Cover des Buches Der Geisterseher (ISBN: 9783872912220)
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Rezension zu Der Geisterseher von Friedrich Schiller

Rezension zu "Der Geisterseher" von Friedrich Schiller

von SoSo vor 12 Jahren

Rezension

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SoSovor 12 Jahren
Schillers einziger Roman, angesiedelt im barocken Venedig, handelt von unerfüllten Liebschaften, merkwürdigen Zufällen und tragischen Verwechslungen - ein fantastischer Roman voller Mystik, krimineller Energie und Spannung. Der Ich-Erzähler, ein Graf von O*, beschreibt die Geschichte eines Prinzen, den er in Venedig besucht. Er betont, dass er, obwohl viele unglaubwürdige Dinge passieren, selbst Augenzeuge der Ereignisse war und sie wahrheitsgetreu wiedergeben wird. Eines Abends werden der Graf und er bei einem Spaziergang über den Markusplatz von einem maskierten Mann verfolgt, dem Armenier. Dieser erreicht sie schließlich durch das Gedränge und raunt einige seltsame Worte: „Wünschen Sie sich Glück, Prinz...um neun Uhr ist er gestorben.“ Danach verschwindet er. Im Lauf der Geschichte kommt es zu vielen mysteriösen Zwischenfällen und das Geheimnis um den Armenier wird nach und nach gelüftet. Die Intrigen einer jesuitischen Geheimgesellschaft werden beschrieben, die den protestantischen Prinzen zum Katholizismus bekehren und ihm die Krone in seinem Stammland sichern will. Man merkt, dass der Text unvollendet ist und Teile der Geschichte wohl eher Fragmente als eine fertige Endfassung sind. Trotzdem hat Schiller, in seinem einzigen Roman Elemente wie Geisterbeschwörung und Geheimbünde aufgegriffen, die eigentlich erst Jahre später in der Romantik populär wurden. Schiller selbst mochte seinen Text nicht besonders. Er war kein großer Anhänger der neumodischen, romantischen Entwicklung in Literatur und Kunst, was mit ein Grund ist, warum er den Text, den er Kapitelweise für eine Zeitschrift schrieb, nicht vollendet hat. Aber gerade dieses abrupte Ende trägt zu der mysteriösen Stimmung bei. Kurz bevor alle Geheimnisse gelüftet werden bricht der Text ab und der Leser bleibt mit vielen Fragen zurück. Ich bin kein großer Schiller Fan. Ich habe den Text gelesen, da ich die literarische Romantik als Prüfungsthema gewählt habe und erfahren wollte, wie Schiller, Jahre vor der Epoche der Romantik, mit mysteriösen Themen wie Geisterbeschwörung und Spiritualität umging. Im Gegensatz zu Schillers Dramen finde ich den Geisterseher sehr gelungen.
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