Rezension zu "Forschungen eines Hundes, Der Bau" von Franz Kafka
Franz Kafka lesen wir beide sehr gerne, wahlweise Der Proceß & Das Schloss zählen sogar zu unseren Lieblingsbüchern.
Beide Geschichten sind im besten Sinne kafkaesk & greifen zudem das beliebte Motiv der Schilderung aus tierischer Perspektive auf. In „Forschungen eines Hundes“ berichtet ein alter Hund von seinem lebenslangen, erfolglosen Streben nach Antworten zum Wesen der Hundeschaft. Ausgangspunkt für ihn: Woher nimmt die Erde ihre Nahrung?
Auffällig an der Geschichte ist, dass Hunde auftreten - etwa auch schwebende Lufthunde & Musikhunde - aber Menschen in der Geschichte fehlen. Hier liegt auch die Wurzel der Erkenntnisprobleme des Hundes: Er kann den Menschen und seine Auswirkungen auf die Hundewelt nicht erkennen.
Noch besser hat uns aber die zweite (fragmentarische) Erzählung „Der Bau“ gefallen. Hier folgen wir einem Tier (ein Dachs?) bei seinen Streifzügen durch seinen riesigen, verzweigten Bau, den es stetig zu perfektionieren versucht. Zunächst ist es noch sehr zufrieden mit seinem Werk, das u.a. einen großen Vorratsraum namens „Burgplatz“ enthält. Getrieben von seiner Angst vor Fressfeinden, erlebt man sodann aber wie das Tier von einer immer größeren Paranoia ergriffen wird. Insbesondere ein nicht einzuordnendes Geräusch spielt dabei eine große Rolle.
Beide Erzählungen sind sprachlich & stilistisch hervorragend & haben uns Vergnügen bereitet.
Mit addiert ca. 150 Seiten Text ist dieses Buch auch ein Beitrag zu #kurzebändezumwochenende & eine schöne Empfehlung nicht nur für Kafka-Fans.
Besonders hervorzuheben ist die bibliophile Ausstattung dieses Bandes der Reihe Perlen der Literatur, die sich auf moderne Klassiker konzentriert. Freunde von Leinen, Kalligraphie und künstlerische Buchgestaltung kommen voll auf ihre Kosten.