Franz Kuhn

 3,9 Sterne bei 28 Bewertungen

Lebenslauf

Franz Kuhn (1884-1961) war ein deutscher Sinologe, Übersetzer und Jurist. Er war einer der produktivsten Übersetzer aus dem Chinesischen während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeiten machten die chinesische Literatur einem breiten Publikum zugänglich und wurden selbst zum Kult.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Franz Kuhn

Cover des Buches Der Traum der roten Kammer (ISBN: 9783458334729)

Der Traum der roten Kammer

(10)
Erschienen am 21.11.1995
Cover des Buches Kin Ping Meh (ISBN: 9783458319535)

Kin Ping Meh

(4)
Erschienen am 30.07.2008
Cover des Buches Die Räuber vom Liang Schan Moor (ISBN: 9783458318910)

Die Räuber vom Liang Schan Moor

(4)
Erschienen am 17.09.2008
Cover des Buches Franz Kuhn: Die Jadelibelle (ISBN: B006UIB9WE)

Franz Kuhn: Die Jadelibelle

(1)
Erschienen am 01.01.1977
Cover des Buches Blumenschatten hinter dem Vorhang (ISBN: 9783458324447)

Blumenschatten hinter dem Vorhang

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Erschienen am 01.06.1987
Cover des Buches Der Turm der fegenden Wolken (ISBN: 9783458318620)

Der Turm der fegenden Wolken

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Erschienen am 01.02.1985

Neue Rezensionen zu Franz Kuhn

Cover des Buches Die drei Reiche (ISBN: 9783458682622)
jensjs avatar

Rezension zu "Die drei Reiche" von Luó Guànzhōng

jensj
Unveränderte Neuauflage einer gekürzten Übersetzung eines Klassikers

"Die drei Reiche" wollte ich schon immer mal lesen. Als nun kürzlich diese Ausgabe veröffentlicht wurde, habe ich dies zum Anlass genommen, es schließlich in Angriff zu nehmen. Leider war ich dann aber etwas enttäuscht, dass es sich um eine vergleichsweise alte Übersetzung von Franz Kuhn (1884-1961) handelt, die zudem eine gekürzte Fassung der ersten 38 Kapitel und lediglich etwa ein Drittel des Umfangs der Vorlage aufweist. 

Im Grunde liest sich die Übersetzung auch heute noch sehr gut, weshalb dieser Umstand nicht allzu schwerwiegend ist, allerdings hätte man meiner Meinung nach zumindest die veralteten und wohl nicht ganz korrekten (?) Lessing-Othmer Transliterationen der Namen von Personen und Orten durch modernes Pinyin austauschen können (also z.B. Liu Bei statt Liu Peh für 刘备, Guan Yu statt Kwan Yü für 关羽, Zhang Fei statt Tschang Feh für 张飞), ich finde die Transliterationen in dem Buch lesen sich sehr schrecklich. Textlich hätte man der Übersetzung Kuhns treu bleiben können, auch wenn hier vereinzelt auch modernisiert werden könnte.

Herr Kuhns frühe Übersetzung in allen Ehren, gibt es seit 2016 jedoch auch umfassendere, ungekürzte Übersetzungen in zwei Bänden von Mao Zonggang und Mao Lun sowie seit 2017 eine von Eva Schestag. Da ich diese nicht gelesen habe, fehlt mir ein wenig der Vergleich, aber vermutlich wären diese etwas interessanter gewesen und eine davon werde ich mir wohl früher oder später auch mal anschauen müssen.

Zum Buch selbst sei folgendes gesagt. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der drei Reiche im China des 2. und 3. Jahrhunderts, die nach dem Untergang der Han-Dynastie um die Herrschaft streiten. Er enthält viele Intrigen, militärische Strategien, Schlachten und interessante Charaktere. Der historische Roman ist völlig zurecht ein absoluter Klassiker ist und insbesondere wenn man sich für die Geschichte oder Kultur Chinas interessiert lohnt es sich, diesen zu lesen.

Cover des Buches Der Traum der roten Kammer (ISBN: 9783458334729)
G

Rezension zu "Der Traum der roten Kammer" von Franz Kuhn

gerda_badischl
"Lindenstraße" als chinesischer Klassiker

Puh. Endlich geschafft. Am Ende des 800-Seiten-Epos angelangt, ist mein Hauptgefühl Erleichterung: Erleichterung, dass es gar nicht sooo schwer zu lesen war, wie befürchtet; Erleichterung über ein versöhnliches Ende; und Erleichterung, dass die Palast-Intrigen endlich ein Ende haben. Phasenweise hat sich das Buch eher wie die hundertste Staffel Lindenstraße angefühlt, als eines der führenden Werke der Weltliteratur. Aber der Reihe nach: 


