Mordfälle von Frauen, grausam und ehrlich erzählt und meiner Meinung nach nicht immer fair verhandelt.
Inhalt: Frank Esche und Wolfgang Krüger befassen sich hier in einzelnen Beschreibungen von Tathergängen und Gerichtsverhandlung mit angeklagten Frauen. Oftmals konnte ich die Urteile nicht nachvollziehen, da aus meiner Sicht die Frauen damals wirklich in großer Not waren. Was oll eine Frau denn machen, wenn sie ein uneheliches Kind nicht ernähren kann, oder aber von der Betreuerin des Kindes unter Druck gesetzt und rein gelegt wird...
Ziemlich interessante Sicht auf die Gerichtsbarkeit der Zeit im frühen 19. Jahrhundert.
Fazit: Das komplette Buch ist in alter Rechtschreibung geschrieben. Das hat mich am Anfang etwas verwirrt. Aber in dem Verlag ist das wohl standartmäßig so. Das sagen sie zumindest im Vorwort. Weiterhin verwirrend ist der genaue Wortlaut aus den Akten oder Zeitungsartikeln dieser Zeit. Was war das doch für eine umständliche Sprache seinerzeit. Schachtelsätze waren eigentlich unvermeitlich. - Trotzdem war ich die ganze Zeit bei der Sache und konnte kaum vom Buch lassen. Ostersamstag am Nachmittag habe ich es angefangen und am Ostersonntag schon beendet.
Die 236 Seiten waren groß bedruckt, mit großen Zeilenabstand. Somit war dann der Text wohl nicht ganz so umfangreich, wie das sonst bei selber Seitenanzahl der Fall wäre. Und dann ist alles sauber und ordentlich in die einzelnen Fälle unterteilt. Eine Story entspricht einem Fall. Außerdem ist der Text durch zahlreiche Bilder aufgelockert. Das können Postkarten von den Orten gewesen sein, wo die Story spielt, oder auch Bauzeichnungen von Gebäuden oder Umgebungsskizzen von Tatorten.
Außereden war das Papier des Buches ziemlich dick und stabil. Das lässt das Werk optisch auf jeden Fall mal noch umfangreicher wirken, als es wirklich ist.
Mich hat das Geschriebene voll gefesselt. Bei einer Delinquentin hatte ich auch fast das Gefühl, dass ich von einer Verawandten lese. Die hat mich Nachnamen genau so geheißen, wie wir. Selbe Schreibweise und alles. - Wenn dem wirklich so ist, dann bin ich schon irgendwie ganz schön geschockt.
Trotzdem es sich um ein Sachbuch handelt, kann man den Stoff durchaus auch nach der Arbeit lesen. So kompliziert ist die Handlung jetzt nicht, dass man dem dann vor lauter Erschöpfung nicht folgen könnte.
Ich hatte so gar in einzelnen Fällen ein richtig gigantisches Kopfkino vor meinem geistigen Auge. Ich habe die Leute in den Gerichtssälen gesehen. Ich hatte wutverzehrte oder vor Angst erstarrte Gesichter vor mir und ich konnte es icht nachvollziehen, wie man sich mal eben so aufs Schafott führen lässt und sich ermorden lässt. Mit dem Wissen was da gerade passiert. Da hat man doch Schiss ohne Ende... so würde es mir zumindest gehen.
Ein wirklich mehr als lesenswertes Sachbuch.
Im Anhang werden zwei weitere Bücher vom selben Autor mit ähnlichem Thema vorgestellt. Ich bin ehrlich überlelgt, mir auch diese noch zuzulegen. Vom Stil her, sollte es ja dann gleich sein. Und Verbrechen sind immer interessant, so irgendwie.
Ich kann das Buch durchaus empfehlen. Vielleicht auch im Besonderen Leuten, die in Thüringen leben, oder die Thüringen in irgendeiner Weise verbunden sind. Ich persönlich war ja geschockt, weil da eine Täterin wirklich den selben Nachnamen hatte, wie ich. Auf die Frage, ob mein Vater die vielleicht vom Namen hier in der Verwandschaft kannt, konnte er sich auch dunkel an eben jenen Namen im Familienstammbaum erinner. Zu doof, dass wir den Stammbaum selber nicht mehr finden können.