt- und Alleinschuld des Deutschen Reiches konstatiert er nicht. Angelow konzentriert sich auf die Fehlkalkulationen und Fehlentscheidungen in Berlin und Wien, während Russland, Frankreich und Großbritannien in einer eher reagierenden Rolle gezeigt werden. Die Entscheidung über den Krieg fiel erst am Ende der Krise. Niemand, so Angelow, hatte den großen europäischen Krieg von langer Hand vorbereitet und listig ins Werk gesetzt. Der Krieg kam, weil die meisten Politiker und Diplomaten in der Krise kläglich versagten. Sie durchschauten den Ernst der Lage nicht und fanden nicht den Mut, auf die im 19. Jahrhundert so oft erprobten Instrumente des europäischen Konzerts der Mächte zurückzugreifen: Verständigung, Ausgleich, Kompromiss, Zügelung der eigenen Ambitionen zum Wohle übergeordneter Interessen.

Nach der Lektüre ist klar, dass für eine Erklärung der Juli-Krise und des Kriegsausbruchs zweierlei nötig ist: Eine detaillierte Rekonstruktion des Ereignisablaufs zum einen, zum anderen eine Untersuchung der verschiedenen Kontexte und Strukturen, von denen das Denken, die Weltsicht und das Handeln der Politiker und Diplomaten geprägt wurden. Mit anderen Worten: Eine Kombination von Struktur-, Mentalitäts- und Ereignisgeschichte, die gleichzeitig den menschlichen Faktor berücksichtigt. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im März 2014 bei Amazon gepostet)

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Cover des Buches Versailles und die Folgen (ISBN: 9783898094047)

Rezension zu "Versailles und die Folgen" von Manfred Görtemaker

Gute Übersicht über die Außenpolitik der Weimarer Republik
Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Neue Erkenntnisse über die Außenpolitik der Weimarer Republik sollte der Leser dieser knappen Darstellung nicht erwarten, aber der Autor erhebt auch gar nicht diesen Anspruch. Stattdessen gibt er eine hervorragende Übersicht über die Tendenzen der deutschen auswärtigen Politik von 1919 bis 1933 und den heutigen Forschungsstand. Die beiden im Untertitel genannten Pole Revisionismus und Verständigung sind dabei keineswegs gleichberechtigt, im Gegenteil, jegliche Verständigungsbereitschaft verfolgte letztendlich das Ziel, die Bestimmungen des Versailler Vertrages auszuhebeln. Insofern ließe sich das Stresemannsche Wort vom "Vernunftrepublikaner" auch zum "Vernunftverständigungspolitiker" umformulieren.

Was mich an der Darstellung besonders erfreut hat, ist die Tatsache, dass Kraus bei der Übersicht über die verschiedenen außenpolitischen Konzeptionen der 20er Jahre auch die sonst meist zu kurz kommenden pazifistischen Vorstellungen der DFG und des DFK erwähnt.

 

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