Cover des Buches Juni 53 (ISBN: 9783423219402)
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Rezension zu Juni 53 von Frank Goldammer

Juni 53 (Max Heller-Reihe, Band 05)

von KleinerVampir vor 3 Jahren

Kurzmeinung: Stark politisch geprägter Krimi aus den Anfängen der DDR – konnte leider nicht halten, was ich mir davon versprochen hatte.

Rezension

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KleinerVampirvor 3 Jahren

Buchinhalt:

Während des DDR-Volksaufstandes im Juni 1953 wird im VEB Rohrisolierung eine Leiche gefunden: es ist der ehemalige Chef des Betriebs, der auf grausame Weise zu Tode kam. Während Max Heller und seine Kollegen nach dem Mörder suchen, trägt sich Max‘ Ehefrau Karin mit dem Gedanken, die DDR für immer gen Westen zu verlassen…


Persönlicher Eindruck:

Im nunmehr 5. Band seiner Max-Heller-Reihe präsentiert Autor Goldammer einen politischen Krimi aus den Anfängen der DDR: vor der Kulisse des Volksaufstandes von 1953 geschieht ein Mord, der nicht nur die Volkspolizei sondern auch das Ministerium für Staatssicherheit auf den Plan ruft. Zahlreiche Personen zählen zum Kreis der Verdächtigen, zwei weitere Leichen werden schließlich gefunden und die Kommissare suchen nach mehreren geflüchteten Mordverdächtigen.

Neben der eigentlichen Krimihandlung, die 90 % des Plots bestimmt, geht es auch um das Familienleben der Hellers in Dresden, ihre demente Hauswirtin, Frau Marquard, und das tägliche Leben in der jungen DDR, in der auch acht Jahre nach dem Krieg die Regale der Läden meist leer sind und man sich noch immer für Brot anstellen muss.

Soweit, so gut. Der Krimi ist handlungsmäßig in sich abgeschlossen, greift zwar zurück auf bereits bekannte Personen und Verflechtungen, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Es gibt kein Namensverzeichnis für die vielen handelnden Personen bei Polizei und MfS, ich hatte als Neueinsteiger große Probleme, mich unter den zahllosen Figuren zu Recht zu finden.

A Propos Figuren: trotz gut recherchierter und historisch stimmiger Kulisse schafft es Frank Goldammer in meinen Augen nicht, seinen Figuren Tiefe zu verleihen. Ich jedenfalls wusste auch nach 360 Seiten nicht wirklich, wer nun Schuld am Tod der am Ende drei Opfer gewesen war und wie alle zusammengehörten – sie waren für mich alle mehr oder minder austauschbar und blieben nicht weiter im Gedächtnis.

Dem gegenüber fand ich die (wenn auch sehr kurzen) Passagen über das Heller’sche Familienleben sehr spannend und interessant, auch die Gedankengänge zur eigenen Republikflucht, mit denen sich Max Heller am Ende beschäftigt. Schade, dass die Familiengeschichte hinter dem Kriminalfall so sträflich vernachlässigt und kaum beachtet wurde. Gerade hier lag großes Potential, das der Autor überhaupt nicht zu nutzen wusste.

Mein Fazit: ein sehr politischer Krimi für Leser, die sich intensiv mit den Zusammenhängen der ehemaligen DDR beschäftigen und sich insbesondere für Seilschaften bei der Stasi und für das sozialistische Staatssystem im Allgemeinen interessieren. Ich hatte ehrlich gesagt mehr erwartet – für mich war der Krimi leider kein Pageturner.

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