Cover des Buches Whisk(e)y (ISBN: 9783517083353)
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Rezension zu Whisk(e)y von Franz Brandl

Sehr hochwertiges Whisky-Buch aber nicht immer auf Anhieb zu verstehen

von LekkerLebenSchoenerWohnen vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Sehr hochwertiges Whisky-Buch aber nicht immer auf Anhieb zu verstehen

Rezension

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LekkerLebenSchoenerWohnenvor 8 Jahren

Ich trinke sehr gerne guten Whisky. Aus diesem Grund war es nur eine Frage der Zeit, wann ich mir meine erste "Whisky-Bibel" zulege. Eines Abends kam dann meine Freundin mit einem für den Anfang schon recht ordentlichen 5€-Exemplar nach Hause, indem ich schon einiges über die Whiskyherstellung, die verschiedenen Geschmacks- und Farbnoten und verschiedenen Marken gelernt habe.
Irgendwie hat mich das Buch aber nicht überzeugt. Der Fokus bei dem Buch lag stark auf Scotch; nur einige Marken wurden wirklich ausführlich erläutert. Als immer passionierterer Whiskytrinker habe ich mich deshalb umso stärker gefreut, als ich die Möglichkeit bekam, ein Rezensionsexemplar von "Franz Brandl - Whisk(e)y" zu bekommen und meinen ersten Gastbeitrag auf diesem Blog zu diesem Buch zu veröffentlichen.


Auch das Buch Whisk(e)y von Franz Brandl zollt dem Scotch eine besondere Bedeutung zu. Neben Irish, American und Canadian Whiskey, die jeweils mit einem Kapitel vertreten sind, gibt es zwei Kapitel mit Scotch Whisky: das erste Kapitel trägt den Titel "Scotch Malt Whisky" und das zweite Kapitel "Scotch Blended Whisky". Zusätzlich gibt es noch zwei Kapitel, die sich mit Whiskylikören und Whiskycocktails beschäftigen. Zu den zwei letzteren Kapiteln kann ich allerdings kaum Auskunft geben, da ich meinen Whisky in der Regel pur genieße.

Das Kapitel "Scotch Malt Whisky" ist der eigentliche Einstieg in das Buch. Zunächst wird der Begriff "Whisky", genauer: seine Herkunft und Bedeutung erklärt: Whisky kommt nämlich vom gälischen Namen "uisge beatha" und bedeutet so viel wie "Wasser des Lebens", welches in Schottland im Jahre 1494 als erstes schriftlich (in diesem Falle auf Latein) erwähnt wurde. "uisge beatha" wurde dann im Laufe der Zeit über "uiskie" auf "Whisky" vereinfacht. Die ersten Dokumente lassen auch vermuten, dass in Schottland schon immer Gerstenmalz die Grundzutat des Whiskys war und somit hier schon immer Malt Whisky gebrannt wurde.
In der Einleitung zu diesem Kapitel wird zudem ausführlich beschrieben, wie die Herstellung des schottischen Whiskys abläuft - vom Mälzen bis hin zur Reifung in Eichenfässern und dem anschließenden Blending bzw. Vatting. Beim Blending bzw. Vatting wird der Whisky vom "Masterblender" einer Distillerie so aus verschiedenen Whiskys verschiedener Fässer zusammengemischt, dass "die aktuelle Charge so ausfällt wie die vorherige und alle vorangegangenen". Das ist mit Sicherheit die schwierigste Aufgabe während der Whiskyherstellug.

Einige Fragen werden in diesem Kapitel noch erläutert: Was ist eigentlich ein Single Malt? Was ist ein Blended Malt? Was heißt torfen von Whisky? Alles in allem super gut geschriebene und sehr informative 8 Seiten im DIN A5- Format.

