Franziska Hüther

 4,1 Sterne bei 334 Bewertungen

Lebenslauf

Franziska Hüther arbeitet als freie Übersetzerin aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen. Für ihre Übersetzung von Marianne Kaurins Irgendwo ist immer Süden wurde sie 2021 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Für Kein & Aber hat sie Åsne Seierstad, Land der vielen Wahrheiten übertragen.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Rosa (ISBN: 9783446281547)

Rosa

 (6)
Neu erschienen am 21.10.2024 als Gebundenes Buch bei hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG.

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Neue Rezensionen zu Franziska Hüther

Cover des Buches Das Tal der Blumen (ISBN: 9783442762392)
Eternal-Hopes avatar

Rezension zu "Das Tal der Blumen" von Niviaq Korneliussen

Trostloses, aber wichtiges Buch, über Suizidalität, Queerness und die Abwesenheit von Hilfe
Eternal-Hopevor einem Tag

Von Anfang an ist klar, dass es sich beim "Tal der Blumen" von Niviaq Korneliussen um ein hartes, trostloses Buch zu einem sehr traurigen Thema handelt. Das Tal der Blumen ist ein Friedhof in Ostgrönland, und viele, die dort liegen, haben sich das Leben genommen. Und dort liegen Blumen - im Winter viele davon aus Plastik - die von den trauernden Angehörigen dort hinterlassen werden. Denn Grönland ist das Land, das statistisch mit Abstand die höchste Suizidrate auf der Welt hat, und die meisten Menschen, die sich dort das Leben nehmen, sind jung. 


Schon im Prolog finden wir folgendes Zitat, das die Essenz des Buches sehr gut ausdrückt: "Der Rabe wachte über mich, bis das Tageslicht kam. Dann flog er davon und ließ mich allein mit den Toten zurück. Er wusste nicht, dass er mich vor dem Licht beschützen sollte, nicht vor der Dunkelheit."


Im Winter wird es in Grönland kaum hell, die Sonne schafft es an den dunkelsten Tagen nur ganz kurz über den Horizont und geht gleich wieder unter. Dafür wird es im Sommer kaum dunkel. So trostlos die Winter dort auch sein mögen, die meisten Suizide geschehen, wenn es wieder viel heller ist, wie wir im Buch erfahren. Und das mangelnde Licht alleine kann auch nicht die Ursache für die hohe Suizidrate sein, denn diese ist erst in den letzten Jahrzehnten dort so in die Höhe geschnellt.


Das Buch ist in drei Teile geteilt: "Sie", "Du" und "Ich".


Im ersten Teil - "Sie" - geht es überwiegend um die junge Erzählerin und ihre beginnende lesbische Beziehung mit Maliina. Wir lernen die junge Frau kennen, freuen uns mit ihr über die beginnende Liebe und die Szenen wachsender Vertrautheit und Zuneigung zwischen den beiden jungen Frauen. Die Erzählerin bricht nach dem Sommer nach Aarhus in Dänemark auf, um dort ein Studium zu beginnen - übers Internet kann sie aber mit Maliina in Kontakt bleiben und in den Ferien heimkommen. Es gibt Hoffnung, dass die beiden ihre Beziehung bewahren können und Freude auf den neuen Lebensabschnitt. 


Doch in Dänemark kommt die junge Frau nicht so wirklich an, das Studium fällt ihr schwer, auf die Prüfungsinhalte kann sie sich keinen Reim machen und auch sozial fühlt sie sich einsam und nicht zugehörig, spürt deutlich die kulturellen Unterschiede zu ihren dänischen Studienkollegen und fühlt sich auch aufgrund ihres grönländischen Aussehens und der damit verbundenen leider immer wieder vorkommenden Ausgrenzungserfahrungen und Vorurteile unzugehörig. 


Schon in diesem ersten Teil wird außerdem jedes Unterkapitel - egal, worum es darum geht - durch die Nennung eines Suizides in Grönland überschattet, z.B. "42. Mann, 23 Jahre. Erhängen.", "41. Mann, 56 Jahre. Schuwsswaffe. Todesursache: Im Hafen ertrunken.", "39. Frau, 25 Jahre. Erhängte sich in der Wohnung eines Freundes."


Im zweiten Teil - "Du" - kehrt die Erzählerin, die in Dänemark nach ein paar Monaten noch immer nicht so richtig Anschluss gefunden hat und in ihrem Studium erfolglos ist, spontan verfrüht für die Weihnachtspause nach Grönland zurück und reist dort an den Heimatort ihrer Freundin Maliina, um diese psychisch zu unterstützen, nachdem deren 15-jährige Cousine sich das Leben genommen hat. Maliina und ihre Partnerin gehen auch ins Krankenhaus, in dem die Cousine nach ihren Suizidversuchen behandelt wurde, und versuchen, Antworten zu finden darauf, warum es passiert ist und welche Hilfe ihr angeboten wurde (so gut wie keine). 


