Rezension zu Keine Angst von Frank Schätzing
Rezension zu "Keine Angst" von Frank Schätzing
von Susanne-Henke
Rezension
Susanne-Henkevor 14 Jahren
“Ich nehme mir einen Meißel und haue alles weg, was nicht nach Löwe aussieht” Mit diesem Zitat eines makedonischen Bildhauers beschreibt Frank Schätzing die Arbeit an seinen Romanen. Aber was geschieht mit den abgeschlagenen Brocken? Der Bildhauer verarbeitete manche Marmorreste zu kleinen Löwen. Schätzings “kleine Löwen” brüllen augenzwinkernd, makaber, hinterlistig oder skurril von den Wonnen erregender Vorfreude, der (lebenswichtigen) Kunst des Zuhörens, italienischen Spezialitäten und höllischem Geschwindigkeitsrausch. Im nächtlichen Köln findet ein Journalist, der sich persönliche Schicksale wie Gewürze hält, Nachschub für seine Sammlung, ein kleiner Gauner kommt doch noch zu seinem Haustier, eine Galeristin entdeckt das Geheimnis lebensechter Kunst und eine Psychologin mit Bluthochdruck erkennt die Auswirkungen ihrer deduktiven Fähigkeiten auf ihren Genesungsprozess. Ein eiternder Weisheitszahn treibt ein Model in die Praxis einer ehemaligen Schulfreundin, ein Meerschweinchen verändert das Leben eines starken Mannes und schließlich gilt es, den Mord an Tünnes aufzuklären Mit erfrischender Leichtigkeit macht Schätzing der gefühlten Überlegenheit seiner Figuren den Garaus und beweist, dass Spannung auch auf kleinstem Raum Platz hat. Eine raffinierte “Resteverwertung”, die durch hintersinnigen Humor und Facettenreichtum besticht.