Der Roman spielt in London im Jahre 1867 und erzählt die Geschichte von William „Billy“ Bartholomew, der im Bürgerkrieg als Scharfschütze im Einsatz war und dort im Gesicht zuletzt so schwer verwundet wurde, dass er eine angefertigte Maske trägt.
Dadurch ist er in der Londoner Nachtwelt sehr bekannt und trifft bei einem seiner Streifzüge auf Hermann Melville, ein en vergessenen Schriftsteller, der seine Familie nur schwerlich durch seine Anstellung als (Nacht)Inspektor der Zollbehörde über Wasser halten kann. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich eine enge Freundschaft und durch Billy’s „Bekannte“ Jessie kommen sie einem Verbrechen auf die Spur, dass sie immer tiefer in die dunklen Orte von London treibt ….
Ich war bei diesem Roman sehr hin und hergerissen. Die Handlung ist sicherlich interessant aber leider sehr zähflüssig. Die Geschichte wechselt in Rückblenden immer wieder in den Krieg, wo Billy seine Erlebnisse als Scharfschütze schildert. Das lockert die Handlung immerhin ein wenig auf, denn es ist oft wirklich sehr langatmig geschrieben. Was mich zum weiterlesen bewogen hat, war der literarisch absolut hochwertige und erstklassige Schreibstil von Busch. Seine Schreibe ist sehr gehoben und wunderbar anspruchsvoll. Viele lange, verschachtelte Sätze und sprachlich absolut fantastisch. Hier möchte ich auch lobend die Übersetzerin Barbara Schaden erwähnen, die in meinen Augen erstklassige Arbeit geleistet hat. Ich fand es auch sehr gut, wie Busch Hermann Melville als Figur in den Roman eingewoben hat und das sogar historisch zutreffend. Denn M (wie er im Roman meist genannt wird) hat im Jahre 1866 tatsächlich einen Posten als Inspektor der Zollbehörde in New York angenommen. Für die, denen Melville nichts sagt: er hat u.a. Moby Dick geschrieben.
Was mir auch gut gefallen hat, war die Beziehung zwischen Billy und Jessie, einer Hure, zu der er eine gefühlvolle Beziehung aufgebaut hat. Die Momente ihrer Zweisamkeit waren in einer wunderbaren Erotik beschrieben (nicht vergessen: Billy ist ein Mann, der ein völlig entstelltes Gesicht hat). Andere Stellen hingegen fand ich extrem brutal und einfach ekelhaft, als es um die detailgetreue Beschreibung der sexuellen Missbräuche an Sklavenkindern ging.
Nun, mein Fazit: Ein literarisch absolut hochwertiger Schreibstil, der mich vor dem Abbrechen des Romans abgehalten hat. Die Handlung war mir zu zäh und langatmig. Von Thriller kann nicht wirklich die Rede sein. Eigentlich ein 3-Sterne Buch, den halben Stern habe ich als Anerkennung für die Übersetzerin vergeben: 3,5 von 5 Sternen.
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