Franziska Zwerg

Es handelt sich um Erzählungen eines russischen Schriftstellers.

Erfreulicherweise erfüllt dieses Buch das angekündigte Thema der nicht aufgearbeiteten Schuld der Vergangenheit, die dadurch auch auf die Gegenwart ausstrahlt.

Das zeigt exemplarisch schon die erste Erzählung Abend eines Richters. Das Winseln eines Hundes bewirkt bei einem korrupten Richter einen Flasback. Er erinnert sich an eine Schandtat seiner Jugend.

Es sind düstere Geschichten. Das verwundert bei dem Thema nicht.

Oft wird das Gefühl der Bedrohung transportiert.

Nicht jede Erzählung hat mir zugesagt, unbedingt erwähnenswert ist aber die brillante Titelgeschichte Titan. Darin bewundert der Icherzähler, ein junger Mann, einen Schriftsteller, der im Gulag war. Der Eindruck einer allumfassenden Verfolgung durch die Diktatur wird beklemmend vermittelt.

Für mich ist Sergej Lebedew eine Entdeckung.

Er ist ein russischer Überläufer und hat schreckliches gesehen und vor allem auch sehr schreckliches Getan. Während Stalins Zeit und während dem Kalten Krieg, hat er ein Gift entwickelt, dass schnell wirkt und ohne Probleme einsetzbar ist. Sergej Lebedew nimmt uns mit auf eine spannende Reise und mitten in das Herz von Russland und wieder zurück und es ist wirklich ungeheuer spannend, aber auch grausam, erschütternd und doch auch immer voller Kraft und Leben. Für alle Krimifans und Spannungs Roman Fans super gut geeignet.

Sergej Lebedew hat hier einen Roman vorgelegt, der tief in die Geschichte und Gegenwart russischer und sowjetischer Giftmischer eintaucht. Der russische Geheimdienst war schon immer die vielleicht mächtigste Institution im Staate und da ist es völlig egal, ob wir die Zeit vor oder nach dem Mauerfall betrachten. Die Bedingungen für die im Auftrag des Staates handelnden Giftmischer haben sich immer wieder verändert, die Ziele allerdings sind gleich geblieben.

 Unliebsame Kritiker aus dem Weg räumen.