Rezension zu "Sturmflut: Band I" von Friedrich Spielhagen
Als Reinhold Else von Werben begegnet, ist es Liebe auf den ersten Blick, trotz des Standesunterschieds. Die Chance sie wiederzusehen ist minimal, doch dann trifft er sie wieder – in Berlin, als Nachbarin seines griesgrämigen Onkels Ernst, der in unversöhnlicher Feindschaft mit den von Werbens lebt. Was ist da vorgefallen? Welches spiel spielt Ottomar von Werben, Elses Bruder, mit Reinholds Cousine? Und in welche Machenschaften lässt sich der leichtsinnige Graf Golm ziehen, der ebenfalls um Else wirbt?
Ein Klassiker des 19. Jahrhunderts. Elegante Sprache, feiner Figurenaufbau und ein perfides Spielchen des nicht so sauberen Aufsteiger-Bürgertums mit dem heruntergekommenen Adel. Ein auf drei Bände bzw. sechs Bücher angelegtes Intrigenspielchen bei dem der Leser zwischen Hoffen und Bangen pendelt. Sprechende Namen wie „REINhold“ und „ERNST“ spiegeln ebenfalls die Unterhaltungsliteratur des 19. Jahrhunderts. Die Frakturschrift ist für mich kein Problem, aber der Druck hätte von besserer Qualität sein können. Schade, dass es dieses Werk nicht in einer regulären Ausgabe ungekürzt gibt. Die Unsitte Klassiker zusammenzustreichen wie man lustig ist, macht mich wahnsinnig. Gerade „Sturmflut“ mit fast 1000-Seiten Umfang, sollte nicht auf 300-Seiten reduziert werden. Da bleibt dann ja kaum mehr übrig als „Wusch, Blubb, und weg“. Pro Wort 100 Seiten…
Fazit: ich mag den Roman! Das Flair des 19. Jahrhunderts, der Hauch Kolportage und der sorgfältige Aufbau der Geschichte haben mich sofort fasziniert. Reinhold ist der unumstrittene Held, doch die restlichen Charaktere enthüllen sich erst nach und nach, und ich denke, es erwarten mich in den beiden Folgebänden noch ein paar Überraschungen.