Die Unterkapitelüberschriften sind immer noch Suizidfälle - das zieht sich durch das ganze Buch - und auch die Handlung wird zunehmend düsterer.


Im dritten Teil - "Ich" - bricht schließlich immer mehr im Leben der Ich-Erzählerin weg - Studium, Beziehung, Identität, Zukunft, Geld, psychische Stabilität - und Stück für Stück verliert sie den Halt. Mit einem Happy End sollte man in diesem Buch auch nicht rechnen. 


Es ist ein sehr gut geschriebenes, spannendes und wichtiges Buch, das ich atemlos in weniger als einem Tag ausgelesen habe. Ein Buch, das für eine wichtige Thematik sensibilisiert: die bestehende extrem hohe Suizidrate in Grönland und die kaum bestehenden Hilfen, die das System dort bietet. 


Immer wieder versuchen im Buch Angehörige sowie depressive junge Menschen selbst, Hilfe zu bekommen, aber es gibt viel zu wenig davon: es gibt nur ganz wenige therapeutische Angebote, diese sind, wenn überhaupt, aufgrund der dünnen Besiedelung und der großen Distanzen in Grönland, nur online verfügbar, richten sich oft nur an ganz spezifische, sehr eng definierte Zielgruppen, und man wartet monatelang darauf. 


Viele der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich am Ende das Leben genommen haben, hatten davor mehrere Suizidversuche unternommen und trotzdem keine Hilfe erhalten, selbst wenn sie darum gebeten haben. Auch die Erzählerin selbst bittet am Ende mehrmals erfolglos darum, in die Psychiatrie aufgenommen zu werden. 


Es ist sehr, sehr deprimierend, das alles zu lesen und den zunehmenden psychischen Verfall der Ich-Erzählerin mitzubekommen. Authentisch beschreibt sie speziell im dritten Teil des Buches, wie es sich zeigen kann, wenn jemand immer weiter Richtung Suizidalität abrutscht. 


Als zweites großes Thema neben der Suizidalität zieht sich das Thema Homosexualität bzw. Queerness bzw. Transgender/Crossdressing durch das Buch. Wer sich für das Buch entscheidet, sollte mit vielen sehr explizit beschriebenen lesbischen Sexszenen kein Problem haben, denn davon kommen ebenfalls viele vor, speziell in der ersten Hälfte des Buches. 


Gleichzeitig wird auch dafür sensibilisiert, dass junge Menschen, die in irgendeiner Weise anders sind, so wie hier queere Jugendliche, noch einmal ein höheres Risiko für Suizidalität in Grönland haben, weil sie noch weniger in die zum Teil sehr traditionelle und konservative Gesellschaft passen (auch wenn die Familie der Ich-Erzählerin selbst recht offen und aufgeschlossen ist und auch ihre Freundin warmherzig in der Familie begrüßt, bekommen wir doch mit, wie es in anderen Teilen der Gesellschaft zu Mobbing und Ausgrenzung queerer Jugendlicher kommt). 


Ich kann gut verstehen, warum dieses Buch - als erstes Buch einer grönländischen Autorin - den Nordischen Literaturpreis gewonnen hat: es ist sprachlich sehr gut geschrieben, spannend und sensibilisiert für sehr wichtige Themen. Ich empfehle es allen, die für diese Thematiken offen sind und - wichtig! - momentan die nötige psychische Stabilität für so ein Buch aufweisen. Trotz auch so einiger schöner zwischenmenschlicher Momente und Begegnungen und der poetischen Sprache ist es doch in seiner Grundstimmung und Entwicklung ein sehr düsteres Buch, das bestehende Suizidalität triggern kann. Wer also selbst zu Depressionen oder suizidalen Gedanken neigt, halte sich von diesem Buch lieber fern. 

Cover des Buches Die Kunst des Tötens (ISBN: 9783423283892)
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Rezension zu "Die Kunst des Tötens" von Hélène Gullberg

Tod eines Gentlemans
twentytwovor 15 Tagen

Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die Stockholmer Kommissarin Karin Klinga, zwecks persönlicher Weiterentwicklung ihren Posten in der Pampa Schwedens antritt, geschieht dort ein spektakulärer Mord. Die örtlichen Polizeibeamten, die ohne die Anwesenheit der neuen Kollegin mit einem solchen Fall restlos überfordert wären, sind heilfroh, dass sie die Verantwortung für die Ermittlungen an die neue Kollegin abgeben können. Im Gegensatz zu Karin Klinga, die sich den Dienst auf dem Land zwar vollkommen anders vorgestellt hat, aber erfreut über die Abwechslung, mit Vehemenz an die Arbeit macht. Dass sie dabei umständehalber dazu gezwungen wird, ihr eigenes Leben unter neuen Aspekten zu betrachten, überrascht und erschreckt sie zugleich. Als sie kurz darauf der Ziehtochter des Mordopfers begegnet, spürt sie, dass sie an einem wichtigen Wendepunkt in ihrem Leben angekommen ist.

