Cover des Buches Das Schicksal der weißen Pferde (ISBN: 9783406630880)
Rezension zu Das Schicksal der weißen Pferde von Frank Westerman

Rezension zu "Das Schicksal der weißen Pferde" von Frank Westerman

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
INHALT Frank Westerman schildert in seinem Buch die europäische Geschichte am Beispiel der Lipizzaner nach. Lipizzaner sind aufgrund ihrer schneeweißen Farbe ein Bild für Reinheit und Perfektion. Alle möglichen Länder stritten um sie. Ihre Geschichte beginnt im slowenischen Lipica und dehnt sich aus über die Spanische Hofreitschule in Wien und andere europäische Länder. Hitler riss sich um die Pferde. 1945 werden sie von den Amerikanern in Sicherheit gebracht. Ihre spektakuläre Flucht ist hollywoodreif. Aber der Kampf um die Pferde ist noch nicht vorbei - bis ins Jahr 2007 reicht er hinein ins ehemalige Jugoslawien. REZENSION Das Buch ist gut geschrieben und berichtet detailreich über die Anfänge des 20. Jahrhunderts, die beiden Weltkriege und den Balkankrieg. Nüchterne Fakten über Genetik, Politik und Geschichte wechseln sich mit Anekdoten über berühmte Züchter und Bereiter, sowie verschiedene Pferde ab. Besonders berührt hat mich die Anekdote, als vier Pferde den Amerikanern entfliehen, die sie retten wollen, und wieder in ihre Boxen zurück kehren und damit ihrem Züchter ihre Treue zeigen. Auf dem Umschlag ist eine Szene aus dem Film "Miracle of the White Stallions" zu sehen. Das schlichte, weiße Buch ist mit diesem Schutzumschlag versehen und spiegelt dadurch wunderbar die Reinheit der Lipizzaner wider. Das Schriftbild ist gut leserlich. Interessant sind auch die verschiedenen Karten mit den Routen der Pferde, die am Anfang jedes größeren Abschnitts vorhanden sind. Der Anfang erscheint etwas sprunghaft - ebenso wird im Prolog und im ersten Kapitel ein jeweils anderer Ich-Erzähler verwendet. Dadurch fällt es dem Leser möglicherweise schwerer sich auf den Inhalt einzulassen. Dennoch - Frank Westerman versteht es, die Lipizzaner mit der Geschichte Europas zu verbinden. Er scheut sich dabei aber auch nicht, kritische, ethische Fragen über Gentechnik und -forschung aufzuwerfen. Er zeigt auf, dass die Züchtung der Pferde oft sehr eng mit der jeweiligen Ideologie verbunden war und wie die Ansätze von Lamarck und Mendel im Laufe der Zeit durch Regimes missbraucht wurden. Interessant fand ich es daher, dass Frank Westerman die Genforschung und ihr Technik genauer unter die Lupe nimmt und kritisch hinterfragt. FAZIT Frank Westerman wurde als Jugendlicher einmal gesagt: "Wenn du einen Lipizzaner berührst, berührst du Geschichte." (S. 25) Auf sein Buch "Die Schicksal der weißen Pferde. Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts" trifft dies auch eindeutig zu. Wer sein Buch in den Händen hält, hält ebenfalls Geschichte in den Händen und noch viel mehr. Allerdings ist es weniger für die breite Masse, als vielmehr für Pferdeliebhaber und Geschichtefans geeignet.
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