Rezension zu "Gesund leben" von Frank Lipman
Was mir bisher fehlte, war der ganzheitliche Ansatz. Zwar gibt es ausgezeichnete Bücher zur Ernährung, zu Achtsamkeit oder zu z.B. ‚Digital Detox‘, aber die Gesamtschau und das Ineinandergreifen fehlte mir bisher. Was liegt da näher als sich dem Buch mit dem Untertitel „Die 6 Schlüssel für ganzheitliches Wohlbefinden“ zu widmen. Zumal ein Blick ins Inhaltsverzeichnis genau die Themen anspricht, die meiner Meinung nach eben zusammengedacht werden müssen.
Das Buch von Lipman ist außerordentlich bibliophil aufgemacht, so ist es nicht nur informativ, sondern zugleich ein Wohlgenuss für die Augen. Die sechs großen Bereiche sind Ernährung, Schlaf, Bewegung, Schutz, Entspannung und Verbundenheit. Oder wie es der Verlag beschreibt:
In dieser außergewöhnlich schön gestalteten Feel-Good-Bibel vereint Dr. Frank Lipman sämtliche Gesundheitstrends aus den Bereichen Body, Mind und Spirit.
Und das ist leider zutreffender als ich dachte. Während es im Bereich Ernährung noch einiges zu entdecken gibt, auch wenn man schon viel dazu recherchiert hat, lesen sich andere Themen eher wie eine Zusammenschau kurzer Artikel aus Wellnesszeitschriften oder Mindstyle-Magazinen. Und dabei schrammt Lipman mehr als einmal die Grenze zur Esoterik. Was an sich auch nicht unbedingt verwerflich wäre, wenn er denn nicht alles mit dem Duktus des Arztes und der wissenschaftlichen Evidenz behaupten würde. So mag Intervallfasten subjektiv Erfolge bringen, nachgewiesen ist eine Wirkung allerdings nicht. Das sollte man schon dazu schreiben.
Licht und Schatten
Leider ziehen sich solche Halbwahrheiten oder eben einseitige Sichtweisen durch das gesamte Buch. Es handelt sich schließlich auch um „Gesundheitstrends“ und da ist eben nicht alles sinnvoll oder nachgewiesen, sondern schlichtweg aktuell und gut vermarktet. Manche Hinweise beziehen sich dann auch eher auf den amerikanischen Markt, denn auf Deutschland, so z.B. die Hinweise auf die Filterung des Leitungswassers. Und die Panikmache „Hilfe, Elektromagnetische Felder!“ verlässt das Feld der Seriosität. Digital Detox halte ich für eine äußerst sinnvolle Angelegenheit. W-LAN jedoch als biologisch schädlich zu behaupten, ist absurd. Nicht jede elektromagnetische Strahlung ist identisch. Ein Handy strahlt ganz anders als ein W-LAN-Router. Und nur die wenigsten Menschen sind elektrosensibel. Auch wenn ich das Anliegen dahinter verstehe und unterstützenswert finde, sind Übertreibungen vollkommen unnötig.
Wer über solche Trends und nicht immer gut recherchierten Tipps hinweglesen kann, bekommt trotzdem eine sehr schöne Zusammenschau. Das Achtsamkeit und Entspannung ein eigenes Kapitel sind und noch viel mehr, dass Verbundenheit, Liebe und Beziehungspflege als Aspekte der Gesundheit betrachtet werden, sind die größten Trümpfe des Buches.
