Rezension zu Der Königsmacher von Friedrich Christian Delius
Rezension zu "Der Königsmacher" von Friedrich Christian Delius
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren
In diesem Buch geht es eigentlich um zwei Geschichten. Zum einen die Geschichte von Minna, das uneheliche Kind zwischen einer Bäckerstochter und dem Prinzen von Oranien, Wilhelm I. Die heimliche Königstochter wird im Laufe ihres Lebens von einer Pflegefamilie zur nächsten geschoben, um ihre Herkunft nicht auffliegen zu lassen. Zum anderen geht es um den unpopulär gewordenen Schriftsteller Albert Rusch, der mit der Geschichte vom Minna wieder interessant werden will. Zugleich ist Minna auch seine Urururgroßmutter und so sonnt sich Rusch bald als Experte für Adel und Preußen wieder im Rampenlicht. Durch den stetigen Wechsel zwischen Minnas und Alberts Geschichte kann man allerdings leicht den Überblick verlieren. Kaum steckt man in der einen Story wieder drin, wechselt der Text wieder auf den anderen Erzählstrang. Anfangs stehen die beiden Erzählhälften noch in Bezug zueinander, jedoch laufen sie im Fortgang des Buches immer mehr auseinander. Am Ende arbeitet Rusch gar nicht mehr an seinem Roman über Minna, obwohl ihre Geschichte parallel dazu weiterläuft. Es handelt sich also um ein Buch über einen Autor, der ein Buch schreiben will. Am Ende hat er das auch getan. Der eigentliche Autor, F.C. Delius, präsentiert das Buch in einem Vorwort als das Werk seines Freundes Albert Rusch. Warum er das tut, erfährt man am Ende des Buches. Und so lösen sich die Fragen um das Wer, Was und Warum von Autorenschaft und den beinen Erzählsträngen doch noch auf.