Margret Hamann ist geschockt, als sie herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Die Psychoanalytikerin sinnt auf Rache und hat durch Zufall das Glück, dass sich einer ihrer Patienten dafür verwenden lässt. Leider fällt ihr dieser Plan innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf oder besser gesagt legt er sich um ihren Hals.
Ein Psychothriller – ich bin in diesem Genre eher wenig unterwegs, wenn ich aber dann einmal einen auswähle, dann mache ich das mit Bedacht. Zugegebenermaßen hört sich der Inhalt von „Spinnenhochzeit“ jetzt nicht ganz neu an. In diesem Genre geht es ja oft um Betrügereien, wer wen wann und wo und warum! Oft ja sehr hinterlistig, sodass man beim Lesen oft eine leichte Gänsehaut bekommt, obwohl es wenig Blut gibt oder nicht gezwungenermaßen irgendwelche grausigen Morde.
„Spinnenhochzeit“ kann zunächst mit all dem auch aufwarten. Die Charaktere sind alle durch die Bank unsympathisch, was für das Genre ja auch „normal“ ist. Kein Leser will sich mit einem von ihnen identifizieren, oder mit ihnen zu tun haben. So erging es mir mit Margret und ihrem ganzen familiären Umfeld. Als Leser bleibt man der stille Beobachter und denkt bei sich, wie Personen nur so denken und agieren können. Als Margret dann anfängt ihren Patienten für ihre Rachepläne zu verwenden, weil dieser ein Auge auf sie geworfen hat, war der Ofen dann ganz aus. Sie war dann nicht nur unsympathisch, sondern auch unprofessionell. Damit konnte ich aber auch noch gut leben und die Geschichte war bis dahin wirklich gut ausgearbeitet.
Ab diesem Zeitpunkt jedoch begann dann der Rest für mich ein wenig zu schwächeln. Zwar nicht in der Handlung per se, die wirklich einen konsequenten Weg durch das Buch findet, aber in den vielen Nebensächlichkeiten, in denen sie sich verliert. Plötzlich tauchen Personen auf, die dann ohne viel Federlesens einfach da sind, nach der Devise „Friss oder stirb“ muss man das als Leser eben einfach in Kauf nehmen. Dies wirkt dann mitunter unauserzählt oder sprunghaft. Oft werden Situationen in denen sich die Charaktere befinden überreizt ausgeschlachtet, obwohl sie gar nichts zur Gesamthandlung beitragen (mich interessiert zum Beispiel nicht, warum Margret auf die Pflanzen in ihrem Garten eindrischt, wenn es für die Handlung unerheblich ist).
Stellenweise wurde die Handlung auch sehr vorhersehbar, allerdings konnte mich das Ende dann wirklich überraschen. Und das meine ich im positivsten Sinn! Allerdings darf man auf keinen Fall mit einem Entwicklungsroman rechnen, denn die Charaktere sind wie sie sind und sie sind am Ende genauso unsympathisch wie am Anfang – was ja aber auch wieder gut ins Genre passt.
Da ich weiß, dass die/der Autor/in ein/e Selfpublisher/in ist, will ich aber nicht zur hart mit ihr/ihm ins Gericht gehen. Mir ist natürlich bewusst, dass Autoren, die einen Verlag hinter sich stehen haben, auch eine ganz andere Maschinerie zur Verfügung haben. Deswegen bewundere ich den Mut von Autoren sehr, die ihre Werke aus eigener Tasche in die Lesewelt weitergeben. „Spinnenhochzeit“ macht vieles richtig, aber es gibt noch Luft nach oben. Ich vergebe 3,5 Sterne…