Verzwickte Ermittlungen
„Seltsam war, dass ein Mensch ausgerechnet an dieser Kreuzung oder überhaupt in Preservation Station ums Leben kam; Die Gefahrenbewertung für Transitreisende als auch Stationsbewohner lag niedrig“.
Aber offenkundig nicht niedrig genug, was Killerbot anhand ihres ausufernden Datenspeichers, in dem vielfaches über den Menschen und seine Biologie gespeichert ist, leicht feststellen kann.
Wobei dieser konkrete Tote eigentlich gar nicht da sein dürfte. Nicht nur „nicht tot“ sein sollte, sondern überhaupt nicht vor Ort. Daten über seine Anwesenheit zumindest gibt es nicht. Was Killerbot gleich vor mehrere verzwickte Aufgaben stellt. Denn auf dieser Station ist sie fremd. Und, gegen ihre Gepflogenheiten, auch nicht alleine mit der Auswertung und Verfolgung der Spuren beschäftigt. Die Station selbst (besser: deren KI) und ein menschliches Team sind ebenfalls beteiligt. Was die Sache nicht einfacher macht für ein System wie Killerbot, dessen Stärken nicht unbedingt auf der Ebene der empathischen Kommunikation liegen.
Doch was hilft es, wenn die eigenen Schaltkreise schneller sind als die der Menschen, auf deren Verstehen nun aber einfach gewartet werden muss. Wobei es für die Security Einheit mit dem wenig schmeichelhaften Rufnamen „Killerbot“ deutlich schlimmer kommen könnte. Und kommt. Denn sie ist ebenfalls noch nicht lange auf der Station und somit, auch aufgrund ihrer Fremdheit, recht schnell überaus verdächtig, den Mord begangen zu haben.
Also hilft alles nichts. Gegen den Widerstand von Station (die sich im Lauf der Ereignisse aber dennoch gezwungen sieht, unterstützend einzuschreiten) und Verantwortlichen, ohne allzu viele Hilfsmittel (vor allem das Fehlen der „Augen der Station“ bedauert Killerbot schmerzlich) mach sich die SecEinheit auf in die eigenen Ermittlungen. Und das ist nicht ohne Gefahr, wie sich angesichts industrieller Interessen samt einem gut getarnten Verräter auf der Station herausstellen wird.
So liegt im dritten Teil der Killerbot Reihe ein waschechter und traditioneller Krimi vor, der einerseits durchaus eine spannende und verzwickte Tätersuche bildet, vor allem aber aus der hervorragend mit Leben versehenen „SecUnit“, mit ihrem klaren Eigenleben (was durchaus auch emotional werden kann) und ihrer (leichten bis mittelschweren) Verzweiflung über manche Menschen heraus beste und flüssig zu lesende Unterhaltung generiert. Und so manche Momente beinhaltet, die menschlichen Lesern und Leserinnen einen „KI-Spiegel“ über die eigenen Überheblichkeiten und „nicht so netten“ Eigenschaften vorhält.
Ein zwar kurzes Werk, dass aber jede der gut 190 Seiten wert zu lesen ist.