Natürlich kann man über dieses Büchlein schmunzeln. Ich habe schon beim Anblick des Einbandes nicht widerstehen können. Wer hätte das nicht gerne: den Anblick einer nur durch fließenden Stoff verhüllten Schönheit vorne auf seinem Segler, während man sanft durch die Südsee gleitet? Oh ja, lasset die Heilsversprechen wahr werden!
Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. So übertrieben manches in diesem Text auch erscheint, so enthält er auch jede Menge unbestreitbarer Wahrheiten, die nicht so ganz ins Konzept des modernen Nanny-Sozialstaates passen wollen. Wenn man immer hofft oder sich darauf verlässt, liest man, dass jemand für einen schon sorgen wird, dann ist man nie aus den Kinderschuhen entwachsen. Oder: Wenn man keinen Wert für andere besitzt, dann wird es schwer, zu Reichtum und Wohlstand zu kommen.
Unternehmer wissen das sehr genau: Nur wenn sie anderen Dinge oder Dienstleistungen verkaufen können, die diese (und davon möglichst viele) brauchen, können sie einen Gewinn erwirtschaften. Damit helfen sie diesen anderen und sich selbst. Also ist allen geholfen. Das ist das Grundprinzip jedes Unternehmertums. In der Schule oder in vielen Elternhäusern lernt man das nicht. Da werden ganz andere Grundüberzeugungen vermittelt, die einer Selbständigkeit im Wege stehen, ja sie eigentlich verhindern wollen.
Insofern ist dieser Text trotz seines typisch amerikanischen Stils ein Lehrstück dafür, welche inneren, oft gar nicht bewusst wahrgenommenen Haltungen die meisten Menschen einnehmen und wie sie Erfolg im Leben be- oder verhindern. Selbst wenn man über manche Sätze in diesem Buch lächelt, so haben sie doch auch recht, liest man sie richtig.
Natürlich ist manches reichlich übertrieben, weil im Leben auch vom Zufall oder Glück auch eine Rolle zu spielen scheinen. Doch bei näherer und nüchterner Betrachtung ist dann vieles gar kein Glück und kein Zufall, sondern das Ergebnis von geschicktem Netzwerken, Optimismus, Durchhaltevermögen und der Fähigkeit, im richtigen Moment Mut und Entschlossenheit aufzubringen, um eine sich ergebene Chance zu nutzen. Zum Leben gehören aber eben auch Rückschläge, die nicht so recht in den endlosen Fluss von Fülle passen wollen. Auch damit muss man fertigwerden. Und nicht jeder ist zum Überflieger geboren, weil Charaktereigenschaften, die man nicht loswird, das Durchstarten verhindern.
Vielleicht muss man Überfluss und Fülle einfach etwas anders definieren als es das Cover-Bild suggerieren will. Kurzum: Man kann diesen Text so oder so lesen. Lernen kann man aus ihm schließlich doch etwas.
Oh wie schön: Das Leben als endloser Fluss von Reichtümern



