Rezension zu "Freya von Moltke" von Frauke Geyken
Sie lebte fast ein ganzes Jahrhundert und ist 2010 verstorben. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Freya sich selber als Widerstandskämpferin bezeichnet hätte (wie auf dem Klappentext) und das nicht nur aufgrund ihrer Bescheidenheit. Ihr Mann wurde 1945 durch das Hitler-Regime hingerichtet. Sein Verbrechen bestand darin, im sogenannten 'Kreisauer Kreis' gegen Ende des 2. Weltkrieges über die Zeit nach der Diktatur nachgedacht und rein gedanklich Pläne gefasst zu haben, noch weiteres Blutvergießen zu verhindern. Seine Frau wusste zwar von den Gesprächen, hatte sich aber direkt nicht daran beteiligt.
Auf die Kindheit und Jugendzeit von Freya von Moltke, geborene Deichmann wird nicht tiefergehend eingegangen. Jedoch schon auf die erste Begegnung mit Helmuth James und die beidseitige Annäherung zueinander. Geheiratet wurde 1931. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.
Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit der Zeit des III. Reiches. Dort setzt die Biografie auch ein. Gerade die Phase nach der Verhaftung ihres Mannes und dem bangen Warten, was geschehen wird, ist sehr ausführlich geschildert. Sehr eindrucksvoll ist auch der Briefwechsel zwischen Freya und ihrem Mann im Gefängnis.
Nach Ende des Krieges kehrte Freya mit ihren beiden Söhnen zunächst Deutschland den Rücken und lebte einige Jahre in Südafrika. Doch sie kehrte in ihr altes Heimatland zurück, obgleich der Ort ihrer Sehnsucht (Kreisau) inzwischen zu Polen gehörte. In reiferen Jahren lebte sie mit Eugen Rosenstock-Huessy, dem bekannten Rechtshistoriker und Soziologe bis zu dessen Tod in Vermont/USA zusammen. Nach Fall des eisernen Vorhangs setzt sie sich für eine Wiederbelebung des Kreisauer Hofguts als Jugendbegegnungsstätte ein. Sie bleibt in verschiedener Form bis ins hohe Alter am Weltgeschehen interessiert und in ihrer Lebensgestaltung aktiv.
Fazit: Eine ganz herausragende Persönlichkeit diese Frau von Molke. Leider bin ich aber mit der Biografie von Frau Tempel nicht so ganz zufrieden geworden. Ein wenig fehlt mir die „Seele“ des Buches. Der wissenschaftliche Stil konzentriert sich mitunter sehr auf die Fakten und lässt weniger Blick auf das gelebte Leben zu. Über die Kapitelaufteilung kann man auch geteilter Meinung sein. Sehr gut gefallen haben mir die ergänzenden Fotos. Freya muss ein sehr lebensfroher Mensch gewesen sein. Sie lacht fast auf allen Bildern herzerfrischend und ansteckend.