Cover des Buches Der Code (ISBN: 9783492056397)
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Rezension zu Der Code von Fredrik T. Olsson

Muss noch kurz den Code checken und die Welt retten ...

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Am 12. Februar 2001 wurde uns vermeldet, dass das menschliche Genom entschlüsselt sei. Man hatte mit etwa 100.000 Genen gerechnet. Letztlich waren es nur knapp 23.000, also nicht wesentlich mehr als beim Fadenwurm. Das entsprach nicht ganz der menschlichen Geltungssucht. Aber es kam noch schlimmer: Diese 23.000 Gene machen nicht mehr als 1,5 Prozent der menschlichen DNS aus. In der Sprache menschlicher Arroganz, die alles, was man nicht gleich versteht, als überflüssig ansieht, nannte man diesen Teil dann Junk-DNS und begriff ihn als evolutionären Müll. Etwas verwirrt stellte man später aber fest, dass ein großer Teil dieser DNS viralen Ursprungs ist. Wahrscheinlich muss der Autor dieses Thrillers das alles irgendwann gelesen haben, denn es stellt die abgewandelte Grundlage der Handlung dar.

Wissenschaftler hätten, so der Anfang der Geschichte, herausgefunden, dass diese Junk-DNS versteckte Botschaften enthält, die man inzwischen mit großem Schrecken entschlüsselt hätte. Mehr als das (steht so ähnlich im Klappentext) kann man hier nicht verraten ohne dem Leser die Spannung zu rauben. Bis man die Einzelheiten dieses Rätsels kennenlernt, baut sich eine geheimnisvolle Handlung auf, die auch darauf beruht, dass sich die meisten Leser solche Dinge nicht wirklich vorstellen können. Vielleicht glaubt man auch gerne an geheime Botschaften. Doch irgendwann muss der Autor dann etwas brachiale Action ins Geschehen bringen, um den drohenden Weltuntergang glaubhaft anzukündigen. Die Katastrophen, die dann folgen, kann man sich irgendwie besser vorstellen, weil man so etwas Ähnliches vielleicht schon mal Popkorn kauend gesehen hat. Die Rechte für den kommenden Film sollen ja schon verkauft sein.

Der ganze Thriller ist von Anfang an darauf ausgelegt, dringend verfilmt werden zu wollen. Die Apokalypse beginnt mitten in Europa. Wahrscheinlich kommt mancher hier an den Punkt, an dem er aussteigt und nur noch die Idee gut findet, weil man diese Hollywood-gerechten Übertreibungen schon kennt und müde abwinkt. Der Autor aber steht nun vor einem echten Problem: Wie soll er das ganze enden lassen? Vom zukünftigen Weltuntergang zu lesen, ist nicht gerade prickelnd. Und das auch noch so kurz vor Weihnachten.

Aber Gott sei Dank war da ja noch die Junk-DNS, die reale, die ohne Botschaften, soweit jedenfalls bisher bekannt. Na ja, Botschaften enthält sie doch, nämlich die, mit welchen viralen Angriffen die Menschheit bisher zu tun hatte, denn nur so kamen diese Anteile überhaupt zustande. Diese tatsächlichen Erkenntnisse und ein logischer Trick verhelfen dem Autor die ramponierte Happyend-Kurve gerade noch zu kriegen. Aber wahrscheinlich ärgert er damit wohl manche Leser erst recht.

Mir hat dieser ein wenig zu lange Thriller ganz gut gefallen. Vielleicht auch weil ich nicht alles ernst nehme, was für Unterhaltung sorgen soll. Allerdings ist meine Sympathiekurve für dieses Buch langsam, aber stetig gefallen. Immerhin jedoch ist das Buch ein überzeugender Hinweis, wie man aus dem Lesen eines populärwissenschaftlichen Artikels so richtig Kohle machen kann, wenn man die nötigen handwerklichen Fähigkeiten dafür besitzt.
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