Frank Dikötter

 4,3 Sterne bei 8 Bewertungen
Autor*in von Diktator werden, Maos Großer Hunger und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Frank Dikötter, geboren 1961 in Kerensheide in den Niederlanden, lehrte chinesische Geschichte an der School of Oriental and African Studies in London (SOAS). Seit 2006 ist er Professor of Humanities an der Universität von Hongkong. Für sein Buch »Maos Großer Hunger« erhielt er den angesehenen BBC Samuel Johnson Prize.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Frank Dikötter

Cover des Buches Diktator werden (ISBN: 9783608981896)

Diktator werden

 (3)
Erschienen am 18.06.2020
Cover des Buches China nach Mao (ISBN: 9783608986686)

China nach Mao

 (1)
Erschienen am 16.09.2023
Cover des Buches Mao und seine verlorenen Kinder (ISBN: 9783806233841)

Mao und seine verlorenen Kinder

 (1)
Erschienen am 13.03.2017
Cover des Buches Maos Großer Hunger (ISBN: 9783608948448)

Maos Großer Hunger

 (3)
Erschienen am 13.02.2014

Neue Rezensionen zu Frank Dikötter

Cover des Buches China nach Mao (ISBN: 9783608986686)
Lottchens avatar

Rezension zu "China nach Mao" von Frank Dikötter

Die Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnten
Lottchenvor einem Monat

Mit China hatte ich mich bisher noch nicht näher auseinandergesetzt. Was in den Medien erzählt wird, bekommt man natürlich mit, aber dieses Buch gibt einen viel tieferen Einblick, was mir sehr gut gefallen hat.


Frank Dikötter schafft es auf eine angenehm leserliche Weise über Chinas Entwicklung seit dem Tod Maos zu schreiben. Obwohl ich noch nicht viel über dieses Land wusste, konnte ich trotzdem gut folgen. Ein gewisses Wirtschaftsgrundwissen ist aber erforderlich, um alles zu verstehen, weil das hier eine sehr große Rolle spielt. Beim Lesen wurde mir klar, dass alles, was in diesem Land passiert, mit dem Gedanken eine erfolgreiche Wirtschaft aufzubauen und auf dieses Weise seine Machtposition zu stärken zusammenhängt. Oft war ich geradezu entsetzt, weil man merkt, dass die führende Politiker, die wichtige Entscheidungen treffen, eigentlich überhaupt keine Ahnung haben von irgendeinem Wirtschaftsmodell. Sie machen einfach, richten Schaden an und hoffen, dass es sich von alleine wieder löst. Es wird klar, dass dieses Land, obwohl unglaublich mächtig und nicht zu unterschätzen auf sehr viele Illusionen gebaut ist und daher auch ökonomisch extrem instabil.


Aber nicht nur über die chinesische Wirtschaft wird geschrieben, auch wichtige historische Ereignisse werden beschrieben. Als Leser wird man gezeigt, wie oft die Bevölkerung Chinas sich für demokratische Werte eingesetzt hat und wie oft sie enttäuscht worden sind: Proteste werden brutal aufgelöst, es gab und gibt Umerziehungslager und Hinrichtungen. Trotzdem haben viele im Ausland irgendwie immer noch daran geglaubt, dass China sich in einer demokratischen Marktwirtschaft ändern würde. Die chinesische Politiker haben es aber schlau gespielt und der Patriotismus benutzt, um ihre Bevölkerung Linientreu zu machen und auch im Buch wird diese Entwicklung schön beschrieben. Da merkt man, dass, wo es am Anfang noch mehr offenen Proteste und Zuneigung für den Ausland gab, sich das gewandelt hat und Ausländer inzwischen von vielen eher argwöhnisch betrachtet werden.


Insgesamt ein interessantes und lesenswertes Buch über die Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnte. Es hat einen wirtschaftlichen Schwerpunkt, ist aber gut zu lesen, auch wenn man sich mit diesem Land noch nicht intensiv auseinandergesetzt hat. Empfehlenswert.

Cover des Buches Diktator werden (ISBN: 9783608115994)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Diktator werden" von Frank Dikötter

Der Werdegang von acht Diktatoren - gut zusammengefasst
Bellis-Perennisvor 4 Jahren

Frank Dikötter ist Zeithistoriker und lehrt Chinesische Geschichte an der Universität von Hongkong.  

Anhand der (Kurz)Biografien von  

  • Mussolini
  • Hitler
  • Stalin
  • Mao
  • Kim Il-Sung
  • Ceauşescu
  • Mengistu
  • Duvalier

schildert er den Aufstieg der Diktatoren und die Mechanismen, die dazu führten, dass ein Einzelner so viel Macht über Millionen Menschen erreichen konnte.  

Über die drei Erstgenannten braucht man wohl nicht mehr viele Worte verlieren. Deren Aufstieg und Fall ist doch durch zahlreiche Bücher bekannt. 

