Friedemann Schrenk dürfte allen in Deutschland, die sich für Paläoanthropologie interessieren, ein Begriff sein, vornehmlich wegen seiner Funde in Malawi, um die es in diesem Buch geht. Ich muss gestehen, dass mir der Name seines Kollegen und Freundes Timothy G. Bromage nicht bewusst geläufig war, aber ich bin ja auch nur ein interessierter Laie.
Anders als man zunächst aufgrund des Titels vermuten könnte, handelt es sich hier nicht um ein reines Sachbuch zum Thema Frühmenschen, vielmehr erzählen Schrenk und Bromage in diesem Buch gemeinsam von ihrem Werdegang und ihrem gemeinsamen Projekt, dem “Hominid Corridor Research Project”. Gesucht sind in diesem Projekt Fossilien, die eine Brücke zwischen den ost- und den südafrikanischen Hominidenfunden herstellen. Die Forscher berichten aber natürlich nicht nur von ihren Entdeckungen, sondern auch von dem aus ihnen gewonnenen Wissen über unsere fernen Vorfahren. Interessant sind auch die Erklärungen zu den wissenschaftlichen Methoden, über Zusammenhänge zwischen Hominidenfunden und anderen Fossilien, den geologischen Schichten usw. Das Buch ist durch und durch laientauglich, sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Einzig gestört hat mich die Verwendung des Wortes “Anyway” am Satzanfang. Auch wenn diese im Englischen sehr geläufige Floskel wohl vielen deutschsprachigen Lesern bekannt sein dürfte, hab ich sie als äußerst – ja, nervig – und deplaziert empfunden. Aber nun, die Autoren sind ja schließlich auch keine Schriftsteller, sondern Wissenschaftler.
Den interessantesten und spannendsten Teil des Buchs stellt für mich das Kapiel “Zwei Hominiden und eine Zahnecke – aller guten Dinge sind drei” dar, in dem es um den “großen” Fund von Friedemann Schrenk, den berühmten Unterkiefer “UR 501″, geht (nett auch die Anekdote dazu, wie das Stück zu seinem Namen kam). Dieses entpuppte sich als Homo rudolfensis mit einem Alter von 2,4 Millionen und das derzeit älteste bekannte Exemplar der Gattung “Homo”.
Zum Schluss erzählen die Autoren noch von dem Museum, das sie in Malawi für die kostbaren Funde errichten ließen, und somit dem Volk von Malawi die Möglichkeit gaben, sich mit der menschlichen Geschichte insbesondere im eigenen Land auseinanderzusetzen. Womit wir bei einem weiteren sehr schönen Aspekt des Buchs angelangt sind: der Liebeserklärung der Autoren an das Land, das zu ihrer zweiten Heimat wurde, und seinen Menschen. Da werden nicht nur Anekdoten erzählt, sondern auch ernste Themen angesprochen, wie die Benachteiligung des Nordens des Landes.
Ich lege dieses schöne Buch allen ans Herz, die sich wie ich für die Frühgeschichte der Menschheit interessieren und darüber hinaus auch einen unterhaltsamen Einblick in die Arbeit eines Paläoanthropologen erhalten möchten. Und ich bin wahnsinnig gespannt, welche Funde und Erkenntnisse uns die Zukunft noch bringen wird!