Cover des Buches Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid (ISBN: 9783596197811)
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Rezension zu Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid von Fredrik Backman

Eine Hommage an alle begnadeten Großeltern und solche, die es werden wollen

von Mary2 vor 7 Jahren

Rezension

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Mary2vor 7 Jahren

Oma (77 Jahre alt) und Elsa (7 Jahre) verbindet eine ganz besonders innige Beziehung. Oma ist äußerst unkonventionell, hat als Ärztin gearbeitet und eine ausgeprägte Rechtschreibschwäche. Elsa ist hochbegabt, in der Schule eine Außenseiterin und steckt in einer Krise, weil sie bald ein „halbes“ Geschwisterkind haben wird.

Oma ist Elsas beste (und einzige) Freundin. Gemeinsam erzählen und träumen sie sich in das „Land-Fast-Noch-Wach“, eine Phantasiewelt aus sechs Königreichen, in denen Elsa ein mutiger Ritter ist.

Schon früh im Buch wird Oma an Krebs sterben und Elsa allein zurücklassen. Oma hat ein besonderes Vermächtnis für ihr einziges Enkelkind. Elsa muss Briefe finden und an die Adressaten zustellen – allesamt Hausbewohner im Mehrfamilienhaus, das Elsa mit ihrer Familie und Oma gemeinsam bewohnt.

Gewissenhaft übernimmt Elsa diese „Schatzsuche“ und lernt dabei ihre Nachbarn, deren oft traurige Lebensgeschichte und ihre Beziehung zu Oma kennen.

Dies ist ein anrührender Roman, der jedoch große Längen hat. Besonders die Ausflüge in die Phantasiewelt konnten mich nicht ansprechen und ich habe es auch nicht geschafft, alle sechs Königreiche, deren Namen mit „M“ beginnen, zu differenzieren.

Den Schreibstil von Fredrik Backman kannte ich bereits und so war es für mich nicht verwunderlich, dass ständige Wiederholungen als Stilmittel eingesetzt werden – auf 480 Seiten kann das aber nervig werden. Deutlich merkt man, dass Backman von Astrid Lindgren inspiriert wurde. Die gewählte kindliche Sprache (oder das, was er für die Ausdrucksweise eines hochbegabten 7-jährigen Kindes hält) ist gewöhnungsbedürftig, aber konsequent durchgehalten.

Mein Fazit:

Dieses Buch entfaltet seine Wirkung erst auf den letzten 100 Seiten. Wenn sich das Puzzle allmählich auflöst und alle Teile ineinandergreifen, versteht der Leser die Geschichte und die Idee, die Oma zu den Briefen veranlasst hat.

Hier erreicht das Buch eine emotionale Tiefe, die lange im Verborgenen schlummerte.

Selbst die Idee der seltsamen Überschriften, die durchweg aus einem Substantiv bestehen („Tabak“, „Gummi“, „Rührkuchenteig“, „Pizza“, „Wachs“,…) findet eine Erklärung.

Dies ist ein lesenswertes Buch und die Botschaft kommt an – wenn auch erst am Schluss.

Wer durchhält, in dem wird das Gelesene noch lange nachklingen.

Wer in der Großeltern-Rolle ist, wird sich danach vielleicht neu erfinden wollen, viele werden sich eine solche Oma wünschen, und wer sie hat oder hatte, wird ihr in alle Märchenewigkeiten dankbar sein.

Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich gerne aufrunde.

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