Cover des Buches Die Verwandlung (ISBN: 9783257020984)
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Rezension zu Die Verwandlung von Franz Kafka

Vom Samsa zum Käfer? Oder: Die Nüchternheit einer Metamorphose

von deadlypoppy vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Gregor Samsa erwacht als Käfer. Die Geschichte beginnt in einem Bruch. Kafka löst die Bindungen zu Familie und Vergangenheit.

Rezension

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deadlypoppyvor 9 Jahren
Franz Kafka wirft nicht mit großen Worten um sich, wenn er die schmerzhafte Metamorphose vom Menschen zum Käfer beschreibt. Er leitet uns nicht in die Thematik ein, sondern stellt fest.
Gregor Samsa erwacht als Käfer. Das ist alles, was er uns sagt. Kafka beobachtet mit klaren Worten das Schauspiel, ohne auszuschmücken. Jedoch erzählt er gleichsam nur den Rahmen der Handlung, was große Bedeutungsoffenheit entstehen lässt: Wir erfahren kaum etwas über die Vergangenheit Gregors sowie der Familie oder über die Handlungsintentionen bzw. Vorhaben dieser. Was soll das?, fragen wir uns, während wir die zwickmühlenartige Spannung bewundern. Der Stil um Grauen auszudrücken ist seltsam, aber er könnte passender nicht sein. Darüber hinaus zieht uns Kafka nicht nur in ein literarisches, stilistisches, sondern auch in ein ethisches Dilemma. Als säßen wir im Gerichtssaal und sollten über Schuld und Unschuld entscheiden. Kafka beschreibt hier die trostlose Gottlosigkeit und umgibt uns mit ihrem Schleier. Wir sind, genau wie Gregor, die Familie Samsa, die Hausbewohner, ja gar Kafka selbst, ausgesetzt. Es gibt hier keinen Gott mehr und kein Orakel, das entscheiden könnte. Wir als Leserschaft übernehmen Zepter, Wünschelrute und Beil.
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