Hallo Frank, nach dem Erfolg von „Boston Run“, ist mit „New York Run“ schon dein zweiter Marathon-Thriller erschienen. Läufst du selbst Marathon? Wie waren deine Erfahrungen?
Laufen ist genial. Einen Marathon anzugehen, dafür zu trainieren und schließlich erfolgreich zu absolvieren, ist ein Event für Körper und Psyche. Ich habe jeden Moment genossen, obwohl ich bei meinem ersten Marathon 2005 in Hamburg ab KM 33 verletzungsbedingt zum Gehen verdammt war.
Hättest du dir dort ein Dopingmittel wie im Roman gewünscht?
Das ist ein zweischneidiges Schwert. Moralisch gesehen natürlich nicht. Ich bin ein Befürworter des sauberen Sports. Aber ich wüsste schon gerne, wie es sich anfühlt, in der Spitze mitlaufen zu können.
Gibt es Parallelen zwischen einem Marathonlauf und dem Schreiben eines Romans?
Parallelen? Ja! Einen Fehlstart habe ich noch nie hingelegt, da ich, bevor ich wirklich mit dem Schreiben anfange, bereits die meisten Eckpunkte und den Schluss des Romans im Kopf habe. Ich lege allerdings viel Wert auf den Endspurt. Und versuche immer, das Tempo hochzuhalten. Getreu meiner Autoren-Devise: Du sollst nicht langweilen!
Wie gehst du bei der Planung eines Romans vor? Hast du die Handlung gleich fix und fertig im Kopf und musst sie „nur noch“ aufschreiben, oder entwickelt sich das Ganze mit vielen Änderungen und Ergänzungen?
Das Skelett der Story von „Boston Run“ stand innerhalb einer Woche. Anfang, Ende, und die Kernpunkte der Story auf dem Weg dahin habe ich skizzenhaft während eines Samos-Urlaubs entworfen. Die Charaktere entstanden dann während des Schreibens, und das wiederum verlangte einige Änderungen am Anfang und in den Grundstrukturen.
Bei „New York Run“ war es letztlich ähnlich, allerdings hatte ich dessen Ablauf bereits mit Abschluss von „Boston Run“ im Hinterkopf.
Ebooks stehen bei Verlagen, Händlern und Lesern hoch im Kurs. Was hältst du von dieser Entwicklung?
Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich bin – was das Lesen angeht – ein altmodischer Mensch. Ein Buch ist ein Buch. Man hält es in der Hand, kann darin blättern, es riecht, es atmet beinahe. Ein Ebook-Reader scheint ein herzloses Wesen zu sein, das Unmengen von geknechteten Büchern in seinen Eingeweiden verschlossen hat und nur auf Befehl des Nutzers für eine kleine Zeit freigibt. Kleiner Scherz. Die Lesegewohnheiten werden sich durch iPad und Konsorten nachhaltig ändern. Allerdings brauchen – meines Erachtens – die Reader etwas mehr Farbe. Vielleicht auch ‚deleted scenes‘ oder ein ‚Making of‘. Oder ein Interview mit dem Autor. Wer weiß?
Als Schriftsteller begrüße ich jede Plattform, die mein Buch zu den Lesern bringt. Ich möchte unterhalten. Doch dazu muss ich auch gelesen werden.
Oder gehört, denn „Boston Run“ wurde ja von Johannes Steck als Hörbuch eingesprochen …
Stimmt, das ist eine fantastische Sache! Beim 4. Lüdinghauser Hörbuchtag hatte ich die Gelegenheit, Johannes Steck live zu erleben, als er aus „Boston Run“ gelesen hat. Wenn die Hörer nur annähernd so begeistert von dem Ergebnis sind, wie ich es bin, bekommen sie quasi neben dem Hörgenuss auch noch einen kostenlosen Film, der vor ihrem inneren Auge abläuft.
Sport und Literatur sind ja eine ungewöhnliche Mischung. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Lance Armstrong ist schuld. Als er seinerzeit den ersten Tour-de-France-Sieg einfuhr und dabei alle anderen wie Jungs auf Klappfahrrädern aussehen ließ, da mochte ich nicht an Talent und Training alleine glauben. Und da mich Marathons schon immer fasziniert haben, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich Eins und Eins zusammentat und an einem Skript arbeitete, das Marathon und Doping verband. Als Thriller.
Nun gab es 2013 in Boston kurz vor dem Ziel einen Bombenanschlag. Was ist das für ein Gefühl, wenn plötzlich am „eigenen Schauplatz“ ein realer Thriller stattfindet?
Es schmerzt besonders.
Als Fan von Marathonläufen schaue und verfolge ich viele dieser Läufe am Fernseher, manche direkt an der Strecke. Früher lief ich sogar mal selbst die lange Distanz. Und irgendwann schrieb ich einen Thriller über den Boston Marathon. Und es ist kein großes Geheimnis, dass es in einem Thriller auch mal drastischer zugeht. Leider wird selbst die Phantasie eines Autors von der Wirklichkeit rechts überholt. So geschehen beim Boston Marathon 2013. Und leider ist es in der Realität gemeiner, hinterhältiger, blutiger.
Die Nachricht, dass es dort einen Anschlag gab, hat mich geschockt und gleichermaßen tief berührt.
Ich trauere mit den Hinterbliebenen der Opfer, kann den Überlebenden nur wünschen, dass sie das irgendwie verarbeiten können und dass sie dabei Hilfe und Unterstützung erhalten. Ein Anschlag ist immer hinterhältig und feige. Und wenn es Menschen trifft, die sich etwas Entspannung vom harten Arbeitsalltag erhofften, Ablenkung von Problemen oder einfach nur Freude an einer Sportveranstaltung, die Läufer und Zuschauer verbindet, die für das Positive schlechthin steht, dann ist ein solcher Gewaltakt besonders schrecklich.
Es schmerzt besonders.
Glaubst du, dass dieser Anschlag die Laufszene nachhaltig beeinflussen wird? Werden statt großer Stadtmarathons jetzt einsame Landschaftsläufe attraktiver?
Glücklicherweise gab es genug positive Reaktionen bei den Folgeveranstaltungen in London und Hamburg. Ich glaube nicht, dass die Laufszene sich ändern muss oder wird.
Würdest du selbst noch einmal in Boston oder New York laufen wollen?
Es wäre ein Traum. Vielleicht – eines Tages …
Was würdest du deinen Söhnen eher raten: einen Marathon zu laufen oder ein Buch zu schreiben?
In beidem findet man Verwirklichung. Aber eines ist sicher: Ein Marathon ist leichter. ;-)