Cover des Buches Henry Smart (ISBN: 9783789104237)
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Rezension zu Henry Smart von Frauke Scheunemann

gut konzipiert und interessant zusammengestellt, sodass bestimmt jeder schnell einen Charakter finde

von nickypaula vor 6 Jahren

Kurzmeinung: gut konzipiert und interessant zusammengestellt, sodass bestimmt jeder schnell einen Charakter findet, den er besonders gern mag

Rezension

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nickypaulavor 6 Jahren

~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Vorweg ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~

„Henry Smart – Im Auftrag des Götterchefs“ ist der Auftakt zu einer Fantasy-Abenteuerreihe von SPIEGEL-Bestsellerautorin Frauke Scheunemann und erschien am 25. September beim Oetinger Verlag. Das Buch verbindet die Sagenwelt der nordischen Götter mit Agentenfeeling und einer Brise Humor, und richtet sich an Leser ab 10 Jahren.

~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Inhalt des Buches ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~

Sommerferien können so schön sein – wenn man sie nicht gerade in einer kleinen Pension im deutschen „Kaff“ Bayreuth verbringen muss. Dorthin hat es den 12-Jährigen Amerikaner Henry Smart verschlagen, da sein Vater einen Job bei den Wagner-Festspielen angenommen hat.

Als sich Henry jedoch eine Pizza bestellt, löst er damit nichtsahnend eine Kette von Ereignissen aus, die ihn direkt vor das richtende Auge des Gottes Wotan bringt. Und ehe sich Henry versieht, ist er im Auftrag des Götterchefs unterwegs, um einen machtgierigen Zwerg daran zu hindern, die Weltherrschaft an sich zu reißen.

In Begleitung von Walküre Hilda und dem strahlenden Helden Siegfried rutscht Henry von einem Abenteuer ins nächste und bekommt dabei mehr Geschichtsunterricht als ihm lieb ist.

~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Cover, Bilder und Gestaltung ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~

Das Cover des ersten Bandes der „Henry Smart“-Reihe ziert ein von oben, in einen Kreis aus drei etwas düster wirkenden Gestalten, herabfallender Junge und symbolisiert damit sehr gut den „Sturz“ des Helden ins ungewollte Abenteuer. Die untere Hälfte wird von einem Mann hünenhafter Statur vereinnahmt, der einen etwas skeptischen Blick auf den Herabfallenden wirft. Sowohl in Farbgebung, als auch Haltung, stellt er seine Dominanz zur Schau, sodass recht schnell klar ist, wer hier der „Chef“ ist.

Das Cover spiegelt damit den Buchinhalt gut wieder und gibt auch durch einen leicht comichaften Touch, Hinweise auf den witzigen Grundtenor der Geschichte.

Durch die herausstehende Prägung des Buchtitels und einiger Bildabschnitte ist das Cover hier nicht etwas fürs Auge, sondern auch für die Hände.

Auch wenn der Zeichenstil nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, ist es auf jeden Fall ein echter Blickfang und wird bei der Zielgruppe mit Sicherheit gut ankommen.

~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Meine Meinung zum Buch ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~

Schreibstil:

Die Geschichte ist im Präsens geschrieben und wird vom Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählt.

Obwohl beides in Kombination nicht gerade meine Lieblingsperspektive ist, war der Schreibstil angenehm und flüssig. Die 280 Seiten ließen sich recht schnell lesen und es dürfte auch jüngeren Lesern nicht schwer fallen, der Geschichte zu folgen. Durch humorvolle Szenen und Kommentare wurde versucht, der Story noch mehr Dynamik zu verleihen. Während die anvisierte Altersgruppe sicher ihre Freude an den kleinen Wortduellen der Charaktere haben wird, trafen diese leider nur sehr selten meinen Humor. Ich konnte zwar durchaus ab und an schmunzeln, fand aber viele auf witzig getrimmte Dialoge zu übertrieben oder einfach an die falsche Stelle gesetzt, sodass sie die Handlung eher in die Länge zogen, als sie in der Dynamik zu unterstützen.

Obwohl der Schreibstil im Allgemeinen gut zur Sicht eines 12-Jährigen passte und man als Leser damit schnell Bezug zum Protagonisten Henry bekam, waren für mich manche Beschreibungsparts nicht ganz stimmig, da öfters Begriffe benutzt wurden, die garantiert nicht zum Wortschatz eines Jungen dieses Alters gehören, auch wenn Henry ein cleveres Bürschchen ist.

Ich bin der Autorin allerdings sehr dankbar, dass sie trotz der jungen Zielgruppe und eines locker-witzigen Stils, nicht zu sehr in die heute vorherrschende Jungendsprache verfallen ist und damit ein gutes Sprachvorbild gibt.

