"Irgendwann mußte er seine Zuversicht verloren haben"
Wenns ans Sterben geht, ist Zeit sich zu erinnern, vielleicht eine Summe, die Summe des eigenen Lebens, zu bilden.
Theo stirbt, über „Fünf Tage im Juli“ lässt uns F.X.Karl an seinem Sterben und den Gedanken und dem Tun seiner Frau und seiner Kinder, sogar des unehelichen Sohnes der Frau, der vor vielen Jahren verschwunden ist, teilhaben.
Jeder muss seine Rolle spielen, aber F.X. Karl macht seine Personen nicht gar zu eindimensional, zeigt, dass auch im scheinbar festgezurrtesten Leben noch mehr zu finden ist, dass man leicht herausfallen kann.
Fort sind sie alle – manche sehr weit, um sich zu befreien, aus ihren Rollen herauszukommen, aber noch auf der Fahrt zur Beerdigung spürt der Sohn:
“Als Florian jetzt vom südlichen Rand in seine Heimatstadt hinein fuhr, spürte er sofort diese spezielle Heimatstadtbeklemmung, so, als würden sich in diesem Moment alle Augen auf ihn richten. Er hatte sich hier immer überwacht gefühlt.“
Man schüttelt das Herkommen nicht leicht ab, trägt die „Heimatstadtbeklemmung“, die vielleicht auch eine Familienbeklemmung, Menschenbeklemmung ist, lange, vielleicht immer mit sich.
Das könnte eine arg düstere Geschichte sein, wäre Karl nicht imstande, so intensiv und genau zu schildern, dass kaum Zeit bleibt sich in Düsternis zu verlieren, vielleicht sogar am Schluss der Gedanke bleibt: Pass ein bisschen besser auf dich und dein Leben auf – was ja nicht unvernünftig ist.