Cover des Buches Die Nacht der Zugvögel (ISBN: 9783426281222)
Rezension zu Die Nacht der Zugvögel von Franziska Fischer

Eine poetische Geschichte, auf die man sich einlassen muss

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren

Es sind nur ein paar nächtliche Stunden, die Viola und Leo miteinander teilen. Sie braucht ein Dach über dem Kopf, und er hat nichts Besseres zu tun. Am nächsten Morgen verlässt Viola Leos WG. So, als hätte die Begegnung keinen Eindruck hinterlassen. Doch dann beginnt sie, Leo zu schreiben. Sie erzählt, warum sie in Berlin gestrandet ist, dass sie seit acht Jahren nicht mehr bei ihrer Familie war und nun zur Beerdigung ihrer Schwester nach Hause fährt. Sie schickt ihre Worte an Leos Adresse. Aber die Briefe erreichen ihn nicht. Denn er hat auch eine Reise angetreten. Eines Tages, nach Hunderten von gefahrenen Kilometern, nimmt er ein Papier zur Hand und schreibt einer Frau, mit der er nur eine Nacht verbracht hat …

Nachdem ihre Zwillingsschwester plötzlich verschwunden war, ist Viola zum Studieren nach England gezogen, um der ganzen Situation zu entfliehen. Nun ist sie Ende 20 und kehrt nach 8 Jahren zum ersten Mal zur Beerdigung ihrer Schwester Lara in ihr Elternhaus zurück. Was genau mit Lara passiert ist, erfährt man nach und nach in kleinen Bruchstücken. Hier sollte man geduldig sein, denn die Hintergründe werden hier nur wirklich sehr langsam entschlüsselt. Aufgrund diverser Umstände strandet Viola in Berlin bei einer WG Party in Leos Wohnung. Dieser bietet Viola an, die Nacht bei ihm zu verbringen. Am nächsten Tag reist Viola weiter zu ihren Eltern und muss sich dort vielen Leuten aus ihrer Vergangenheit stellen und macht sich dadurch viele Gedanken über ihr bisheriges Leben und ihren weiteren Lebensweg.

Leo lebt in den Tag hinein, studiert nur auf dem Papier und hat eigentlich keine Ahnung, was er mit seinem Leben anfangen soll. Er begleitet seine Mitbewohnerin Suri aus einer längeren Reise um deren Bruder Akuma zu suchen, der verschwunden zu sein scheint. Auf dieser Reise erfährt er so einiges über sich selbst.

Im gesamten Buch schreiben sich Viola und Viola regelmäßig Briefe, die aber nie beim jeweils anderen ankommen. Besonders in diesen Briefen kann man die persönliche Entwicklung der beiden Protagonisten gut herauslesen.

Der Roman ist in gewisser Weise eine Geschichte über Selbstfindung, da beide Protagonisten scheinbar ziel- und planlos im Leben stehen. Ihre Entwicklung im Buch scheint recht passiv zu sein, da sie nur von einer Situation in die nächste geraten und so gezwungen werden, sich weiter zu entwickeln und einen Plan für ihr Leben zu entwickeln. Das fand ich irgendwie schade und dadurch wurde ich leider mit Viola und Leo nicht richtig warm, obwohl beide liebevoll und detailliert gestaltet sind.

Der Schreibstil ist sehr poetisch und für meinen Geschmack teils etwas zu bildlich. So werden hin und wieder Metaphern benutzt, die mir eine Spur zu dick aufgetragen sind, so dass man kurz im Lesen inne hält und ins Stutzen kommt. Dies kommt allerdings nicht allzu häufig vor, so dass davon abgesehen der Schreibstil zwar etwas speziell aber angenehm und flüssig zu lesen ist.

Insgesamt ist die Stimmung des Romans etwas düster und trübsinnig. Am Ende bleiben immer noch einige Fragen offen, die Spielraum für eigene Interpretationen lassen, was mich aber in diesem Buch überhaupt nicht gestört hat.

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