Als Leserin, die sich durch sämtliche Facetten der Belletristik liest, weiß ich einen Roman zu schätzen, der emotionale Tiefe mit einem Hauch von Mystik verbindet. „Zwischen uns der Tag“ ist der gelungene Auftakt der "Whispering Dreams"-Reihe und eine berührende Geschichte über Verlust, Sehnsucht und die magische Kraft des Neubeginns. Dieses Buch ist eine nette Lektüre im besten Sinne – leicht, gefühlvoll und tief empfunden.
Der Zwiespalt zwischen Realität und Vision
Die Protagonistin Lucy kämpft sich durch einen emotionalen Ausnahmezustand. Ihr Mann Aaron wird seit vier Jahren auf See vermisst, und obwohl die Welt ihn für tot hält, klammert sich Lucy an die Hoffnung seiner Rückkehr. Sie ist Krankenschwester in einer Klinik für psychische Probleme auf Rügen und muss sich dort nicht nur mit einem schwierigen Chef, sondern auch mit Patienten wie dem gequälten Ethan van Holt auseinandersetzen. Lucy ist eine empathievolle junge Frau und eine liebevolle Mutter, die ihr Leben trotz des Schicksalsschlags tapfer meistert.
Der Roman thematisiert die Phasen der Trauer und die Zerrissenheit der Protagonistin: Darf man sich verabschieden? Darf man glücklich sein, wenn die große Liebe noch vermisst wird?
Die Magie der Träume als Kompass
Die Geschichte gewinnt eine faszinierende Dimension, als Lucy nachts in ihren Träumen eine andere Welt entdeckt. Diese Traumsequenzen sind bildlich toll geschrieben und intensivieren sich zunehmend. Sie erhält dort Hilfe und Ratschläge, die sich auf ihr reelles Leben beziehen und die sie selbst erst entschlüsseln muss. Die Grenzen zwischen Traum und Realität verschwimmen und fordern Lucy heraus, sich ihren Gefühlen zu stellen und neu aufzublühen.
Man erlebt Lucys Gefühlswelt hautnah mit und wird Zeuge, wie sich ihre innere Auseinandersetzung positiv auf ihr äußeres Leben auswirkt und ihr neue Ideen und Möglichkeiten zur Verwirklichung eröffnet.
Charaktere, die ans Herz wachsen
Das Buch lebt von seinen liebenswerten Figuren: Die sympathische Lucy und ihre kleine, aufgeweckte Tochter Stella erobern sofort das Herz des Lesers. Hinzu kommen die spirituelle Freundin Naima, die wie eine esoterische, gute Seele wirkt, und der zunächst seltsam wirkende Patient Ethan. Ihre Interaktionen, eingebettet in den Klinikalltag, schaffen eine schöne Tiefe und zeigen die Bedeutung von Freundschaft und Unterstützung.
Der Roman ist in einer einfachen Sprache gehalten und leicht zu lesen, was ihn zum idealen Begleiter für ruhige Lesestunden macht. Das Cover ist zudem ein echter Blickfang, der die mystische Stimmung perfekt einfängt.
Fazit
„Zwischen uns der Tag“ ist ein gefühlvoller, tröstlicher Liebesroman an der wilden Küste Rügens. Er ist für alle lesenswert, die Romantik und eine magische Note lieben. Ob Lucy ihr persönliches Glück finden darf und was das Leben noch für sie bereithält darf der Leser selber herausfinden. Ein gelungener Auftakt, der neugierig auf die Fortsetzung der "Whispering Dreams"-Reihe macht.