*Spezies neigen dazu, diejenige Forschung auf sich zu ziehen, die sie verdienen.*
Welche Möglichkeiten der Versöhnung gibt es beim Menschen und seinen nahen Verwandten und unterscheiden sie sich so stark von anderen Affen? Dieser Frage geht der Primatologe Frans de Waal in diesem Buch nach. Nach einer Einleitung in der er die Begriffe der Agression und des Friedens klärt und schon so manche Beobachtungen an den Affen vorwegnimmt, widmet er sich eingehend der Entspannungspolitik bei Schimpansen, Rhesusaffen, Bärenmakaken, Bonobos und uns Menschen.
Da ich schon Bücher des Autors kenne, hatte ich hohe Erwartungen an dieses. Vorausschicken muss ich allerdings, dass die Publikation nicht mehr die Neueste ist – sie stammt aus den Achtzigern. Schon im ersten, allgemein einführenden Kapitel, ist mir aufgefallen, dass dem Text die Leichtigkeit und gute Lesbarkeit der nachfolgenden Bücher fehlt. Es werden viele Fachwörter benutzt und der Autor schweift immer mal wieder vom Thema ab, sodass ich dem roten Faden nicht immer folgen konnte.
Die nächsten Kapitel gingen auf die einzelnen Arten ein. Die Versöhnung, der das Buch gewidmet ist, ist ohne ein Verständnis der sozialen Strukturen der Populationen und ihrer Aggressionen nicht nachvollziehbar, sodass die Beschreibung dieser mehr Platz einnimmt als die titelgebende Entspannungspolitik. Dazu werden nicht nur die Beobachtungen des Autors selbst herangezogen, sondern auch viele andere Forscher erwähnt und ihre Arbeiten vorgestellt. Insgesamt ergab das ein sehr interessantes Bild. Allerdings wirkte auch hier der Schreibstil wenig locker und die vielen erwähnten Tiernamen machten es nicht leichter das Ganze zu verstehen. Ich zumindest konnte nur langsam weiterlesen und musste mir die Beschreibungen vieler spezieller Situationen noch einmal durchlesen um sie zu verstehen.
Die einzelnen Arten wurden sehr gut beschrieben. Durch Fotografien wurden besondere Aussagen unterstrichen. Die Schimpansen aus dem Arnheim Zoo waren mit allerdings nicht unbekannt, ebenso wenig wie die beobachteten Bonobos. Manche der Beobachtungen kannte ich bereits aus anderen Büchern des Autors. Umso interessanter fand ich daher das Kapitel um die Bärenmakaken, da ich von ihnen bisher noch wenig wusste.
Das Kapitel um die Menschen zieht die vorangegangenen Erkenntnisse zu ihren nahen Verwandten heran um einen Vergleich zwischen ihnen zu ziehen. Dabei wird aber auch angesprochen, dass viele Untersuchungen zum Thema noch fehlen.
Das Alter des Buches hatte zur Folge, dass besonders die Bezüge zum Menschen auf eine nicht mehr moderne Art gemacht wurden. In ihnen klangen nicht nur die Ansichten der Feministinnen durch, sondern auch ein etwas anderes Frauenbild, als das heutige. Zudem stellte sich der Autor immer wieder den Anhängern des Behaviorismus (mit der Ansicht, dass Tiere nur nach einem Aktion-Reaktion Mechanismus agieren). Ich glaube, dass diese Ansicht längst überholt ist und in einem aktuellen Buch nicht mehr so vehement gegen sie angegangen werden müsste.
Fazit: Dadurch, dass ich andere – sehr leicht und gut zu lesende – Bücher des Autors kenne, fand ich dieses fachlicher und sperriger zu lesen, auch wenn ich das Thema an sich immer noch interessant finde.