Cover des Buches Vergessene Seelen (ISBN: 9783423262019)
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Rezension zu Vergessene Seelen von Frank Goldammer

Dresden im Jahre 1948

von tinstamp vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein absolut gelungener historischer Krimi, der in der Nachkriegszeit in Dresden spielt und die Atmosphäre dieser Zeit grandios widerspiegelt

Rezension

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tinstampvor 6 Jahren
Bewertung: 4 1/2 Sterne

Der dritte Band um Oberkommissar Max Heller ist mein erstes Buch der Reihe, welche schon länger auf meiner Wunschliste steht. Den ersten Band "Der Angstmann" schlumnmert bereits seit einiger Zeit in meinem SuB Regal und will ebenfalls gelesen werden. Doch im Moment widmen wir uns Band 3...

Dresden 1948. Drei Jahre nach dem Ende des Krieges ist der Hunger noch immer allgegenwärtig - genauso wie die sowjetischen Besatzungsmächte. Es ist ein besonders heißer Sommer und die Stadt befindet sich im Wiederaufbau. Auch Karin, Max Frau, ist eine der vielen Trümmerfrauen. Da wird in einer Baugrube ein toter Junge gefunden. Bei den Ermittlungen stößt Heller auf eine Mauer des Schweigens. Einige Anzeichen deuten darauf hin, dass er einer Bande angehörte und in illegale Geschäfte verwickelt war. Seine Nachforschungen in der Schule und in der Familie des toten Jungen drehen sich im Kreis. Vorallem der gewalttätige Vater fällt augenscheinlich auf, jedoch sind Heller die Hände gebunden. Einige dieser Vorfälle nagen an seinem Gewissen und lassen Erinnerungen aus seiner eigenen Vergangenheit aufkommen. Als Hellers Sohn Klaus, Mitglied einer politischen Polizei, gegen seinen Vater zu arbeiten beginnt, scheint eine Auflösung des Mordes immer weite in die Ferne zu rücken. Doch Max Heller hat sich schon immer geschworen gegen Ungerechtigkeit und dunklen Machenschaften zu kämpfen....

Der Autor nimmt den Leser an die Hand und führt ihn zurück in die Nachkriegszeit. Der Schwarzmarkt boomt, die Gerüchte betreffend einer Währungsreform verängstigt die Menschen. Hellers Sohn Klaus lässt sich von der neuen Ideologie anstecken, was zu einigen Konflikten zwischen Vater und Sohn führt. Erwin, der älterere Sohn, schickt währendessen Pakete aus Westdeutschland, in denen auch Geld versteckt ist. Die kleine Annie wurde von Max und Karin als Pflegekind aufgenommen. Immer gegenwärtig sind die Ängste gegenüber den Sowjets, der Hunger und die Auswegslosigkeit auch drei Jahre nach Ende des Krieges.
Frank Goldammer hat diese Atmosphäre wunderbar eingefangen. Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz. So streifen wir gemeinsam mit Max durch ein zerbombtes Dresden, das nur schwer mit der heutigen Stadt in Einklang zu bringen ist. Aber ich war vor ein paar Jahren auch nur Gast und durfte die wiederaufgebaute Frauenkirche und den Zwinger bewundern. Unvorstellbar wie es damals ausgesehen haben muss....
Auch die politische Situation wird sehr authentisch beschrieben. Man spürt die Angst und die Vorsicht der Menschen. Keiner traut den anderen über den Weg. Jeder versucht irgendwie zu überleben. Immer wieder musste ich an die Romane von Alex Beer "Der zweite Reiter oder "Die rote Frau" denken. Diese historische Krimireihe spielt in Wien und nach dem ersten Weltkrieg, aber die Atmosphäre und die eindrucksvollen Schilderungen sind sehr ähnlich. Menschliche Abgründe und

Schreibstil:
Frank Goldammer schreibt fesselnd, atmosphärisch und intensiv. Man wird sofort in die damalige Zeit versetzt und von der Atmosphäre eingenommen. Seine Charaktere sind lebendig und direkt aus dem Leben gegriffen. Sie haben Ecken und Kanten und sind facettenreich.

Fazit:
Ein absolut gelungener historischer Krimi, der in der Nachkriegszeit in Dresden spielt und die Atmosphäre dieser Zeit grandios widerspiegelt. Die Vorgängerbände werde ich mir definitiv holen und sobald wie möglich lesen. Einziger Kritikpunkt ist, dass es mir manchmal etwas an Spannung fehlte. Ich freue mich, dass der vierte Fall bereits im Dezember erscheinen wird und werde diesen sicherlich lesen.
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