Danach geht es dann mit der schottischen Markenkunde los: von A wie Aberfeldy, einer Marke, von denen die Whiskys „12 Years" und "21 Years" in diesem Buch vorgestellt werden und deren Whiskeys vom Stil her "sehr kräftig, ölig und fruchtig" sind, bis T wie Tullibardine ("geschmeidig, süßlich und leicht fruchtig, ein feiner Aperitif-Malt") werden einige Whiskys und die Geschichte ihrer Brennereien aufgelistet. Jede Brennerei wird auf 1-2 Seiten textuell beschrieben und ihre Whiskys mit Bild vorgestellt. Bekannte Brennereien wie Glenfiddich und Talisker werden natürlich auf verdienten 2 Seiten vorgestellt, mir eher unbekannte Distillerien wie Bladnoch kommen mit einer Seite aus.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Blended Whiskys. Blended Whiskys sind gemischte Abfüllungen von dem leichteren Grain Whisky und Malt Whisky. Grain Whisky ist Whisky, der aus anderen Grundzutaten destilliert werden kann: ungemälzte Gerste oder z. B. Weizen. Zudem ist das Destillierverfahren ein anderes: anstelle des Pot-Still Verfahrens, bei dem der Whisky mehrfach
destilliert wird, wird das Destillat in einem kontinuierlichen Destillationsprozess schneller auf einen höheren Alkoholgehalt gebracht. Damit ist der Grain allerdings auch etwas leichter als Malt Whisky, der in mehreren Brennphasen ein stärkeres Aroma bekommt. Franz Brandl ergänzt in dieser Einleitung, dass Grain häufig als "Whisky zweiter Wahl" abgetan wird, da er gemeinhin als billig produzierte Alternative zum Single Malt abgetan wird. Dies ist laut Brandl nicht so, da auch für Grain
Whisky in Schottland die gleichen strengen Regeln wie für den Malt gelten – in der "Scotch Whisky Order" ist der Grain dem Malt nämlich gleichgestellt.
Anschließend werden Whiskys wie Ballentine's, Chivas Regal, Grants und Johnnie Walker vorgestellt.

Das Kapitel „Irish Whisky“ beginnt wie die vorangegangenen Kapitel auch mit einer Einleitung. Hier wird erzählt, dass der irische Whiskey früher (in den Jahren 1600 - 1800) sehr gefragt war, zwischenzeitlich die Nachfrage allerdings dramatisch abstürzte, bis 1966 nur noch vier aktive Brennereien übrig blieben. Erst seit den 1980er Jahren kämpfen die irischen Whiskeys wieder um eine Daseinsberechtigung neben den Scotchs. Bekannte Irish Whiskeys sind Jameson, Killbeggan und Tullamore Dew, die hier auch jeweils beschrieben werden.

American Whisky bekommt im nächsten Kapitel eine Erklärung. Unter dem Titel "Mehrheit für den Mais" wird erzählt, dass die europäischen Einwanderer in Amerika den ihnen bekannten Whiskey einfach den örtlichen Gegebenheiten angepasst haben und so Mais anstelle von Gerste als Grundzutat verwendet haben.
Bekannte Whiskeys aus diesem Kapitel:
- Jim Beam
- Jack Dainel's
- Wild Turkey
- Woodford Reserve

In Kanada werden häufig Roggen zu Blended Whiskey verarbeitet. Heutzutage gibt es hier zehn Brennereien, wobei im Buch nur sechs Whiskeys beschrieben sind – und mir sagt nur der Canadian Club etwas.

Anschließend folgt das Kapitel „Whiskeys aus aller Welt“, in dem auch die japanischen Whiskeys benannt werden. Japan hat in den letzten Jahren viel Whiskeyherstellung gelernt und produziert scheinbar inzwischen Top Whiskeys die man mal probieren sollte.

Es folgen die Kapitel „Whiskyliköre“ und „Whiskycocktails“. Im Kapitel Whiskycocktails befindet sich beispielsweise ein Rezept für einen Manhattan, der aus 4cl Canadian Whiskey, 2 cl Vermouth Rosen, 2 Spritzern Angostura und einer Cocktailkirsche gemixt wird. Auch Irish Coffee und Whisky Sour werden hier beschrieben.

Fazit: Das Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es liegt gut in der Hand und lädt zum stundenlangen Stöbern auf der Couch ein. Man kann es nutzen, um den nächsten Whiskykauf abzuwägen, um beim nächsten Gespräch mit den Kumpels etwas Klugscheißen zu können oder einfach um sich im Thema seines Lieblingsgetränks weiterzubilden.

Die Texte sind allerdings leider nicht immer super leicht zu verstehen. Gerade nach dem 3. Whisky könnte es schwer werden, dem roten Faden in den Texten zu folgen. Ohne Vorkenntnisse in Bezug auf Malts, Grains und Stillverfahren finde ich es etwas schwierig ohne Zuhilfenahme des Internets die feinen Unterschiede zwischen einigen Whiskysorten zu verstehen.
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