"Der Traum der roten Kammer" oder  "Die Geschichte des Steins", das Hong Lou Meng gehört zu den 4 klassischen Romanen Chinas. Jeder junge Chinese kennt sie seit der Schulzeit, so wie unsereiner den Faust. Der Roman wurde mehrfach verfilmt, es gibt Fernsehserien, Opern und Ballettstücke über den Stoff. Die Figuren sind in China so bekannt, wie in Europa Romeo und Julia. Es hat sich sogar ein eigenes Fachgebiet dazu entwickelt - die "Rotforschung". (siehe dazu auch die Einträge im deutschen und englischen Wikipedia)

Man wundert sich, dass es bis 1932 dauerte, bis eine erste deutsche Übersetzung zustande kam. Der Sinologe Franz Kuhn nahm sich des Riesenwerks an, und brachte den Stoff in eine auch für den Laien verständliche Form. Allerdings hat Kuhn es sich recht leicht gemacht, oft sehr frei übersetzt und überhaupt zwei Drittel des Werks unübersetzt gelassen. Die vielen dadurch entstandenen losen Handlungsfäden merkt man leider an allen Ecken und Enden. Ein Amazon-Rezensent hat den Text der englischen und der deutschen Übersetzung gegenübergestellt: 

https://www.amazon.de/gp/customer-reviews/R296S7GBOUUWH5/ref=cm_cr_getr_d_rvw_ttl?ie=UTF8&ASIN=3458334726

Angeblich ist die englische Übersetzung von Hawkes die beste, aber es gibt seit 2009 auch eine vollständige deutsche. Also: Franz Kuhn bitte meiden! 


Zum Inhalt: 

Die reiche Fürstenfamilie Kia lebt um 1730 in Peking. Hunderte Personen bevölkern die beiden Paläste. Von der hochverehrten Ahne bis hin zur Magd "Blödchen" lernen wir als Leser viele verschiedene Menschen kennen und das komplexe Beziehungsgeflecht in dem sie leben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Gruppe der jugendlichen Adeligen und ihrer engsten Dienerschaft. Liebesbeziehungen, Machtkämpfe und Todesfälle, Feste und Dramen, Freundschaften und Feindschaften reihen sich aneinander, dass einem schier davon schwindlig werden möchte.


Mein Lese-Erlebnis: 

für ein Buch aus einer völlig anderen Welt überraschend leicht zu lesen. Die Lebenswelt der alten Chinesen scheint sehr vertraut. Vermutlich liegt das zum Großteil an der Übersetzung, die einfach sehr deutsch und wenig chinesisch ist. Und das ist auch wieder die große Schwäche des Buchs: es fehlt irgendwie das Fremde, Exotische. Wie schon gesagt, manchmal fühlt es sich ein bisschen wie Lindenstraße an.

Irgendwo in der Mitte des Romans war ich knapp am Aufgeben, weil mir die Palastintrigen schon völlig zum Hals hinausgehangen sind. Nach ein paar Tagen Lesepause war aber alles wieder gut, und die letzten paar Kapitel sind richtig "geflutscht".

Fazit: ein Buch, das zur "literarischen Allgemeinbildung" gehört. Aber tut euch die Mühe an, und lest es nicht in der simplen Übersetzung von Franz Kuhn.

Cover des Buches Jou Pu Tuan (ISBN: 9783859660267)
sabistebs avatar

Rezension zu "Jou Pu Tuan" von Li Yü

sabisteb
1959 in der Schweiz wegen Unzüchtigkeit verbrannt

Ein buddhistischer Mönch sagt einem junge Mann, der sich selber Vormitternachtsscholar nennt, voraus, dass er das Potential zu einem weisen Mann hat. Der Vormitternachtsscholar hat aber andere Pläne als nach geistiger Vervollkommnung zu suchen geschweige denn diese auch nur anzustreben, er sucht nach der schönsten der Schönen, um diese zu heiraten und sehr viel Spaß im Bett zu haben. Schon bald jedoch, geht ihm sein Schwiegervater gehörig auf die Nerven, auch seine Frau ist ihm nicht mehr genug, er geht auf Reise um seine Suche nach der schönsten der Schönen fortzusetzen und eine heiße Affäre mit ihr zu haben.

 

Jou Pu tuan, die Gebetsmatte aus Fleisch ist eine chinesische erotische Novellle aus dem Jahr 1657 und wird dem bekannten Autor Li Yu zugeschrieben. Schon zu Zeit ihrer Veröffentlichung spaltete diese Novelle die Zeitgenossen. Man stritt sich, ob es sich einfach nur um einen pornographischen Roman handelt oder ob es sich hierbei um eine moralische Lektion handelt. Der Autor behauptet jedenfalls, dass nur, wer gesündigt hat, auch ein Heiliger werden kann und dass man den Leser halt irgendwie bei der Stange halten muss, und nicht langweilen darf, wenn man ihn belehren will.

