Rezension zu "Die Geschichte des Ordenslebens" von Franz Metzger
Metzger und Feuerstein- Praßer beleuchten die Geschichte des abendländischen Mönchstums in ihrem Buch "Die Geschichte des Ordenslebens" von den Anfängen bis heute im historischen und kulturellen Zusammenhang.
Die Bezeichnung Mönch weist schon darauf hin: am Anfang ging es um die Abkehr von der Welt, um die Selbstisolation, die Einsamkeit, um dem Vorbild Jesu möglichst nahe zu kommen. Monachus, das lateinische Wort für die Einsiedler war es, das für die Bezeichnung der späteren Klosterbrüder Pate gestanden hatte. Dass ausgerechnet das Eremitentum die Grundlage für die Klostergemeinschaften darstellte, beschreiben die Autoren der Geschichte des Ordenslebens sehr anschaulich als geradezu zwangsläufige Folge der spirituell begründeten Bewegung der Einsiedelei in den ersten Jahrhunderten.
Auch der Vater des Mönchstums, der heilige Benedikt von Nursia hatte seine Karriere als Eremit begonnen. Bei der Wiedergabe des Lebensweges und Werkes des Heiligen und Begründer des Benediktinerordens, wird deutlich: auch Heilige sind nur Menschen. Dass dieser Aspekt bei der Lektüre des Buches immer wieder hindurchscheint, macht eine der Qualitäten des Werkes aus.
Die Geschichte des Ordenslebens ist keine Glaubensgeschichte, sondern ein historisches Werk. Den Autoren gelingt es in hervorragender Weise die geschichtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen herauszuarbeiten, unter denen sich bestimmte Formen des Mönchstums herausbilden konnten. Auch der wichtige Zusammenhang zwischen weltlicher Macht und kirchlicher Organisation, zwischen der Entstehung dessen, was wir heute als Europa bezeichnen und der Rolle, die das Ordenswesen sowohl spirituell als auch ganz handfest dabei gespielt hatte, wird in diesem Buch entwickelt.
Die Autoren berücksichtigen durchaus die persönliche Rolle der einzelnen Ordensgründer. Aber sie machen ebenfalls deutlich, dass sie auch nur Kinder ihrer Zeit waren und dass sie wahrscheinlich ohne bestimmte politische und kulturelle Entwicklungen mit ihren religiösen und organisatorischen Vorstellungen kläglich gescheitert wären. Das gilt nicht nur für den Vater des Mönchtums Benedikt von Nursia, sondern auch für seinen Namensvetter, Benedikt von Aniane, Dominikus, Franziskus von Assisi, Ignatius von Loyola oder Willibrord.
Ordo, die Regel, die Grundlage der Klosterorganisation, der Mönchs- und Nonnenorden, hat immer wieder Veränderungen erfahren. Sei es, dass sie historisch überholt waren, sei es, dass sie schlichtweg nicht mehr eingehalten und reformiert werden mussten. Auf den ersten Blick erscheint es noch erstaunlich, dass so unendlich viele Orden zu existieren scheinen. Benediktiner, Kapuziner, Malteser, Johanniter, Zistersienser, Deutschorden, Dominikaner, Jesuiten und viele andere mehr bilden für den Laien eine geradezu unüberschaubare Vielfalt. Den Autoren aber gelingt es mit unglaublicher stilistischer Leichtigkeit, Ordnung in das scheinbare Chaos zu bringen. Denn die Gründung immer neuer Orden folgt durchaus einer nachvollziehbaren Logik.
Zunächst einmal gibt es die Grundlage der Ordensregeln, an denen sich die mönchischen Gemeinschaften orientieren. Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Ordenskategorien, als Beispiele seien hier nur die Ritter- oder Bettelorden angeführt, bringen weitere Ordnung in das scheinbare Durcheinander. Und schließlich gibt es noch Zuordnungsmöglichkeiten zu verschiedenen historischen Epochen. Die Benediktiner in der fränkischen Zeit, Zisterzienser im Hochmittelalter und nicht zuletzt die Neuansätze in Reformation und Neuzeit seien hier angesprochen.
Locker und dennoch sachlich geschrieben, ist das Buch bereits ab dem ersten Kapitel so spannend, dass man es kaum wieder aus der Hand legen möchte. Dabei werden eigentlich nur geschichtliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen aufgegriffen, mit den Vitae der Ordensgründer verbunden und mit den Interessen der Kirche und der Herrschenden in Zusammenhang gebracht. Aber wahrscheinlich ist genau dies das Geheimnis dieses historischen Sachbuches.