Story:

Witzige Geschichten rund um die verschiedenen Götterwelten gibt es zur Zeit einige. Frauke Scheunemann hat versucht mit ihrer Geschichte um Henry Smart der germanischen Mythologie und ihrer Sagenwelt neues Leben einzuhauchen. Dies ist zum Teil auch gut gelungen, denn die Autorin verpasst dem bisher weniger relevanten Themenkomplex der Nibelungensaga ein neues Gewand und bindet dabei auch gleich andere Mythen und deren Gestalten in einer Neuinterpretation ein. Das Grundkonzept birgt also jede Menge Potenzial für eine längerfristig interessante und abwechslungsreiche Geschichte.

Leider war die Mischung aus Göttergeschichten und Agentendasein nicht ganz mein Geschmack. Auch wenn die Probleme eines solchen Abenteuers gut bedacht und mit verschiedenen Gimmicks gelöst wurden, war es mir an mancher Stelle fast schon ein wenig zu viel Technik, auf dass ich mich fragte, warum es überhaupt die Verknüpfung mit der Götterwelt sein musste. Es ist durchaus eine interessante Kombination, nur traf es nicht ganz meinen Nerv und ich hätte mir an manchen Stellen noch ein wenig mehr Kreativität gewünscht.

Außerdem blieben an manchen Stellen einige Logikfragen für mich offen, die doch das Lesevergnügen etwas beeinträchtigten. Das jüngere Publikum wird davon vielleicht nicht so viel mitbekommen, sodass dieser Punkt nicht weiter ins Gewicht fallen soll.

Ein wenig hadere ich auch mit dem Spannungsbogen, denn für mich nahm es doch erst im hinteren Drittel richtig Fahrt auf.

Lobenswert ist allerdings die Einbindung vieler geschichtlicher Ereignisse, die im neuen Licht präsentiert werden und neben der beiläufigen Vermittlung von Fakten, vielleicht auch weiterführendes Interesse bei den Lesern wecken können.

Charaktere:

Im Großen und Ganzen ist Frauke Scheunemanns Heldentruppe gut konzipiert und interessant zusammengestellt, sodass bestimmt jeder schnell einen Charakter findet, den er besonders gern mag.

Die Konstellation des cleveren Menschenjungens Henry, der taffen Hilda und des viel zu sehr von sich überzeugten Heldens Siegfried, verspricht auch jede Menge Spannung auf zwischenmenschlicher Ebene. Die witzigen Plänkeleien frischen die Handlung auf, für meinen Geschmack kamen sie aber öfter an der falschen Stelle und trugen dazu bei, dass sich in meinen Augen nicht immer ein klares und stimmiges Charakterbild ergab.

Oft hatte ich deshalb das Gefühl, dass die Protagonisten mit ihren Charaktereigenschaften nicht die Initiatoren des Handlungsverlaufes waren, sondern sich in ihren Reaktionen dem geplanten Geschehen beugen mussten.

Gerade bei Henry fiel es mir zunehmend schwerer ihn einzuschätzen, da sein Verhalten in manchen Situationen in meinen Augen absolut unpassend war. Obwohl er am Anfang durch seine nette Art und lockere Haltung ein sehr angenehmer Held zu werden schien, kam er mir gegen Ende viel, viel zickiger vor, als die als Zicke verschriene Hilda. Leider konnte ich mit Henry bis zum Schluss nicht wirklich warm werden, was ein wenig das Lesevergnügen minderte.

Ich denke trotzdem, dass die angestrebte Zielgruppe einen guten Bezug zu Henry finden und ihn gern durch sein Abenteuer begleiten wird.

Fazit:

Obwohl ich auch im Bereich der Jugendbücher sehr gerne diejenigen mit Götter/Sagenthematik lese, vor allem wenn sie mit Humor gewürzt sind, konnte mich der erste Band der „Henry Smart“-Reihe nicht vollends überzeugen, was zum einen am Protagonisten selber und zum anderen daran lag, dass mich Schreibstil und Handlungsverlauf nicht so sehr fesseln konnten, dass ich nicht begonnen hätte, Dinge zu hinterfragen, auf die es dann nicht immer eine ganz schlüssige Antwort gab.

Es gibt trotzdem sehr viele gute Aspekte im Buch und für Kinder ist es sicher ein unterhaltsames Abenteuer. Mich als erwachsenen Leser konnte es, vor allem im Vergleich zu anderen Werken dieser Thematik, leider weniger abholen. Daher kann ich nur 3,5 von 5 Sternen vergeben.

Zum Weiterlesen würde mich allein die Neugier auf die Umsetzung weiterer Sagen bewegen.

~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~ Wem würde ich das Buch empfehlen? ~ Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ~

Für junge Leser ab 10 (vielleicht sogar schon etwas eher), die gerne in humorvolle und actionreiche Geschichten mit mythologischem Hintergrund eintauchen, ist „Henry Smart“ durchaus empfehlenswert. Ob es einer älteren Leserschaft ab 16 Jahren genauso Freude bereitet, wage ich allerdings nicht zu verallgemeinern.

Taja

von den Librellis (ehemals Nickypaulas Bücherwelt)

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