Nach seiner Übersetzung ins Deutsche ging der Streit von vorne los. Die Schweizer Behörden verboten das Buch und  verbrannten 1959 nicht verkaufte Exemplare. Später musste man einen Wisch unterschreiben, dass man Volljährig ist, das Buch nur aus literarischem Interesse liest und es Jugendlichen nicht zugänglich macht. Die Bücher wurden mit einem Warnhinweis versehen, ähnlich unserer heutigen FSK 18 Kennzeichnung. Auch in Deutschland war das Buch mehrfach vom Zoll beschlagnahmt worden. Aus heutiger Sicht eher lächerlich. Klar, es gibt ein paar Bettszenen, es gibt diverse Stellungen, die durchexerziert werden, vom Sex unter Männern über flotten Dreier und Vierer über Analverkehr und Trinkspielchen ist alles dabei. Die Übersetzung jedoch beschreibt diese Praktiken eher blumig, exotisierend und sehr stilvoll. Nie wird es platt, peinlich oder plump und der Roman wirkt auch heute noch frisch und zeitgemäß. Hier könnten viele moderne Schriftsteller noch sehr viel lernen, deren erotische Passagen meist eher lächerlich bis peinlich wirken.

Man tut dem Buch unrecht, wenn man es nur auf seine erotischen Aspekte reduziert, die keinen größeren Raum einnehmen wie bei jedem anderen heutigen historischen Roman. Selbst Fantasyromane und Nackenbeißer dürften deutlich mehr dieser Episoden aufweisen als dieses Buch, von Shades of Grey schweigen wir mal. Die Novelle hat viele andere Stärken, die von den Kritikern oft einfach ignoriert wurden, bzw. vor dem erotischen Hintergrund verblassten. Die Geschichte ist glaubwürdig und gut konstruiert. Anders als bei Victor Hugo, bei dem viele Konstellationen und Begegnungen erzwungen und gewollt wirken oder bei Charles Dicken, wo sich die Zufälle in unglaubwürdigem Maße häufen, ist die Verkettung unglücklicher Umstände in diesem Buch, die zur letztendlich Bekehrung und Läuterung der Missetäter führen glaubwürdig und äußerst gelungen. Zudem ist dieser Roman ein Zeitdokument des China des 17. Jahrhunderts, das in seinen Ansichten fast modern wirkt. Die Geschichte könnte so nahezu 1:1 heute in NY oder einer anderen modernen Großstadt spielen. Die Dialoge sind witzig und treffend, die Figuren mit genauem, sparsamem Strich gezeichnet. Mit einem Minimum an Beschreibung wird ein Maximum herausgeholt, wie bei einer chinesischen Tuschezeichnung. Erstaunlich sind auch Passagen, die darauf hinweisen, dass man damals in China schon Lokalanesthetika kannte, die in Europa erst Anfang des 20. Jhdt. wirklich zum Einsatz kamen. Witzig sind Parallelen zu heutigen SPAM Mails über Verlängerungen und Aufbesserung seines besten Stücks, da hat sich in den letzten Jahrhunderten nur das Verbreitungsmedium geändert, scheint es.

Aus Sicht eines Atheisten machen es sich die Protagonisten am Schluss ein wenig einfach, das mutet schon fast katholisch an, auch die Aspekte der kollektiven Schuld und Mitsühne der Frauen sind aus europäischer Sicht fragwürdig, dennoch fallen vor allem die vielen Parallelen des Buddhistentums zum Christentum auf.

Der Verlag hat im Gegensatz zum chinesischen Original bzw. der englischen Übersetzung das erste Kapitel an den Schluss gestellt, was ich jedoch durchaus vom Lesefluss begrüßt habe. Man hätte es am Anfang nicht verstanden, am Schluss wirkt es besser.

Fazit: Eine vielschichtige Erzählung. Auf den ersten Blick eine erotische Geschichte in Kombination mit einer coming off Age Geschichte, auf den zweiten Blick ein historisches Sittengemälde, auf den dritten Blick eine Reise zur Erleuchtung und Einsicht.

 

Es gibt verschiedene Ausgaben des Buches. Die deutsche Übersetzung basiert hauptsächlich auf einer japanischen Übersetzung, während die englischen Übersetzungen sich eher am chinesischen Original orientieren. Im Deutschen gibt es auch unterschiedlich bebilderte Ausgaben. Die frühen weisen meist nur 14 Bilder auf, da die erotischen Holzschnitte zensiert wurden. Vollständig bebildert ist nur die neueste Auflage der Waage aus dem Jahr 1995 und möglicherweise die Erstauflage aus dem Jahr 1959.

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Zusätzliche Informationen

Franz Kuhn wurde am 10. März 1884 in Reichenbach (Deutschland) geboren.

Community-Statistik

in 62 Bibliotheken

auf 12 Merkzettel

von 8 Leser*innen aktuell gelesen

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