FAZIT
Ein psychologisch geschickt aufgebauter Roman, dessen ganze Dramatik sich erst ganz am Ende, in einem spektakulären Showdown explosionsartig entlädt.

Cover des Buches Rosa (ISBN: 9783446281547)
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Rezension zu "Rosa" von Anne Cathrine Bomann

Berührend und verzaubernd
Claddyvor 17 Tagen

Vigga ist jung, introvertiert, einsam, nicht besonders umgänglich. Als Maiken, ihre einzige Freundin, schwanger wird, stürzt für Vigga eine Welt ein. Zur gleichen Zeit vermittelt ihr das Jobcenter eine Stelle im Kopenhagener Aquarium, wo sie dem Octopus Rosa begegnet.

Das geschmack- und niveauvolle Cover, auf dem sich die Arme eines Octopus´ von der Seite ins Bild kringeln, weckt hohe Erwartungen. Denen wird Autorin Anne Cathrine Bomann spielend gerecht.

Sicher fällt es nicht jedem leicht, sich mit der Ich-Erzählerin zu identifizieren. Die legt es keineswegs darauf an, zu gefallen oder anderen in irgendeiner Weise entgegen zu kommen. Das muss auch ihr Mentor Johannes erfahren, der zunächst trotz seiner einfühlsamen Art auf Granit beißt.

Doch ganz langsam öffnet sie sich während der Stunden, die sie mit Rosa verbringt und die eigene Situation in ihrer gespiegelt sieht. „Rosas Realität: … Gegen durchsichtige Wände stoßen und eine Welt dahinter erahnen … Meine Realität: … Gegen durchsichtige Wände stoßen und eine Welt dahinter erahnen … Jeden Morgen aufstehen und etwas in der Welt vermissen, das mir in Wahrheit innerlich fehlt.“

Zwischendurch gibt es kursiv gedruckte Absätze, es sind Recherchen, Gedanken, die Vigga zusammenträgt. Erst gegen Ende erschließt sich der Grund. Bis dahin lässt man sich verzaubern von der sensiblen Verschmelzung von erstaunlichen und beeindruckenden Fakten und ihrer persönlichen Betroffenheit.

Im Laufe des Romans begleiten wir Viggas Entwicklung, von der nicht ganz sicher ist, wohin sie führt. Gewiss ist, dass sie am Ende eine Einsicht gewonnen hat: dass ohne die Strömung „alles Wasser trüb und sauerstoffarm wird, und kein Leben darin möglich ist.“

Dieses sowohl äußerlich als auch inhaltlich wunderschöne Buch wird hoffentlich noch viele Leserinnen und Leser glücklich machen.



Gespräche aus der Community

Als die Gäste eines Mittsommerfestes brutal ermordet werden, beginnen die ehemalige Polizistin Julia Malmros und Kim Ribbing zu ermitteln. Die einzige Überlebende der Tragödie schweigt und ausgerechnet Julias Exmann Johnny leitet die Ermittlungen der Kriminalpolizei. Wer hat den Mord an der Familie in Auftrag gegeben und was hat Kim vor Julia zu verbergen?

Seid bei der Leserunde zum spannenden ersten Teil der großen
"Stormland"-Trilogie aus Skandinavien dabei. 

956 BeiträgeVerlosung beendet
Speckelfes avatar
Letzter Beitrag von  Speckelfevor einem Jahr

Ich wollte hier ja auch noch was über den letzten Teil des Buches schreiben, fast vergessen.

War's vorher nur am Anfang "thrillerig" und plätscherte im weiteren Verlauf eher so dahin, kam die Geschichte gegen Ende ja dann doch noch bissi in Schwung und ein Showdown jagte quasi den nächsten. Das war dann aber insgesamt auch irgendwie zu viel, fand ich stellenweise eher übertrieben.

Das Ende mit dem Doktor in Kims Keller hat mich dann etwas überrascht, hätte ich so jetzt nicht mit gerechnet ... aber wirklich interessiert an diesem Teil der Geschichte bin ich nicht so richtig. Die Fortsetzung werde ich also vermutlich nicht lesen.

Gut gefallen am Buch hat mir der Schreibstil und die kurzen Kapitel und Kim wurde auch interessant beschrieben, den mochte ich.

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