Rezension zu "Ohne ein Wort (MP3-CD)" von Linwood Barclay
Im Bereich Thriller ist der Markt komplett übersättigt. Damit ein Buch aus der Masse heraussticht, braucht es das gewisse Etwas, denn die Plots kennen wir schon alle. Mir sind z.B. glaubwürdige Charaktere wichtig – aber da herrscht bei „Ohne ein Wort“ von Linwood Barclay Fehlanzeige.
Sie bleiben eindimensional, haben keine individuelle Persönlichkeit und handeln nicht nachvollziehbar. Stattdessen hat Barclay Klischees im Angebot: Die hysterische und irrationale Ehefrau (ächz), den psychopathischen Bösewicht (gähn), den tumben Handlanger (nochmal gähn), die vulgäre Teenagerin (-__-), und *natürlich* den heldenhaften Familienvater aus der Vorstadt, der in kurzer Zeit einen Fall löst, an dem ganze Polizeireviere schon verzweifelt sind. Außerdem scheint es in der Welt, in der „Ohne ein Wort“ spielt, keine Krimis zu geben, denn die „Helden“ tappen in Fallen, die derart abgedroschen sind, dass sie aus einer Die Drei ???-Folge stammen könnten. (Nichts gegen Die Drei ??? - ich liebe sie. Aber von einem Thriller für Erwachsene erwarte ich einfach mehr.)
Unter uns: Das Buch machte bis zur Hälfte schon Spaß. Ich fühlte mich gut unterhalten und fieberte mit. Es muss nicht immer komplex sein. Aber ab einem gewissen Punkt konnte ich über manche Dinge nicht mehr hinwegsehen. Dieser gewisse Punkt war erreicht, als der Bösewicht völlig offen Informationen preisgibt, die ihn schließlich überführen. Ein Schachzug, mit dem es sich der Autor bequem machte: Wenn der Bösewicht dumm und geschwätzig ist, muss man sich keine eleganteren Wege ausdenken, wie der Held auf die Lösung kommt.
Fazit: Obwohl ich den Roman teilweise unterhaltsam fand und das Hörbuch sehr gut gesprochen wurde, vergebe ich nur 2,5 Sterne. Ganz einfach, weil die „Charaktere“ diese Bezeichnung nicht verdient haben und die Auflösung des Buches schlecht konstruiert ist.