Rezension zu "Romulus der Große. Ungeschichtliche historische Komödie. Neue Fassung." von Friedrich DÜRRENMATT
Romulus der Große
Friedrich Dürrenmatt
Neue Fassung 1964
4 Akte
Die Germanen stehen vor den Türen der Stadt Rom. Der Staat ist bankrott. Minister und Soldaten fliehen, überall schreiende Frauen und Kinder. Menschen werden gefangen genommen, Leute werden gefoltert. Vor den Toren der Stadt herrscht ein wildes, blutiges Chaos.
In einem alten Landhaus: Premier- und Kriegsminister schlafen, der Oberhofmeister wird vermisst, eine wildumher rennende Kaiserin, und eine Prinzessin, die dramatische Theaterstunden bei ihrem Lehrer nimmt. Hühner gackern und flattern wild im Hof umher.
Der Kaiser? Der schläft.
Ein erschöpfter und schwer verwundeter Reiterpräfekt kommt angestürmt, so schnell es seine Verwundungen erlauben. Er will dem Kaiser sprechen. Er will sein geliebtes Vaterland retten, bevor es zu spät ist! Die Antwort seines Kaisers bekommt er wenige Stunden später, während dieser "zu Morgen isst" und sich nach seinen Hühnern erkundigt: Rom ist schon verloren.
Alle versuchen den Kaiser zu überzeugen, etwas zu unternehmen. Die Kaiserin Julia, die mit ihm nach Sizilien flüchten will. Der Kriegsminister, der ihn seine Schlachtpläne zur Rettung von Rom vorschlägt. Ein Hosenfabrikant, der behauptet das Reich retten zu können, dafür aber die Tochter des Kaisers heiraten will. Ein aus den Händen der Germanen geflüchteter Geisel, der nach drei Jahren Gefangenschaft nun zu seiner Verlobten Prinzessin Rea, Tochter des Kaisers von Rom, zurückkehrt. Der kaiserliche Bruder des Kaisers Zeno, Kaiser von Westrom. All diese Menschen wollen ihr Vaterland retten und ihm bis zur letzten Stunde dienen, doch was kann man denn groß ausrichten, wenn der Kaiser selbst nur meint, dass das Vaterland schmutzig und blutig ist, und man ihm nicht mehr dienen sollte, sondern zu den Menschen zurückkehren, die man liebt, wie er seiner Tochter Rea anvertraut?
Ausschnitt aus dem 1. Akt: Der Kaiser und seine Hühner
Ort: Landhaus, Residenz des Kaisers
Zeit: Morgen des 15. März, 476 n. Chr.
Romulus: Das Morgenessen.
Pyramus, Kammerdiener: Das Frühstück.
Romulus: Das Morgenessen. Was in diesem Hause klassisches Latein ist, bestimme immer noch ich.
Die Kammerdiener Pyramus und Achilles decken den Tisch. Sie bringen ihm ein Ei, das der Kaiser genau betrachtet.
Romulus: Augustus hat nichts gelegt?
Pyramus: Nichts, mein Kaiser.
Romulus: Tiberius?
Pyramus: Die Julier nichts.
Romulus: Die Flavier?
Pyramus: Domitian. Doch von dem wünschen Majestät ausdrücklich kein Ei zu verspeisen.
Romulus: Domitian war ein schlechter Kaiser. Er kann Eier legen, so viel er will, ich esse sie nicht!
Pyramus: Zu Befehl, mein Kaiser.
Dieses Stück von Friedrich Dürrenmatt hat mir sehr gefallen. Ich habe es letztes Jahr mit der Theater-AG unserer Schule vorgeführt. Zuerst war ich als unser Theater-AG Leiter das Stück vorgeschlagen hat, wie die anderen in der AG, ziehmlich skeptisch, doch haben sich meine Zweifel schon schnell in Luft aufgelöst. Es war sehr schön und wir hatten sehr viel Spaß!
Mir persönlich gefällt das Stück sehr, da es, auch wenn es eine ungeschichtliche Komödie ist, in mehreren Punkten mit der Realität übereinstimmt. Das Stück ist nicht zu ernst und wird durch mehrere lustige Passagen etwas heiterer und zu einer richtigen Komödie.
Der dritte Akt ist mein persönlicher Lieblingsakt, als Romulus die Gespräche mit seiner Frau, seiner Tochter, Ämilian und den anderen führt und alles zugibt.
Sehr zu empfehlen, auch für die, die sonst von "klassischen Werken" nicht unbedingt sehr viel halten.