Rezension zu Evas Entscheidung von Frank Bresching
Rezension zu "Evas Entscheidung" von Frank Bresching
von Eka
Rezension
Ekavor 12 Jahren
Die Journalistin Eva de Boer führt ein ganz normales Leben mit ihrem Ehemann Johannes und ihrer Tochter Clara, die allerdings aus einer vorherigen Beziehung stammt. Alles läuft gut, bis sie eines Tages einen Anruf einer jungen Lehrerin erhält, die ihr eine besondere Geschichte verspricht. Eva ist weder interessiert noch begeistert, doch als Julia den Namen ihrer Tochter erwähnt, vereinbart sie ein Treffen und Julia erzählt ihr, daß sie vergewaltigt worden ist. Das Ganze sei auf einer Klassenfahrt passiert, jemand habe ihr K.O.Tropfen in ein Getränk gemischt und danach kann sie sich an gar nichts mehr erinnern.Als sie aufwacht stellt sie fest, daß sie nackt in ihrem Bett liegt, nur mit einer Decke bedeckt und sie ist vergewaltigt worden. Doch sie will keine Anzeige erstatten. "Ich sehne mich nach Gerechtigkeit. In den letzten Tagen ist mir klar geworden, daß ich keinen Frieden ohne Gerechtigkeit finden werde" sagt Julia zu Eva."Und ich glaube, daß sie mir zu dieser Gerechtigkeit verhelfen". Der Autor greift hier ein brisantes Thema auf, das jeden treffen kann: Vergewaltigung. Aber zunächst schildert er das Leben von Julia, ihre Kindheit und das Aufwachsen bei ihrer herrischen Großmutter, bis zu ihrer Stelle als Lehrerin und den Umgang mit ihren Schülern. Erst dann beginnt die Geschichte mit der Klassenfahrt. Zwischendurch berichtet er auch aus dem Leben von Eva, die als Tochter reicher Eltern geboren wurde und keine Entbehrungen hinnehmen mußte. Das war zwar sehr interessant und wahrscheinlich auch wichtig, um den Fortgang zu verstehen, hätte aber vielleicht etwas kürzer sein können. Ab Mitte des Buches fängt für mich der eigentliche Psychothriller an. Es kommt eine sehr große Spannung auf und es gibt einen überraschenden Schluss. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr gut dargestellt. Schliesslich mußte der Autor sich als Mann in das weibliche Vergewaltigungsopfer hineinversetzen, was ihm aber sehr gelungen ist. Die Geschichte ist flüssig zu lesen, der Schreibstil ist gut verständlich. Der Autor hat sehr realistisch erzählt und man fragt sich am Ende, warum für Vergewaltigungsverbrecher die Strafen meistens zu gering ausfallen. Ein Thrller, der zum Nachdenken anregt.