Über Mao habe ich dann doch einige Neuigkeiten erfahren. Dass es einen Kriterienkatalog gab, nachdem Belohnungen verteilt wurden, überrascht mich jetzt nicht wirklich. Interessant finde ich, dass aufgrund des hohen Materialverbrauchs für Anstecker (Aluminium), die „Mao-Bibel“ (Kunststoff), rote Farbe etc. Dinge des täglichen Gebrauchs wie Schuhe oder Kochtöpfe nicht in ausreichender Menge produziert werden konnten. 

Über Kim Il-Sung (Nordkorea), Ceauşescu (Rumänien), Mengistu (Äthiopien) und Duvalier (Haiti) hätte ich noch gerne mehr erfahren. 

 Als Leserin, die sich mit Propaganda und deren Mechanismen schon mehrfach auseinandergesetzt hat, sind viele Begriffe bekannt. Für Leser, die solche Vorkenntnisse nicht aufweisen, wäre eine Zusammenfassung wünschenswert. Vor allem im Hinblick darauf, diesen Psychotricks etwas entgegenzuhalten.  

Diktatoren fallen ja nicht vom Himmel, sondern - wie das eine oder andere Beispiel aus der Gegenwart zeigt, ist die Verwandlung vom „liberalen“ Politiker zum alles kontrollierenden Staatschef ein langsamer, aber stetiger Prozess.  

Wie sagte schon „Papa Doc“ François Duvalier? 

„Als Führer braucht man eine Doktrin. Ohne Doktrin kann man Menschen nicht leiten.“ 

Das allein genügt allerdings meist nicht. 

Einschränkung der Pressefreiheit, Aufrüsten des Militärs bzw. der Polizei, Aufhebung der Gewaltentrennung, Austausch von unabhängigen Richtern etc. sind so die sichtbaren Zeichen, dass die Demokratie ausgehebelt wird.

Und natürlich das Verbreiten von Angst ist ein probates Mittel, die Bevölkerung klein und duckmäuserisch zu halten.   

Fazit: 

Eine gelungene Zusammenfassung vom Aufstieg und Ende von acht Diktatoren, die Appetit macht, sich mit den einzelnen Personen zu beschäftigen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Cover des Buches Diktator werden (ISBN: 9783608981896)
virginiestorm_autorins avatar

Rezension zu "Diktator werden" von Frank Dikötter

Ein ausführlicher Überblick über den Aufstieg und Fall verschiedener Diktatoren
virginiestorm_autorinvor 4 Jahren

Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?


Vom Titel “Diktator werden: Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht” habe ich erwartet, zu erfahren, welche psychologischen Mechanismen hinter den Strategien wirken. 


Der Autor beschreibt den Werdegang von Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceausescu, Mengistu (Äthiopien) und Duvalier (Haiti).


»Als Führer braucht man eine Doktrin. Ohne Doktrin kann man Menschen nicht leiten.« - Duvalier


Die Kapitel über Hitler und Stalin fand ich wenig ergiebig, da mir vieles schon bekannt war. 

Besonders interessant fand ich jedoch das Kapitel über Mao, in dem beschrieben wird, dass es damals bereits ein soziales Bewertungssystem gab, nach dem Vergünstigungen zugeteilt wurden. 

Der Personenkult und die Propaganda mancher ging soweit, dass es durch die Produktion des Kleinen Roten Buches, von Standbildern und Ansteckern zu Engpässen bei Plastik und Aluminium kam und Plastikschuhe und Kochtöpfe rar wurden.

 

Das Buch ist sehr sachlich geschrieben und mit vielen Zahlen gespickt. Die Lektüre war daher etwas mühsam.


Dikötter verweist im Klappentext auf die Gegenwart und Politiker unserer Zeit. Daher hätte ich eine Zusammenfassung der Mechanismen und Maßnahmen wünschenswert gefunden. Auch weil für mich noch viele Fragen offen geblieben sind:


War die Bevölkerung vom Personenkult so beeindruckbar, da sie an einen Kaiser, an einen König gewöhnt waren? War ihnen die Demokratie noch zu ungewohnt?

Was hat sie für die Propaganda empfänglich gemacht?

Wie kam es, dass Polizisten Menschen für lächerlich geringe Vergehen verhafteten und das nicht in Frage stellten?

Wie konnten die Diktatoren einen gottgleichen Status erhalten? Lag das an einer abergläubischen, wenig gebildete Bevölkerung?

Wieso war es nicht verdächtig, die Führer nicht infrage stellen zu dürfen? 


Aus dem Buch nehme ich mit, dass Angst ein wichtiger Mechanismus war sowie die Kontrolle über die Presse und die Polizei entscheidend waren.


Fazit

Eine detaillierte Zusammenfassung über die Herrschaft verschiedener Diktatoren.

Der Anhang mit Fußnoten und Register macht etwa ein Drittel des Buches aus.


Ich hätte mir darüber hinaus eine detailliertere Gliederung sowie eine Analyse und Auflistung der Strategien, der Stimmung und Vorbildung der Bevölkerung gewünscht.


Wer mehr über das Leben unter Stalin erfahren möchten, dem empfehle ich den biografischen Roman “Metropol” von Eugen Ruge. Der Autor schreibt über Mitläufer, Enttäuschte und Profiteure.

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