Cover des Buches Britt-Marie war hier (ISBN: B01GOEIXIG)
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Rezension zu Britt-Marie war hier von Fredrik Backman

Die mit der Ratte spricht

von Archer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Britt-Marie kann man mögen, muss man aber nicht. Wen man aber mögen muss, ist der Sprecher des HBs, Heikko Deutschmann. Genial, der Mann!

Rezension

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Archervor 8 Jahren
Britt-Marie. Britt-Marie ist so eine Frau, der ich persönlich nicht zu nahe kommen möchte. Diese Art Frau, die keine Vorurteile hat, natürlich nicht. Diese Art Frau, die immer wohlwollend Vorschläge machen, denn Frauen wie Britt-Marie sind nicht kritisch, natürlich nicht. Kurz und bündig zusammengefasst: Britt-Marie ist die Art von Frau, die übelst nervt. Ob es ihr eingeschränkter Erfahrungsschatz ist oder ihre Verhalten, sie geht Leuten richtig auf die Nerven. Vielleicht verpasse ich was, wenn ich um Leute wie Britt-Marie einen Bogen schlage, aber zum Glück wohne ich ja nicht in Borg, also habe ich die Wahl. Eher keine Wahl hat Britt-Marie, denn sie hat ihren Mann verlassen, der sie betrogen hat und jetzt nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt. Und Britt-Marie will jetzt eine Arbeit und nervt eine junge Frau im Arbeitsamt so lange, bis die ihr Borg aufs Auge drückt. Borg ist ein Ort, über den man zwei Sachen sagen kann: Die Finanzkrise hat ihm gar nicht gut getan und es gibt eine Durchgangsstraße, die einmal rein- und einmal rausführt. Dort gibt es ein Jugendzentrum, das von Rechts wegen eigentlich hätte geschlossen sein müssen, aber genau dort fängt Britt-Marie an. Als was? Das weiß sie selbst nicht so richtig, denn sie weiß ja nicht mal, was sie mit sich selbst anfangen soll. Stattdessen spricht sie mit einer Ratte, damit die weiß, dass Abendessen um Punkt 18.00 Uhr ist. Und lernt, dass Fußball dazu bringen kann, sich vom Boden zu lösen und den einen, einzigen Sprung zu wagen. Selbst noch mit 63 Jahren.

Es ist logisch, dass Backman zeigen wollte, wie nervig Britt-Marie ist. Deshalb wohl hat er alles wiederholen lassen. Und noch mal wiederholen lassen. Und noch einmal. Und noch einmal. Und noch einmal. Bis zum Abwinken. Bis man alles, was Britt-Marie jeden Moment von sich geben würde (oder Sven, denn der war auch nicht besser) schon vorher mitsprechen konnte. Und dass berechnend extrem auf die Tränendrüse im letzten Drittel gedrückt wurde. Dass viele Sachen nicht wirklich logisch waren, gerade, was die Kinder und das Jugendamt oder auch Britt-Marie und ihre Arbeit anging (ich denke, so sehr wird sich das soziale Gefüge in Schweden nicht von dem in Deutschland unterscheiden). Aber es soll ja der Unterhaltung dienen. Und das hätte besser funktioniert, wenn es nicht einen Ticken übertrieben worden wäre.
Aber es gab/gibt eine Sonnenscheinstory in der Story: den Sprecher. Das ist wohl der Beste, den ich je gehört habe. Ein Mann mit einer markant männlichen Stimme, dem ich jedoch Britt-Marie zu jedem Moment abgenommen habe. Und ich weiß nicht, ob auf Schwedisch Borg als Borrrrrrje oder Karl als Kooooorrrrrrrrrl ausgesprochen wird - aber das ist so was von egal, denn der Sprecher ist so was von genial! Das Buch bekommt 3/5 Punkten, der Sprecher volle Punktzahl.
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