Rezension zu "Also sprach Zarathustra" von Friedrich Wilhelm Nietzsche
Friedrich Nietzsches Prosawerk "Also sprach Zarathustra - Ein Buch für Alle und Keinen" ist wohl vielen durch das viel zitierte "Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." bekannt.
Nietzsches Protagonist Zarathustra ist ein Gelehrter, der sich vor den Menschen und ihrer Verblendung seiner Lehre gegenüber in eine Berghöhle zurückzieht. Dort lebt er mit seinen Tieren, einer Schlange und einem Adler. Dies wiederum macht ihn für den Großteil der Menschen zum Sonderling, sie lachen über ihn oder blicken ihm mit eisigen Blicken entgegen.
In Zarathustras Lehre geht es hauptsächlich darum, dass der Mensch seinen eigenen Willen entwickeln soll, sich selbst über die eigenen Tugenden erhebt und nicht "von unsichtbaren Händen gebogen und gequält" wird. Zarathustra sucht den "Übermenschen" oder "höheren Menschen", der fähig ist, seine eigene Herkunft, sein Menschsein zu überwinden.
Stellenweise liest sich das 1883 begonnene und 1885 von Nietzsche abgeschlossene Werk flüssig, weil lehrreich. Seine Kritik am Gruppenzwang der Gesellschaft erscheint mir sogar sehr visionär für die Zeit der Entstehung. Gerade Zarathustras Begegnungen im ersten oder im vierten Teil mit den beiden Königen, dem Zauberer, dem hässlichsten Menschen, dem freiwilligen Bettler oder dem Schatten stimmen nachdenklich und wirken auch im Heute aktuell. Oftmals hatte ich auch den Eindruck Nietzsche parodiert religiöse Lehren und Bibelstellen. Seine Protagonisten sehen sich selbst dem Tod Gottes gegenüber haltlos und sehnen sich nach einem Gottgleichen, der sie erneut befähigt zu hoffen, zu glauben und zu beten.
Das Volumen an sich war gut zu bewältigen, auch wenn ich an manchen Stellen das Gefühl hatte mich im Kreis zu bewegen. Alles in allem ein interessantes klassisches Werk, das wohl seinesgleichen sucht.