Rezension zu Das Schloß von Franz Kafka
Rezension zu "Das Schloß" von Franz Kafka
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 16 Jahren
Ein Buch wie ein Marsch durch Schnee - glitzernd, beklemmend, euphorisch, aussichtslos, unwirklich - den sich kein Freund des Träumers aus Prag entgehen lassen sollte. Was mit Anklängen des Schauerromans beginnt, führt schnell vor verschlossene Türen und undurchsichtige Strukturen des Schlosses, lässt uns Bekanntschaft mit bizarren Dorfbewohnern schließen und schlägt einem mitunter wie ein Vorschlaghammer ins Gesicht. Auch in diesem Fragment dämonischer Heftigkeit findet sich viel Humor, den der Literaturapparat Kafka immer wieder streitig macht, obwohl er doch so offensichtlich zwischen den Pappdeckeln seiner Bücher waltet. "Das Schloss" mag zwar das kryptischste unter den außergewöhnlichen Werken Kafkas sein, aber auch ohne akademische Interpretation sickert dieses in kühl und befremdender Sprache erzählte Werk ins Unterbewusstsein, schlägt dort Wurzeln und verwandelt sich in ein aufbäumendes Etwas, das nicht nur sich, sondern auch den geschätzten Leser verwandelt. Ich stehe in Flammen. Auch nicht schlecht: Sex bei Kafka... "Dort lagen sie, aber nicht so hingegeben wie damals in der Nacht. Sie suchte etwas, und er suchte etwas, wütend, Grimassen schneidend, sich mit dem Kopf einbohrend in die Brust des anderen suchten sie und ihre Umarmungen und ihre sich aufwerfenden Körper machten sie nicht vergessen, sondern erinnerten sie an die Pflicht zu suchen, wie Hunde verzweifelt im Boden scharren so scharrten sie an ihren Körpern und hilflos enttäuscht, um noch letztes Glück zu holen, fuhren manchmal ihre Zungen breit über des andern Gesicht. Erst die Müdigkeit ließ sie still und einander dankbar werden. Die Mägde kamen dann auch herauf, "sieh, wie die hier liegen", sagte eine und warf aus Mitleid ein Tuch über sie." Franz Kafka, Das Schloss.